Nach einer ruhigen Nacht in der Bergerhube, ich war allein im Fünfer-Bettenlager und einem guten Frühstück bin ich wieder unterwegs bergauf. Das Wetter hat umgeschlagen, gestern noch herrlich sonnig und warm ist es heute nebelig und feucht. Ein leichter Nieselregen kann mich nicht aufhalten. Rund um den Talschluß des Hintertriebentales gibt es viele für mich interessante Gipfel. Im Osten liegt der Kamm mit Himmeleck und Kerschkernkogel usw. Ich habe ihn schon überschritten. Im Westen liegt der Große Griesstein, den ich vom Geierkogel kommend über den Sonntagskogel bestiegen habe. Auch im Süden gibt es mit dem Gamskogel, dem Speikleitenberg und dem Kettentalkogel Gipfel, die ich schon besucht habe. Dazwischen liegen der Mödringkogel und die Krugspitze. Sie sind mein heutiges Ziel.
Die langhaarigen Hochlandrinder fühlen sich wohl auf der Weide. Für Stadtaugen sehen sie sehr wild aus, sie sind aber gutmütig und sehr friedlich.
So sehr wie ich die Sonne mag und Wanderungen unter blauem Himmel über aussichtsreiche Höhen, so wenig bedaure ich dass es heute anders ist. Nebel, Kälte, Feuchtigkeit und die völlige Einsamkeit und Stille solcher Touren haben ihren eigenen Reiz. Wenn ich den Regen nicht kenne, wie soll ich mich dann über die Sonne freuen?
Bei der ausgestorben wirkenden Mödringalm bin ich schon vorbei. Vom markierten Weg bin ich abgewichen. Es soll einen unmarkierten Steig zum Krugtörl geben. Trotz GPS-Hilfe ist anfangs nichts davon zu erkennen. Ich folge Kuhsteigen und Wildwechseln und versuche immer in der Nähe des nicht zu erkennenen Steiges zu bleiben. Der Regen hat bald aufgehört, die dunklen Wolken hängen noch immer bleischwer über mir und erzeugen eine düstere Untergangsstimmung. Da erfreue ich mich an den roten Farbtupfern der Vogelbeeren.
Der Wald wird lichter, ich erreiche die Latschenzone. Mit etwas Orientierungsgefühl suche ich einen Durchgang - und finde den Weg. Es gibt tatsächlich einen gut ausgeschnittenen Steig der mich zu dieser Wiese, genannt "Himmel" führt. Ein Hirsch marschiert gerade darüber, auf dem Bild versteckt er sich hinter den Latschen, wer genau schaut sieht das Geweih. Ich marschiere weiter in den Sattel oberhalb des Himmels.
Ich bin nicht zum Krugtörl ausgestiegen, sondern in das Törl westlich der 2042 m hohen Krugkoppe. Hier erreiche ich den Kammweg und mich ereicht der kalte Wind, der hier oben weht. Handschuhe und Winterjacke mit Kapuze habe ich mit, sie leisten mir gute Dienste. Die Gämse ist von Natur aus gut ausgerüstet. Sie schaut mich genau an und weicht langsam aus.
Solche Wiesengrate mag ich gerne. Es ist interessant zu gehen, aber weder schwierig noch ausgesetzt genug um mich zu fürchten.
Anders schaut es hier aus. Über den Gamskogelgrat führt eine Klettertour, die für mich nicht machbar ist. Für schwindelfreie Kletterer sind gerade solche Anstiege interessant. Ist ja auch gut so, jedes Interesse findet so seine Erfüllung.
Auf dem Gipfel des Mödringkogel. Das Gipfelbeweisbild mit Selbstauslöser ist unverzichtbar.
Die Aussicht ist bescheiden. Ich interessiere mich hauptsächlich für meinen weiteren Weg. Geplant habe ich die Überschreitung des Speikleitenberges bis zum Kettentörl, den man hier im Bild sehen kann.
Während ich an einer halbwegs windgeschützen Stelle meine Jause verzehre wird das Wetter immer besser. Schon sind die ersten blauen Flecken am Himmel zu sehen. Einzelne Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch die Wolken. Beim Blick über das Triebental sehe ich das gestern bestiegene Vöttleck und den Triebenfeldkogel rechts davon Himmeleck und Griesmoarkogel.
Der Kamm über den Mödringkogel zum Gamskogel.
Ganz allein bin ich hier oben nicht. Ein Frosch versucht sich vergeblich vor mir im Gras zu verstecken.
Noch ein Blick zurück vom Gipfel der Krugkoppe. Es bibt jetzt dunkle Wolken und ein wenig Sonne.
Nach vorne schaut mein Weg so aus. Aber vorher mache ich noch einen Abstecher nach rechts hinunter über die Steilwiesen ...
... zum Krugsee. Das ist er noch nicht sondern ein kleiner See etwas oberhalb. Bald treffe ich auf zwei Wanderinnen, die sich auch vom morgendliche Regen nicht abhalten lassen haben. Sie sind durch den Gaalgraben aufgestiegen und wissen nicht welcher Gipfel die Krugspitze ist, auf die sie eigentlich wollen. Ich zeige sie ihnen und erkläre auch den Weg.
Am hinteren Ende des Krugsees gehe ich nach oben, aber erst nachdem ich von den vielen reifen Heidelbeeren gekostet habe.
Vom Gipfel schaue ich runter zum See. Die beiden Damen sind nicht nachgekommen. Sie bleiben eine Weile in den Heidelbeeren, dann sehe ich sie wieder absteigen.
Am Gipfel ist es immer windiger geworden. Ich halte mich nicht lange auf. Wieder runter in den Sattel und hinauf auf den nächsten Gipfel. Hat dieser Gipfel zwischen Krugkoppe, Krugspitze und Speikleitenberg eigentlich keinen Namen?
In der Bildmitte geht der Blick über das Gaalertörl und dahinter ist das jetzt der Kerschkern, der Schrimpfkogel oder doch schon das Geierhaupt?
Auf dem unbenannten(?) Gipfel zeigt ein Fähnchen den herrschen Wind. Dahinter Gamskogel, Mödringkogel, Grieskogel.
Dieses Ensemble markiert dem Gipfel des Speikleitenberges. Die Sonne ist weg, der Wind wird stärker. Ich mache dass ich weiter komme bevor mich der Wind vom Grat fegt.
Ein Rückblick zur Krugspitze und dem unbekannten Vorgipfel.
Beim Kettentörl überlege ich erst gar nicht noch den Kettentalkogel zu besteigen. Bei besserem Wetter wäre das eine Option gewesen.
Beim Abstieg zur Bergerhube beginnt es zu regnen. Mich stört es nicht. Ich habe meine Ziele wie geplant erreicht, die Regenjacke habe ich nicht umsonst mitgetragen und im Auto habe ich trockene Kleidung zum Umziehen.
In der Gaststube der Bergerhube werde ich gut verköstigt. Heute bin ich der einzige Gast, während gestern alles voll war. Ich kann beim Fenster auf die neu gebaute Kapelle rausschauen, während ums Eck ...
... scheinbar ein Zottelrind hereinschaut.
Meine heutige Wanderung auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Die Runde ist 15,8 km lang und ca. 1200 hm sind zu überwinden. Dazu habe ich mir 7 Stunden Zeit genommen (inkl. Pausen).