Zu Beginn meines diesjährigen Osttirol-Aufenthaltes will ich auf das Rostocker Eck. Bisher war das für mich nicht interessant genug. Zu niedrig und zu leicht soll es zu erreichen sein. Eine gemütliche Familientour, ab der Essen-Rostocker-Hütte. So dachte ich wenigstens bisher, aber da habe ich mich gründlich getäuscht.
Gegenüber des Gasthauses Islitzer in Hinterbichl darf man noch gratis parken, wenn man früh genug dran ist.
In Ströden muss man für den Parkplatz bezahlen. Ich bin sparsam und lege die 20 min Weg zu Fuß zurück.
Ein Gratis-Taxi? Toll! Doch nicht täuschen lassen. Das Venediger-Taxi ist nicht gratis, nur das Telefon, mit dem man es rufen kann.
Vom Waldspielplatz für Erwachsene und Kinder hat mir schon meine Vermieterin erzählt. Sie wirkte fast ein wenig enttäuscht, als ich ihr gesagt habe, dass mich das überhaupt nicht interessiert.
Die Stoanalm wartet auf Gäste. In der Früh ist noch niemand hier. Auch ich gehe gleich weiter, für eine Pause bin ich noch nicht weit genug gegangen.
Der "Stoan" schaut mir enttäuscht nach, so scheint es mir.
Heuer ist die Almrauschblüte im Juli noch nicht vorbei. Wunderschön führt der Weg neben den blühenden Stauden vorbei. Ich komme an weidenden Jungrindern vorbei. Sie schauen mich mit großen Augen an. Wenig später höre ich weit ober mir Hundegebell. Ich sehe den Hirten beim Zaunreparieren, seine Hunde melden wohl meine Anwesenheit. Schneller als ich mir hätte vorstellen können sind die beiden Hunde bei mir unten. Einer kommt von vorn, der andere von hinten, sie bellen mich an aber lassen mich passieren ohne zu beißen.
Ich setze meine Aufstieg fort. Bei einer kleinen Hütte schaue ich zurück.
Bei einer weiteren Hütte wird der Bach überquert.
Es wird steiler. Zwischen und über den Steinen schießt das Schmelzwasser ins Tal.
Dann habe ich die Essen-Rostocker-Hütte erreicht. Das Rostocker Eck dahinter schaut leicht erreichbar und fast schneefrei aus.
Es gibt zwei Weg auf den Gipfel. Einen direkten von Norden und einen längeren der von Süden auf den Gipfel führt. Der Wirt hat mir empfohlen von Süden zu gehen, im Norden liegt noch zu viel Schnee. Er war aber noch nicht oben, weil er heute den ersten Tag die Hütte geöffnet hat. Natürlich höre ich nicht auf seinen Ratschlag, ein paar Schneefelder stören mich nicht.
Doch bald wir klar, dass er recht hat. Hier ist noch zu viel Schnee. Am Rand der Moräne gehe ich noch weiter. Der Schnee ist hier fest und gut begehbar.
Der Blick zum Reggentörl zeigt ein winterliches Bild. Links die Malhamspitze, rechts die Vordere Gubachspitze.
Der Weg zum Rostocker Eck geht nach links hinauf. Es wird steiler, immer öfter sinke ich im Schnee bis über die Knie ein. Mein Höhenmesser zeigt 2588 m an, als ich mich entschließe umzukehren. Das ist es mir nicht wert. Hier schaue ich schon über meine Spur zurück zum Umkehrpunkt.
Die Schneefelder bleiben hinter mir zurück. Vielleicht sollte ich doch noch den Anstieg von Süden probieren? Ganz hinunter zur Hütte will ich aber noch nicht. Hier quere ich hinüber um mir einige Höhenmeter zu ersparen.
Es ist nicht ganz so einfach wie es ausgesehen hat. Eine schneegefüllte Rinne macht mir mehr Probleme als mir lieb ist. So gehe ich doch noch weiter runter. Über die Lawinenreste komme ich zum Weg.
