Gestern abend habe ich bereits eingepackt und aufgeräumt, denn eigentlich wollte ich heute früh gleich nach Hause fahren. Dann höre ich in Radio Steiermark, dass der Föhn, der die Gipfelaufenthalte der letzten drei Tage unangenehm gestaltet hat, über Nacht einschläft. Da kann ich doch nicht einfach davonfahren. Ich brauche kurzentschlossen noch eine relativ hohe Tour. Da fällt mit das große Tragl ein. Da bin ich im Winter mit Schneeschuhen rauf und habe den Gipfel erst beim zweiten Mal erreicht. Beim ersten Versuch hat mich der Wind verblasen. Damals wurde ich gerügt, weil die Tour wegen Spalten und Dolinen gefährlich ist. Ich habe mir vorgenommen die Strecke auch einmal ohne Schnee zu besichtigen, um zu sehen wie viele Dolinen es tatsächlich gibt.
Normalerweise habe ich Bergstraßen nicht so gerne und gehe lieber von unten weg. Heute zahle ich den Zehner für die Fahrt auf die Tauplitzalm um länger und weiter oben in der Sonne zu sein. Ich bin heute spät dran, aber um halb 9 immer noch der Erste hier am Parkplatz. Sind alle anderen Langschläfer?
Sobald es Schnee gibt ist hier oben auf den Schipisten mehr los. Jetzt ist alles ruhig, unten liegt der Großsee.
Bei den Steirerseehütten verlasse ich die mit Hütten und Liften "verzierte" Tauplitzalm. Hinter dem Steirersee sieht man den Roßkogel, den ich unlängst bestiegen habe.
Bei meinem ersten Versuch im Winter mit Schneeschuhen auf das Große Tragl zu gehen, bin ich hier einer Schispur gefolgt, die gleich unter dem Sturzhahn den Hang gequert hat. Ohne Schnee scheint das schwieriger zu sein. Ich muss zu den Hütten hinunter und den Aufstieg dort beginnen.
Nebel im Ennstal und der Grimming im Gegenlicht. Hier oben gehe ich im schönsten Sonnenschein.
Bald wird der Boden felsiger. Im Winter sah das doch etwas anders aus.
Der Sommerweg hat einen etwas anderen Verlauf als im Winter. Ist aber immer gut markiert, auch wenn man von Weg selber nicht immer etwas erkennen kann.
Auf dem am Boden liegenden Schild steht, schon schlecht erkennbar, dass man die Markierung nicht verlassen soll, weil sonst Absturzgefahr in die Dolinen droht. Das ist auch ratsam, tiefe Löcher gibt es genug.
Bekannt ist die Doline, in die Hr. Jungbauer aus Linz vor langer Zeit gestürzt ist. Zu seinem Gedenken steht hier das Jungbauerkreuz.
Ohne Schnee wirken die Karren, wie das Gebiet genannt wird, deutlich wilder als im Winter. Tiefe Spalten, grundlose Löcher, ausgewaschene Platten.
Zwischendurch, immer auf die Markierungen achtend, komme ich zum Schwaigbrunn. Hier soll eine Quelle sein, aber immer wenn ich hier bin, ist sie zu zugefroren, auch heute.
Bei der Schwaigbrunn halte ich mich links. Geradeaus geht die Route für die Durchquerung des Toten Gebirges, die man wenn überhaupt im Winter mit Schiern macht. Eine Tafel warnt vor dem Versuch, weil es keine Markierungen gibt.
Auch neben dem Weg zum Gipfel des Großen Tragls gibt es noch Spalten und Dolinen. Im Winter war hier eine glatte, weiße Fläche.
Dann bin ich oben. Der Wetterbericht hatte recht es ist windstill und warm. Ich kann Mitte November im kurzärmeligen Leibchen auf 2179 m Höhe meine Jause in der Sonne genießen. Die Aussicht ist herrlich. Der Gletscher des Dachsteins leuchtet in der Sonne.
