Diesen Sonntag hatte ich die Ehre eine 15köpfige Gruppe über die Veitsch zu führen. Eigentlich hatte ja mein Freund Michael die Tour ausgeschrieben, doch dann war es ihm leider nicht möglich sie durchzuführen. Der Wetterbericht war bestens und viele Bergbegeisterte haben sich angemeldet, eine Absage kam daher nicht in Frage. Ich kenne den Berg und die meisten Wege recht gut, daher hat er mich gebeten die Gruppe über den Berg zu begleiten, was ich natürlich sehr gerne gemacht habe. Als erfahrener grauhaariger Wanderer habe ich die Aufgabe eines Silberrückens übernommen.
"Silberrücken sind ganz allgemein für den Zusammenhalt, die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Familie verantwortlich. Sie schlichten interne Konflikte und treffen alle notwendigen Entscheidungen, wie zum Beispiel hinsichtlich Zeitpunkt und Richtung der Wanderschaft ihrer Gruppe auf der Suche nach den besten Futterplätzen." Zitat: Wikipedia
Auch die Idee ist nicht von mir, die habe ich von Peter geklaut, der diese Wortwahl in seinem lesenswerten Bericht vom Pfannstein verwendet hat. Danke!
Wir starten beim GH Scheikl, ich mache gleich ein Gruppenfoto um bei der Rückkehr nachschauen zu können wer fehlt. Hier versammeln sich auch andere Wandergruppen, das sind die Leute die im Hintergrund zu sehen sind.
Anfangs gehen wir ein Stück bergab, da wir nicht direkt zum Gipfel aufbrechen, sondern über den Goassteig aufsteigen. Schon gibt es erste Murrer. "Wieso gehen wir bergab, ich will rauf" Das geht es auch gleich und schon können wir zum GH Scheikl zurücksehen. "Was, so weit sind wir schon weg?"
Wenn ich allein unterwegs gewesen wäre, hätte ich gleich die Abschneider über die Wiese gesucht. Um nicht gleich am Beginn einen schlechten Eindruck bei meinen Mitwanderern zu hinterlassen gehen wir die Almstraßenkurven aus. Ein junger Stier, sozusagen ein Rinderbub begleitet uns ein Stück des Weges. Dann ist ihm aber das Tempo zu hoch, er bleibt in der Wiese zurück.
So lange der Weg klar ist beobachte ich das Geschehen von hinten, ...
... dann muss ich einen Zwischensprint einlegen und mich an die Spitze setzen. Noch gehen wir über saftig, grüne Wiesen, ...
... doch dann verlangt der Goassteig ein wenig Anpacken und ...
Trittsicherheit auf den felsigen Passagen.
Die steilsten Stellen sind geschafft.
Das Wetter ist nicht so klar und heiß wie angekündigt. Gut so, das erspart uns einige Schweißtropfen.
Dafür sind die Wiesen voll mit Blumen. Wir kennen jetzt neben den Stängellosen Enzian auch die Schusternagerl (Wiesenenzian) und auch den Unterschied zwischen Kriechenden Günsel und den Bitteren Kreuzblümchen. Hier überwiegen die Narzissenblütigen Windröschen, einige Berganemonen, neben unzähligen gelbem Wundklee und anderen Blüten.
Ich kann mich nicht auf die Blumen konzentrieren, heute sind die netten, gut gelaunten Menschen interessanter.
Vom Ausstieg des Goassteiges geht es gemütlicher weiter. In sanftem Auf und Ab über grüne und mit Blumen übersäten Almwiesen weiter ...
... zur Seebodenhütte, wo ich tatsächlich versäumt habe ordentliche Bilder vom See, dem Seeboden, der Hütte und den noch großen Schneewächten zu machen.
Der Große Wildkamm taucht aus dem Nebel aus. Einige fürchten dass es zu regnen beginnen könnte, doch ich bin zuversichtlich. Für die Moral der Gruppe ist es aber nicht förderlich, dass wir den Gipfel der Hohen Veitsch noch immer nicht sehen können.
Kurz wird der Nebel noch dichter. Richtig schlimm schaut es aus, als wir ein Schneefeld überqueren.
Kurz darauf wird das Kreuz sichtbar. Manchmal schaffen es sogar einige Sonnenstrahlen bis zum Boden. Ich brauche sie heute nicht, so viele strahlende Gesichter um mich sind viel wertvoller als jede Fernsicht.
Als eine andere Gruppe den Gipfel erreicht machen wir Platz. Der Wildkamm lässt sich noch kurz blicken.
Wir sind unterwegs zu einer Einkehr im Graf-Meran-Haus. Rund ums Haus ist eine Baustelle. Ein Gebäude mit Waschräumen und Toiletten wird errichtet. Eine noch größere Gruppe überfordert das Personal, das sich trotzdem bemüht die Wünsche wenigstens halbwegs zu erfüllen.
Stellvertretend für die vielen Blumen, die wir heute gesehen haben ein paar Enzian.
Abstieg, das Wetter wird immer wärmer und schöner, von Gewittergefahr keine Spur, mir solls recht sein.
Rechts der Mitte sehen wir unseren Aufstiegsweg, und dann ...
... lassen wir uns auf der Terrasse des GH Scheikl nieder, wo wir uns mit Speis und Trank ...
... und vielen netten Gesprächen von den Strapazen erholen. Ich bedanke mich bei allen Mitwanderer/innen für den wunderbaren Tag, den ich mit Euch verbringen durfte und natürlich auch bei Michael, der die Tour geplant hat und dann doch nicht mitkommen konnte.
Unsere heutige Tour auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Wir haben 12 km und ca 850 hm zurückgelegt und uns dafür 6 Stunden (inkl. Pausen) Zeit genommen.
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