Auch auf der Südseite gibt es Schnee. Der Weg geht hier nach links. Der Anstieg ist steil, der Untergrund nass und weich. In der Bildmitte ist ein schneefreier Rücken zu sehen, den verwende ich für meinen Aufstieg ...
... und umgehe so den Schnee. Dafür komme ich direkt auf den Grat und auch der ist für mich nicht ganz einfach, auch wenn manche Bergsteiger in ihren Beschreibungen "einfach zu begehen ohne nennenwerte Kletterstellen" schreiben würden.
Das Ärgste ist geschafft, das Kreuz ist ganz nahe. Jetzt würde ich sicher nicht mehr umkehren.
Es ist immer wieder ein erhabenes Gefühl einen Gipfel erreicht zu haben. Auch wenn ich mit Religion nicht viel anfangen kann, über ein schönes Gipfelkreuz freue ich mich.
Quirl, Malhamspitzen, Malhamhorn?, was auch immer rund um mich sind so viele hohe Gipfel mit so viel Schnee. Ich muss mich setzen um von den Eindrücken nicht schwindlig zu werden.
Über dieses Gratstück bin ich gekommen.. Eh net so schlimm, trotzdem bin ich froh hier nicht zurück zu müssen.
Die andere Seite vom Gipfel ist nicht ganz so ausgesetzt. Nur das Kreuz steht so dass ich es immer nur von der Schmalseite sehe.
Hier wäre ich beim ersten Versuch raufgekommen. Soll ich versuchen hier abzusteigen? Na, lieber nicht.
Der Verbindungsgrat zur Nördlichen Malhamspitze. Wie schwierig der wohl ist? Für mich auch ohne Schnee viel zu schwer.
Der Reggentörlturm und die Gubachspitzen sind zu sehen. Weiter rechts wären die Simonyspitzen, der Große Geiger und sogar der Venediger, aber die bleiben in den Wolken.
Damit es nicht nur Schnee auf den Bildern gibt, zeige ich auch die Clusius-Primeln. Sie blühen nahe dem Gipfel.
Es glingt mir auch noch ein Bild der Breitseite des von der Sonne beschienenen Kreuzes zu machen. Dafür muss ich mich den steilen Hang ein Stück hinunter wagen.
Ganz klein und tief unten ist die Essen-Rostocker-Hütte zu sehen.
Ich mache mich an den Abstieg. Gleich kurz nach dem Gipfel beginnt der Schnee. Der markierte Weg müsste irgendwo unter den Felsen vorbei gehen. Ich ziehe es vor gerade hinunter ins Kar zu gehen. Ist steiler als es aussieht.
Das müsste ein Teil der Bösen Wand sein.
... und noch einmal ein Blick zurück.
Meine Abstiegsspur.
Auf dem Weg zur Hütte beobachtet mich eine Gämse.
Hüttenfahnen.
Hinten der Stampfleskopf. Mich interessieren hier mehr die davorliegenden Gipfel der Kriselachspitze und der Toinigspitze.
So spitz wie von hier sieht der Lasörling nirgends aus.
Nach einer gemütlichen Pause mache ich mich auf dem Weg ins Tal.
Die hohen Gipfel sind weiter in den Wolken versteckt.
Bei der Ochsnerhütte darf sich der Bach noch immer seinen eigenen Weg suchen.
Immer noch, oder schon wieder keine Gäste auf der Terrasse der Stoanalm. Jetzt bin ich weit genug gegangen, aber so knapp vor dem Ziel mache ich auch keine Pause mehr.
Dafür ist der Spielplatz in Betrieb. Mehrere Leute turnen und rutschen im Hochseilgarten durch die Luft. Sollen sie ihren Spaß haben.
Vom Parkplatz in Ströden habe ich noch eineinhalb Kilometer zu meinem Ausgangspunkt zu gehen. Die ersparte Parkgebühr werde ich beim Panzlwirt in Virgen versaufen.
Meine heutige Tour auf der KOMPASS Karte Tirol eingezeichnet. Ich habe 23,8 km und ca. 1700 hm zurückgelegt und mir dafür 10 Stunden (inkl. Pausen) Zeit genommen.