Vor allem im Winter und dann auch noch bei schlechtem Wetter will ich nicht weit weg fahren. Bewegung und frische Luft brauche ich trotzdem. Ich habe das Glück im Westen Wiens zu wohnen und den Wienerwald somit gleich vor der Haustür zu haben. Damit ich nicht immer die gleiche Strecke von Breitensee zum Kahlenberg gehe, bin ich heute eine kurze Strecke nach Purkersdorf gefahren. Purkersdorf liegt gleich nach der Stadtgrenze im Westen und wird manchmal auch Wienerwaldgemeinde genannt. In der Nähe des Bahnhofes gibt es große P+R-Parkplätze, wo ich schon öfter mein Auto abgestellt habe. Da war immer genug Platz, doch heute ist der Parkplatz ist voll. Ich hatte nicht bedacht, dass seit der Ausweitung der Parkpickerlzonen auf die westlichen Bezirke die Pendler aus dem Westen hier stehen und mit der Bahn weiter nach Wien fahren (müssen). Etwas weiter draussen finde ich doch noch eine Abstellmöglichkeit und kann meine Wanderung beginnen.
Zuerst durchquere ich den Ortskern und gehe die steile Straße hinauf. Einige nette alte Villen stehen hier ...
... und auch einige nicht weniger nette neuerer Bauart. Ob EIN Bausparvertrag dafür ausreicht?
Ich komme zum letzten Haus am Ende einer Sackgasse. Hier beginnt der Wald. Die Häuser von Purkersdorf verschwinden im Nebel. Ein leichter Nieselregen macht das Ganze noch ein wenig interessanter. Wozu gibt es Regenjacken? Noch hält sie dicht.
Natürlich gibt es einen Weg und mehrere bunte Markierungen. Wer will kann aber auch einfach so durch den Wald gehen.
Im Wienerwald gibt es nicht nur viele Wanderwege und Forststraßen, sondern auch viele Waldschneisen. Sie verlaufen meistens schnurgerade, oft am Kamm entlang oder von Gipfel zu Gipfel. Wozu und wann die geschaffen wurden ist mir nicht bekannt.
Die Vermessunssteine ist nicht immer genau am höchsten Punkt und auch nicht immer genau dort, wo sie in der Karte eingezeichnet sind. Trotz GPS-Hilfe sind sie nicht immer leicht zu finden. Ich freue mich daher diesen Stein auf dem Purkerdorfer Eichberg, 410 m hoch gelegen zu finden.
Dieser Stein ist bereits auf dem Buchberg und liegt 465 m hoch. Buchberge gibt es einige, kein Wunder ist doch der Wienerwald voller Buchen. Auf diesem Buchberg gibt es derzeit nur Stauden und Brombeerranken. Mühsam schaffe ich es wieder hinunter zum Weg, der den Gipfel umgeht.
Straßen, Wege, Markierungen gibt es im Überfluss. Ohne Ortskenntnis und genaue Karten ist das wohl mehr verwirrend als hilfreich. Mich stört das nicht, ich war schon oft hier und weiß wo ich hin will auch ohne Taferl.
12/21? Ist das Feuerholz für den Weltuntergang? Ein paar Schneeflocken mischen sich jetzt in den Regen.
Das kenne ich, das ist eine Wildschweinmastanlage. Gut versteckt im dichten Unterholz gibt es den Kukuruz.
In der Dämmerung könnte es gefährlich werden im Wienerwald. Nein, die Schweine sind harmlos, viel gefährlicher sind deren Jäger.
Am Gipfel des Hahnbaumberges gehe ich vorbei ohne es zu merken. Hier bin ich schon auf dem Königswinkelberg, wo ein alter, bunt bemalter Gipfel-, Grenzstein steht.
Immergrün ist ein guter Bodendecker. Hier sind große Flächen davon bedeckt.
Es gibt nicht nur Wald im Wienerwald. Zwischendurch sind auch offene grüne Wiesen. Futterwiesen für das Wild. Inzwischen bin ich schon gut durchgefeuchtet. Ob es der Schweiß oder der Regen ist, ist nebensächlich. Anfangs ist es unangenehm, irgendwann gewöhne ich mich daran. So ein nasskaltes, nebeliges Wetter hat durchaus seinen Reiz. Da kann man dann beim nächsten Mal die Sonne noch mehr schätzen.
Auch das ist ein Gipfelbild. Auf dem höchsten Punkt des Taglesberges wird Buchenholz geerntet.
Plötzlich steht ein Auto mitten im Wald. Ich sehe keinen Menschen und auch keinen Hund. Ich umgehe die Stelle in weitem Bogen. Hier hinauf auf den nächsten Hügel. Ich suche den Gipfel des Rauchbuchberges.
