Bei der gemeinsamen Tour mit Herman auf das Schneidegg hat mich mein Freund gefragt ob ich die Weittalspitze kenne. Ich habe verneint und musste zuhause erst nachschauen wo die ist. Da ich schon Probleme habe neue interessante Gipfelziele um das Virgental und Matrei zu finden, bin ich heute aufgebrochen mir diesen Berg anzuschauen. Ich war auch noch nie auf der Kerschbaumer Alm, von der ich viel Gutes gehört hatte. Der Besuch auf der Kerschbaumer Alm war also eine zusätzliche Motivation.
Nach Leisach zweigt eine schmale Straße nach Süden ab, über die man mit dem PKW fast bis zum "Klammbrückl" hinauffahren kann. Auf dem Brückl kann man zu Fuß eine 33 m tiefe Schlucht überqueren. Die Straße ist eine schmale Schotterstraße mit vielen Kurven. Hinter mir fährt ein Einheimischer, ich will ihn nicht aufhalten und fahre schneller als ich sonst gefahren wäre. Natürlich fahre ich dadurch bei einer Abzweigung falsch. Der Andere fährt weiter hinter mir her bis wir am Ende der Straße angelangt sind. Ich lasse ihn zuerst umdrehen und fahre etwas später hinunter um den richtigen Weg zu finden. Bald bin ich wieder unsicher wo ich bin und nutze eine günstige Stelle um mein Auto abzustellen. Da gehe ich lieber zu Fuß weiter.
Unterwegs sehe ich am Straßenrand diesen schönen Türkenbund. Nach 20 min habe ich den Parkplatz gefunden. Das Auto mit der Lienzer Nummer steht auch schon da.
Der Fußweg zur Kerschbaumer Alm ist sehr abwechlungsreich. Es geht an kleinen Wasserfällen vorbei.
Eine Schotterrinne wird gequert.
Alte Holzstiegen helfen über den Schotter hinauf, dann wird wieder die Rinne gequert.
Ganz klein ist zwischen den Steinen der Klapffall zu sehen, wo sich der Bach seinen Weg durch den Felsspalt gesucht hat.
Der Anstiegsweg um geht den Klapffall rechts und wieder mit Hilfe von Treppen dahinter nach oben.
Die Steilstufe ist überwunden. Gemütlich und fast eben gehe ich weiter ins Almgebiet. Ganz hinten ist schon die Weittalspitze zu sehen.
Auf einem würfelförmigen Turm erspähe ich ein Gipfelkreuz.
Mein Ziel schaut auch nicht einfach aus. Das Gipfelkreuz auf dem Weittalkogel ist schon zu erkennen.
Vorher gibt es noch eine Einkehr in der Kerschbaumer Alm. Zu Bergrüßung gibt es gleich ein Schnapserl und das schon am Vormittag. Ich spüle es mit einem Radler runter. Ich frage nach einem Gipfel, den ich ohne zu klettern oder über Klettersteige gehen zu müssen ersteigen kann. Die Tochter empfiehlt mir das "Würfele" mit dem Kreuz. In der Karte steht "Kanzele", wird wohl das Selbe sein. Dann holt sie doch die Mutter, die sich besser auskennt. Die Wirtin erklärt mir den Weg zur Weittalspitze, die ich ja gesucht hatte. Von der Besteigung des Gamswiesenspitz rät sie mir ab.
Zuerst geht es noch angenehm über die Almwiesen weiter. Auch den Schafen gefällt es hier.
Ein kleines Osterlämmchen ist auch dabei. Schaut aus wie ein neugestrickter Pullover
Später enden die Wiesen. Über den Schotterhang geht es weiter.
Nach links hinauf, zwischen den Türmen hindurch. Anfangs ist es nur mühsam ...
Auf der Schotterhalde fühlt sich nur der selten zu sehende Gelbe Alpenmohn wohl.
Gut markiert aber immer steiler und mühsamer wird der Anstieg. Das hier macht mir keinen Spaß mehr.
Je näher ich dem Weittalsattel komme desto steiler wird es. Hier in die Scharte hinauf brauche ich schon die Hände, obwohl man sich im Schotter schwer anhalten kann. Einige Blöcke gibt es aber doch. Die Tritte sind mit Steinchen überdeckt. Trittsicherheit ist notwendig.
Ab dem Sattel ist der Gipfel zu sehen. Das Kreuz ist auf dem mittleren der fünf Spitzen. Der Anstieg wird einfacher.
Steil ist der Weg immer noch, wenigstens kann man hier ein wenig rutschen ohne befürchten zu müssen abzustürzen.
Nach dreieinhalb Stunden ist der Gipfel erklommen. Wenn ich die 20 Minuten zum Parkplatz und die 10 Minuten Radlerpause bei der Alm abziehe bleiben 3 Stunden reine Gehzeit. Rundum ragen schroffe felsige Zacken auf. Kreuzkofel, Spitzkofel oder was auch immer. Ich beschließe die (Lienzer) Dolomiten nicht zu mögen, die machen mir Angst.
Oh, mein Freund war schon vor zwei Tagen hier.
Der Simonskopf und die wilden Zacken um die Karlsbader Hütte dahinter. Gleich nach dem Gipfel sehe ich ein Drahtseil wo der Allmeier-Toni-Weg raufkommt. Ein Klettersteig der wohl vielen gefällt, aber nicht mir. Ich muss mich beim Tiefblick gleich hinsetzen und anhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Unten liegt der Weittalsattel wo ich wieder zurückgehen muss. Dahinter sollten der Eisenschuß und der Kreuzkofel zu sehen sein. Eine Besteigung reizt mich überhaupt nicht, die sind viel zu felsig.
Abstieg zum Sattel, unten geht der Weg nach rechts ...
... zu der Schlucht, wo ich wieder unter muss. Hier habe ich richtig Angst abzurutschen. Ganz konzentriert auf jeden einzelnen Schritt steige ich ab und bin froh als die die steilsten Stellen hinter mir habe.
Jetzt kann ich mich beim Anblick des gelben Alpenmohns wieder beruhigen.
Der Große Gamskogel (links) ist laut Herman ein einfacher Wanderberg. Na ich weiß nicht ob der auch für MICH einfach ist. Rechts ist der Simonskopf. Ich will gar nicht wissen wie leicht der zu erreichen ist.
Über das Kerschbäumer Törl dazwischen ist die Karlbader Hütte zu erreichen. Im Törl bin ich schon mal gestanden. Damals mussten wir wieder zurückgehen, weil das Auto bei der Dolomitenhütte gestanden ist.
Bei der Kerschbaumer Alm gibt es wieder ein Begrüßungsschnapserl und auch Speis und Trank kommen nicht zu kurz. Einen Besuch auf dieser gemütlichen und bestens geführten Alm kann ich nur empfehlen.
Das Brückl über die Klamm ist derzeit nicht vorhanden.
Vom Parkplatz habe ich noch ein Stück runterzugehen bis ich mein Auto wiederfinde. Ich finde die Besteigung der Weittalspitze ist ein schöner Abschluß meines diesjährigen Osttirol-Aufenthaltes. 12 Touren in 12 Tagen, morgen fahre ich nach Hause. Ich muss mich ausrasten für den in einer Woche beginnenden Stubaital-Aufenthalt.
Meine heutige Tour auf der KOMPASS Karte Tirol eingezeichnet. Ich habe 17,6 km und ca. 1450 hm zurückgelegt und dafür über 7 Stunden (inkl. beider Pausen) Zeit gebraucht.