Manchmal kommt es anders als geplant
Obertauern, Ernsthütte, Twenger Alm, Twenger Almsee, Großes Gurpitschek, (Vorgipfel, ca 2500 m) Gollitschspitze, 2247 m, Twenger Alm
Einmal noch möchte ich das herrliche Herbstwetter am Berg genießen bevor der Winter mit aller Macht hereinbricht. Es ist eisig kalt geworden und die Schneekanonen in Obertauern laufen auf Hochtouren. Die Schifahrer freuen sich auf den den Beginn der Wintersaison. Obertauern ist ja ein Winterparadies für Schifahrer. Dass es für mich weniger schön ist mit all seiner Infrastruktur darf ich nicht laut sagen. Ich bin da ziemlich allein mit meiner Meinung und diejenigen denen das gefällt hören es nicht gern wenn ich anderer Meinung bin.
Es ist herrlich blauer Himmel über Obertauern. Dazwischen hängen die künstlich erzeugten Schneewolken. Der Wind bläst den Kunstschnee auch über die Straße. So wird eine Teststrecke für Winterreifen geschaffen. Die großen Parkplätze sind noch leer, aber morgen soll auch Naturschnee kommen und die Schisaison beginnt in zwei Wochen.
Ich gehe vom Jugendheim Schaidberg in Richtung Twenger Alm. Die Almstraße ist teilweise steil, steinig und auch manchmal vereist. Dort wo vor ein paar Tagen noch das Wasser heruntergeronnen ist, ist heute alles vereist.
Ein Rückblick zu den Kesselspitzen.
Dann geht es nach vorne genau in Richtung Sonne. Im Schatten war es frostig kalt. Ich freue mich kurz vor der Ernsthütte dass mich die Sonnenstrahlen erwärmen.
Und noch ein Blick zurück. Die Ernsthütte verschwindet und ...
... vor mir liegen die Hütten der Twenger Alm. Hier wird meine Tour heute enden, aber das weiß ich jetzt noch nicht. Über den Hütten thront das Weißeneck. Es ist nur vom Raureif leicht weißlich. Ich war heuer schon oben.
Ein Stück weiter oben komme ich zum Twenger Almsee. Er ist größer als erwartet und er ist noch nicht zugefroren. Rechts ist die Gollitschspitze wo ich dann später runterkommen werde.
Viele interessante und mir noch ziemlich unbekannte Gipfel sind hier zu sehen unter anderen Schwarzeck und Hochfeind sind da dabei.
Oben am Kamm ist auch ein kleiner See. Der ist zugefroren. Rechts wieder die Gollitschspitze.
Jetzt ist der Blick nach Norden frei und der Blick geht über das Weißpriachtal ins Znachtal mit dem Schusterstuhl links und dem Hundstein rechts im Bild. Der unterhalb des Blasriegels sichtbare See heißt einfach nur Lacken.
Ich bin unterwegs in Richtung Gurpitschek. Anfangs geht es auf dem breiten Wiesenrücken aufwärts. Hier beginnen dann erste Schneefelder.
Der Weg geht hier links vom Grat weiter. Die Schneefelder sind hart gefroren und daneben ist alles mit Raureif überzogen. Ich habe meine Grödel übergezogen. So komme ich trotzdem weiter.
Da muss ich nicht hinauf. Der Weg geht links vorbei. Es wird steiler aber noch kann ich die eisigen Schneefelder umgehen.
Hier wird es schon schwieriger. Unten links ist der Weg zu sehen der jetzt fast komplett mit Schnee bedeckt ist.
Diese Querung ist mir trotz Grödel nicht geheuer. Es geht steil runter und der Schnee ist so hart dass ich mit den Stöcken nur daran kratzen kann. Wenn ich hier ausrutsche geht es weit bergab. Für richtige Bergsteiger und Wilde Hennen ist das wohl kein Problem.
Statt der Querung versuche ich noch gerade auf den Grat hinauf zu kommen. Hier kann ich schon das Gipfelkreuz sehen.
Ein Stück geht es noch weiter bis zu einem Vorgipfel. Da müsste ich runter und dann drüben wieder rauf. Doch das ist kein Gelände für alte, gemütliche Bergwanderer, schon gar nicht wenn alles eisig ist und auch noch Wind aufkommt.