Ich bin mir nicht sicher, wo der Gipfel des Rauchbuchberges überhaupt ist. In der Kompass-Karte ist ein Punkt mit 415 m Höhe eingezeichnet. Das wäre hier beim Hochstand. Ich gehe über den nächsten Hügel wo der Name in den Karten steht. Vermessungspunkt finde ich keinen. In der Topov2, die in meinem GPS geladen ist ist der Gipfel noch weiter nordwestlich eingetragen. Auch dort suche ich nach einem Gipfelzeichen. Mittendrin gibt mein Garmin den Geist auf. Es zeigt zwar genug Batterie an und auch der Satelitenempfang ist in Ordnung, aber es reagiert nicht mehr auf die Bedienungsknöpfe.
Das ist nicht weiter schlimm. Ich brauche nur geradeaus weitergehen um wieder auf den Weg und die Markierung zu kommen. Auf der Riederberghöhe überquere ich die Straße. Eine Einkehr ist sehr verlockend. Aber wenn ich in der warmen Stube sitze, esse, trinke, mich aufwärme und trockenlege, gehe ich sicher nicht mehr heraus in den Regen, ...
... daher gehe ich gleich weiter ohne anzuhalten. Immer gut markiert ist der Weg nicht zu verfehlen.
Langsam meldet sich trotzdem der Hunger. Es regnet jetzt wieder stärker, nachdem es vorher fast aufgehört hatte. Ich finde auf einem Hochstand ein halbwegs trockenes Platzerl um meine Jause einzunehmen.
Gut gestärkt gehe ich weiter. Es geht jetzt wieder bergauf. Ich bin unterwegs zum immerhin 542 m hohen Troppberg.
Neben der alten steinernen Troppbergwarte steht eine neuere aus Metall. Hier bin ich schon mehrmals gestanden, oben war ich noch nie. Mir gefällt es nicht dass da soviel Luft unter den Sohlen ist. Auch die Stufen und die Plattform in 24 Meter Höhe sind aus Gittern und daher sichtdurchlässig. Heute nehme ich meinen ganzen Mut zusammen, überwinde mich und gehe hinauf. Mit beiden Händen halte ich mich am Geländer fest, dass die Handschuhe noch nasser werden ist mir in diesen Minuten wurscht. Auf der durchsichtigen Plattform muss ich eine Hand lösen um den Fotoapparat rauszunehmen. An schönen Tagen sieht man hier zum Tulbinger Kogel, im Osten nach Wien und im Süden zum Schneeberg, wie auf den Tafeln angeschrieben ist. Mich stört es überhaupt nicht, dass es heute anders ist. Vorsichtig stecke ich den Fotoapparat ein, um mich mit beiden Händen anhalten zu können. Schritt für Schritt mit zitternden Knien steige ich runter. Oben war ich, aber genossen hab' ich's nicht.
Mit festem Boden unter den Füßen fühle ich mich wohler, auch wenn er, wie hier rutschig, gatschig und nass ist.
Man sieht ja öfters Kunstobjekte die in der Natur ausgestellt sind. Diese hier hat die Natur ganz allein geschaffen.
Ein gut bekannter Orientierungspunkt ist das Rote Kreuz. Diesmal zeige ich nur das Informationsschild.
Immer entlang der schlammigen Straße höre ich schon von weitem laute, unheimliche Geräusche. Als ich näherkomme sehe ich das/die Ungeheuer die diesen höllischen Lärm verursachen. Hier werden Hackschnitzel produziert.
Im Biosphärenpark Wienerwald wird nachhaltig gewirtschaftet. es wird nur so viel Holz entnommen, wie nachwächst. So haben auch kommende Generationen genug Rohstoff zur Verfügung. Bitte bleiben sie auf den markierten Wegen um den Wald und das Wild nicht zu schädigen.
Wer war das? Biber kann es kaum geben hier oben am Kamm, wo kein Wasser in der Nähe ist. Wer sonst hat so scharfe Zähne?
Pilzkolonie und Moose besiedeln und zersetzen den Baumstumpf.
Ich bin wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen. Ich war im Naturpark, in der Lebensregion und im Biosphärenpark. Für mich braucht es das alles nicht, auch nicht die futuristischen Infotafeln. Mir genügt der Wald und die Natur an sich.
Meine Strecke auf der KOMPASS Karte Niederösterreich eingezeichnet. Ich bin heute 24,3 km weit unterwegs gewesen und habe dabei ca. 700 hm zurückgelegt. Dafür habe ich 6,5 Stunden benötigt.