Der Name Glungezer ist mir seit langem bekannt. Gehört habe ich ihn immer im Zusammenhang mit dem Glungezer-Zirbenweg, der intensiv beworben wird. Diese Verbindung zwischen den Bergstationen der Patscherkofelbahn und der Glungezerbahn soll wohl in erster Linie den beiden Seilbahnen Kunden bringen und spricht Seilbahnwanderer an. Vorige Woche sind einige aus unserer Wandergruppe auch diesen Weg gegangen, natürlich mit Hilfe der Seilbahnen. Er hat ihnen gut gefallen. Mich interessiert vor Allem der Gipfel selbst, den ich natürlich ohne Seilbahnunterstützung erreichen will.
Daher wähle ich als Ausgangspunkt den kleinen Ort Mühltal. Ich finde einen kleinen Parkplatz mit Automat. Für drei Euro darf ich 24 Stunden mein Auto abstellen. An einer Hausmauer sind hübsche gelbe Wegweiser angebracht. Ich erschrecke ein wenig, 2,5 Stunden zum Meißner Haus, 4,5 bis zur Viggarspitze und gar 5,5 zur Glungezerhütte habe ich nicht kalkuliert. Zum Glück kann ich diese Zeiten etwas unterbieten und meine Tour, wie geplant zu Ende bringen bevor die Nacht hereinbricht.
Die Schotterstraße steigt gleich anständig an und bringt den Kreislauf in Schwung. Hier bei der Lourdeskapelle gäbe es einen schönen Rastplatz mit Tischen und Bänken. Dafür habe ich jetzt keine Zeit.
Nach einer Stunde und 15 Minuten sehe ich in der Wiese ein Haus stehen. Ich schaue am GPS nach wo ich bin und bin dann doch überrascht hier schon das Meißner Haus vor mir zu sehen.
Einkehr gibt es keine, ich gehe gleich weiter. Bei diesen Häusern schaue ich zurück und sehe eine ganz andere Ansicht des Patscherkofels, den ich nur am rot-weiß-roten Turm einwandfrei identifizieren kann.
Der Weg wird immer schmäler und schöner. Das Almgebiet mit einzelnen Bäumen und Hütten ist genussvoll zu durchwandern.
Das Viggartal bleibt zurück. Der kecke Spitz der Serles ist noch zu erkennen. Sonst ist die Sicht heute etwas getrübt.
Knapp unterhalb der Viggarspitze treffe ich auf andere Wanderer. Sie kommen von der Patscherkofelbahn und sind unterwegs zum Glungezer. Ich hätte fast die Abzweigung zum Gipfel der Viggarspitze übersehen.
Statt 4:30 wie angeschrieben habe ich nur 2:45 Stunden bis zum Gipfel gebraucht. Das beruhigt mich und passt besser zu meinem Zeitplan. Etwas beunruhigt bin ich über die Wolken, auch wenn ich nicht genau weiß wie ich sie einschätzen soll. Es weht ein kräftiger Wind, der aber noch leichter auszuhalten ist als die Gipfelkreuzsitzer, die auch nicht weggehen als ich sie mit gezücktem Fotoapperat umkreise.
Der Blick nach Innsbruck wird durch den Staub aus der Sahara beeinflusst.
Der Patscherkofel und links davon das Tal durch welches ich raufgekommen bin.
Ein Zoom zur Neunerspitze zeigt Wanderer die dort wohl nur durch die Nähe der Seilbahn so zahlreich anzutreffen sind.
Mein Weg führt nach Osten weiter, wobei ich gleich weglos am Grat absteige, um auf den markierten Weg zurückzufinden.
Im Rückblick schaut der Abstiegsgrat steiler und schwieriger aus als er ist.
Es wird wieder Zeit ein wenig zu botanisieren. Zu schön blüht der Almrausch um achtlos vorbeizugehen.
Nach einer Stunde ab Viggarspitze sehe ich die Glungezerhütte vor mir. Der Wind ist noch stärker geworden.
Wie man an den tibetischen Gebetsfahnen sieht gibt es einen heftigen Aufwind.
Auch bei dieser Hütte gehe ich zügig vorbei. Ich will noch auf den Gipfel um das übliche Gipfelkreuzfoto mit Selbstauslöser zu machen.
Das Kreuz steht wie so oft nicht auf dem höchsten Punkt, den ich auch noch rasch besteige. Jetzt wäre es sehr reizhaft einfach weiterzugehen über die Gamslahnerspitze zur Kreuzspitze, aber ich fürchte das würde meinen Zeitplan doch deutlich übersteigen.
Also zurück zur Glungezerhütte. Jetzt mache ich meine Pause. Für vorzügliches Essen und Trinken ist gesorgt.
Als Frischluftfan setzte ich mich damit auf die Terrasse, doch als der Wind das erste Bierglas vom Tisch weht, sperrt der Wirt rasch die Tür ab, damit niemand mehr raus kann.
Auf Grund des Windes überlege ich auf die Besteigung der nahen Sonnenspitze zu verzichen. Da ich aber weiß, dass ich das später bereuen würde gehe ich hinauf. Mein Kapperl habe ich dabei in der Hand, damit es nicht vom Kopf geweht wird.
Innsbruck und Hall und dahinter das Karwendel sind trotz Staub gut zu sehen.
Weiter im Westen sind die Gipfel schon fast nicht zu erkennen. Mir gefällt hier nicht der Patscherkofel am Besten, sondern der Aufstieg vom Meißner Haus zum Morgenkogel nach links. Der kommt auf meine Wunschliste für nächstes Jahr.
Heute schaue ich einmal, dass ich aus dem Wind komme. Über diesen Sattel hinunter ist er gleich sanfter.
Ich kann in Ruhe die Blümchen anschauen. Handelt es sich hier wieder um Alpenmaßliebchen? Es gibt so viele ähnliche, dass ich mir nicht sicher bin.
Ganz sicher bin ich mir bei den Berghauswurz, die hier so wunderschön blühen.
Diese schöne Almgebiet kommt auch auf die Liste, hinauf zum Geschriebenen Stein und in die Seegrunbe mit dem Blauen See. das schaue ich mir ein anderes Mal an.
Bei den Hütten am Viggar-Hochleger. Bei der grünen Wiese unten in der Bildmitte kann ich schon das Meißner Haus sehen.
Diesmal gehe ich nicht vorbei und lasse mir eine Halbe auf der Terrasse schmecken. Aufgefallen ist mir das Taferl,
wo die Viggarspitze plötzlich Vikarspitze heißt?
Solchermaßen gestärkt sind auch die restlichen 4,8 km auf der staubigen Straße trotz schwüler Temperaturen noch erträglich. Am Abend gibt es dann das übliche Gewitter, aber da stört es dann ja nicht mehr.
Meine heutige Tour auf der KOMPASS Karte Tirol eingezeichnet. Lt. GPS habe ich 23 km und ca. 1600 hm zurückgelegt und dafür 8 Stunden Zeit benötigt (inklusive aller Pausen).