Ich drehe um und mache es mir in dieser Mulde gemütlich um windgeschützt meine Jause einzunehmen. Natürlich lass ich keinen Müll zurück, aber das hätte ich auch nicht wenn man keine solchen völlig sinnlosen Tafeln aufgestellt hätte.
Noch ein Blick zurück zum Vorgipfel auf dem ich oben war. Jetzt bin ich wieder auf dem Weg und gehe hinunter.
Nachdem ich den Gipel des Großen Gurpitschek nicht erreicht habe möchte ich jetzt auf die Gollitschspitze gehen um doch noch ein Gipfelkreuzfoto zu machen.
Der Blick zum Twenger Almsee und weiter unten sind auch die Hütten der Twenger Alm zu sehen.
Auf der anderen Gratseite ist der Schönalmsee, der ist noch größer. Den muss ich mir im Sommer noch mal aus der Nähe ansehen.
Das Gipfelkreuz auf der Gollitschspitze hat es samt der Verankerung umgerissen. Der Sturm hier oben ist wohl zu stark gewesen.
Der Christus am Kreuz wirkt für mich mit dem Rockerl und den runden Konturen ziemlich weiblich auf mich.
Der Grat zur Tauernhöhe schaut interessant aus. Den merke ich mir auch mal vor für den nächsten Sommer.
Mein Freund Monsieur Peter würde sagen er kommt in die Gipfelvorratsdose. ;-)
Ein Blick zurück zum Großen Gurpitschek. Ich bin ja schon einmal oben gewesen, allerdings ohne Schnee und Eis.
Ein nettes Paar aus Mariapfarr ist auch hier und macht hier das Gipfelbild für mich. Dann kommt noch eine junge hüsche Dame aus Tweng barfuß mit den Schuhen inder Hand herauf. So kann sie sich besser erden, meint sie. Dann auch noch ein junges Paar, Touristen aus Deutschland. Nach einem netten Gipfelplauscherl ist die Sonne weg. Es beginnt leicht zu flankerln und es wird kälter.
Ich mache den Anfang und steige ab. Zuerst zum See und dann weiter zur Twenger Alm. Es ist hier nicht zu sehen, aber der Weg hinunter ist teilweise ziemlich eisig. Da wo vor ein paar Tagen das Wasser runtergeronnen ist sind jetzt glatte Eisplatten. Einmal bin ich unachtsam und schon sind die Füße weg und ich krache voll auf den Rücken und dort liegt ein großer Stein. Die fünf Wanderer vom Gipfel kommen hinter mir nach und helfen mir. Sie reden mit mir und tragen meinen Rucksack und geleiten mich langsam bis zu den Almhütten. Unterwegs rufen sie die Bergrettung. Ich muss nur einige Minuten warten bis die Bergrettung aus Obertauern mit dem Quad kommt und mich abholt. Die Fahrt hinunter nach Obertauern ist sehr schmerzhaft obwohl der Fahrer sehr langsam und vorsichtig über den steinigen und vereisten Weg hinunter manövriert. Unten wartet schon das Rote Kreuz und die Polizei auf mich. Die Polizisten wollen wissen was passiert ist und ob Fremdverschulden auszuschliessen ist. Das Rote Kreuz bringt mich dann nach Schladming ins Krankenhaus.
Dort werden 3 gebrochene Rippen festgestellt und das ist dann für die nächsten 9 Tage das einzige Gipfelkreuz das ich zu sehen bekomme. Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken. Bei den Wanderern die bei mir geblieben sind, bei der Bergrettung und beim Roten Kreuz und auch beim Personal im Krankenhaus. Alle haben mich bestens versorgt. Last but not least auch bei meinen Nachbarinnen, die mich im KH mit allem versorgt haben und mein Auto aus Obertauern geholt haben und es und mich dann später auch nach Hause gebracht haben. Es ist schön zu wissen dass man Hilfe bekommt wenn man Hilfe braucht.
Meine heutige Wanderung auf der KOMPASS Karte Salzburg eingezeichnet. Ich bin 9,5 km weit gegangen, habe 930 hm bewältigt und dafür 6 Stunden inklusive Pausen benötigt.