Ein Blick ins Gesäuse. Der Ödstein, das Hochtor, dann der Admonter Reichenstein mit dem Sparafeld davor. Links daneben blitzt sogar der Eisenerzer Reichenstein hervor. Danach Wildfeld und Zeiritzkampel, nehme ich an. Rechts im Einschnitt liegt der Nebel über dem Schoberpass. Rechts unten ragen die Felswände des Hochtausing heraus.
Das Tote Gebirge. Hier sind viel zu viel Gipfel um sie einzeln zu benennen. (In's Bild klicken für größere Ansicht)
Hebenkas, Hochplanberg, Kraxenberg
Zwischen Großen und Kleinen Hochkasten drängt sich die Spitzmauer hervor.
Plankermira bis Weiße Wand.
Hier das ganze nochmal in einem 360°-Panorama. (In's Bild klicken für größere Ansicht)
Schon im Winter habe ich überlegt noch zum Scheiblingtragl weiter zu gehen. Damals sind mir aber die Schneewächten doch zu hoch gewesen. Heute kraxel ich über einige Felsen, umgehe die Löcher und komme zum Grat, der einfach auf den Gipfel leitet. Markierungen gibt es hier keine.
Oben steckt nur eine Stange im Steinhaufen. Der guten Aussicht schadet das nicht. Der Dachstein ...
... Hochweiß, Plankermira und Weiße Wand.
Auf den Bartlrücken bin ich schon im Winter raufgegangen, weil ich eine kleine Hütte unterhalb des Gipfels gesehen habe. Die Hütte sehe ich jetzt auch, aber die schaut viel neuer aus, als im Vorjahr?
Das Große und das Kleine Tragl aus ungewohnter Perspektive. Rechts unten Sturzhahn und Traveng, dahinter der Grimming im Gegenlicht.
Das Scheiblingtragl vom Weg zum Bartlrücken.
Die Hütte unterhalb des höchsten Punktes ist tatsächlich nigelnagelneu, aber leider gut verschlossen, sonst wäre das ein ideales Biwak.
Gefällt mir so gut, dass ich den Besitzer fast ein wenig beneide. Wer das wohl ist? Ein Jäger? Wem gehört eigentlich das Tote Gebirge?
Nach meinem ersten Besuch bin ich wieder zurückgegangen zum Aufstiegweg vom Tragl. Heute werde ich den Rücken komplett überschreiten. Das geht auch ganz gut, nur ein paar Schneefelder und Spalten sind zu umgehen.
Ich erreiche die Schiroute, auf der ich zurück zum Schwaigbrunn gehe. Das ist allerdings nicht mehr einfach. Es gibt zwar vereinzelt Steinmännchen und lange Wintermarkierungsstangen, aber auch Dolinen und spitze Felsen. Durch die Stangen ist zwar die Richtung nicht zu verfehlen. Einen Weg durch die Felslandschaft dorthin muss man aber selber finden.
Hier bin ich am Tragl vorbei und gehe entlang der Traglwände weiter. Jetzt wieder entlang der Markierungen ...
... vorbei an den Dolinen. Die Warnung vor einer Winterbegehung war wohl berechtigt.
Interessant anzuschauen sind die weißen Kalkfelsen aber schon.
Der Sturzhahn dient mir immer als Orientierungspunkt, dann weiß ich immer, wie weit ich noch habe.
Auf einem sehr schönen Platz steht diese Hütte mit Aussicht zum Steirersee und zum Roßkogel.
Dann betrete ich wieder die Zivilisation. Die Tauplitzalm wäre ein sehr schönes Almgebiet, wenn man die vielen Straßen, Häuser und Lifte nicht gebaut hätte. Aber wie ich immer behaupte: "Naturschutz ist nur dort wichtig, wo man kein Geld verdienen kann".
Idyllisch schaut eine einsame Schneekanone auf den Großsee hinab. Keine Sorge, auch ihre Zeit kommt bald wieder, dann ist es hier mit der Ruhe und Einsamkeit vorbei. Gut das ich dann nicht mehr hier bin.
Hier auf der KOMPASS Karte Steiermark ist mein Weg eingezeichnet. Heute war ich etwa 6,5 Stunden unterwegs, dabei habe ich 17 km und ca. 900 hm zurückgelegt.
vorige Tour: Loser, Bräuningzinken nächste Tour: Hochtürnach