Nach dem Wildnisgebiet des Rothwaldes zieht es mich heute nach Hinterwildalpen. Dieser Ort war mir bisher als Ausgangspunkt einfach zu entlegen. Die von hier erreichbaren Bergziele wie Buchberg und Großer Geiger sind mir nicht hoch und interessant genug erschienen, um die lange Anfahrt aus Wien zu rechtfertigen. Wenn man eine Übernachtung einplant schaut das Verhältnis zwischen Fahrzeit und Gehzeit schon deutlich besser aus. Den letzten Anstoß gaben mir dann die schönen Berichte im Blog von Peter Sonnleitner, über seine Besteigungen vom Buchberg und vom Großen Geiger.
In Hinterwildalpen angekommen hängt noch der Nebel über den Bergen. Hier geht mein Blick über den Kleinen und Großen Hagel in Richtung Eisenerzer Höhe. Da werde ich am Nachmittag zurückkommen.
Doch vorerst wir meine Aufmerksamkeit von diesem kapitalen Burschen angezogen, der gerade angeliefert wird. Die Jaga haben ihre Pirsch schon hinter sich. Meine Tour beginnt.
Am Großen Geiger gehe ich vorbei. Zuerst auf der Asphaltstraße, dann biege ich auf einem schmalen Weg nach rechts ab.
Meine ersten Gipfel sind zu sehen. Die Lurghöhe (mitte) und der Goßstein rechts.
In der Zwischenzeit hat sich der Nebel aufgelöst. Die bunten Blätter beginnen zu leuchten.
Kurz vor dem Sattel mit dem schönen Namen "Auf der Goß". Hier ist ein Übergang nach Gams bei Hieflau möglich.
Gut geschützt steht das Marterl an den Stein gelehnt. Innen ist ein Buch, in das ich mich eintrage. Überraschenderweise bin ich nicht der Erste/Einzige. Heute haben sich vor mir schon zwei Frauen eingetragen.
Noch mal der gleiche Felsen von der Rückseite.
Das Tal des Eiblbaches durch das ich raufgekommen bin. Die vielen Gipfel und Mugerl kann ich nicht bestimmen.
Beim Höhersteigen tauchen im Westen immer mehr Bekannte auf. Hinter dem Goßkogel sind der Tamischbachturm, der Buchstein und der Kleine Buchstein zu sehen.
Hochzinödl, Hochtor, Planspitze müssten sich in dieser Gruppe befinden.
Kurz sehe ich eine der Damen vor mir, sie geht an der Lurghöhe vorbei. Ich besuche noch abseits des Weges den höchsten Punkt. Hier bin ich schon wieder auf dem Weg zum Kleinen Buchberg.
Die Tafel mit der Namensbezeichnung übersehe ich, dafür finde ich den Vermessungsstein. Die Wanderkollegin hat ein tolles Tempo drauf. Ich sehe sie erst wieder beim Aufstieg auf den großen Buchberg, da ist sie schon wieder am Abstieg.
Ein Blick in die Gemeinde Landl. Gams bei Hieflau und Großreifling ist auch irgendwo da unten.
Zwischen den Bäumen kann ich auch den Gipfel des Großen Buchbergs schon sehen.
An der Gögalalm gehe ich oberhalb vorbei. Links ist die Wiesenkuppe des Kleinen Buchbergs zu sehen.
Ein kleines Moor auf dem Weg wird seitlich umgangen auf dem Weg zum ...
... Gipfel des Buchberg. Ein schöner Platz mit Bankerl und viel Aussicht.
Z. B. zum Lugauer, der wohl zu Recht als steirisches Matterhorn bezeichnet wird.
Dieser Höhenzug ist aber auch nicht unbekannt. Führt doch der bekannte Alpinpfad über Hochkar, Dürrenstein und Ötscher
Eine Schleife bringt mich zur Saurüßlerhütte. Allen des Namens wegen will ich hier vorbeigehen. Allerdings handle ich mir damit eine Almstraßenbegehung ein. Oben gleich vom Gipfel zurückgehen wäre schöner gewesen.
Genau gegen die Sonne ist die Kaltmauer nicht gut zu sehen. Die habe ich schon überschritten, nur zum Kreuz habe ich mich auf dem schmalen, ausgesetzten Grat nicht hinübergetraut.
Jetzt muss ich in einen Sattel absteigen, ein paar Höhenmeter gehen verloren, aber in so einer schönen Herbstlandschaft ist das egal.
Ich steige wieder auf zur nächsten Alm. In der Karte steht Hemmermoseralm, auf dem Wegweiser Heimmoseralm und an der Hütte Radstattmoaralm. Wie auch immer sie wirklich heißt, hier ist sehr schöner Platz für eine kurze Pause.
Jetzt muss ich aufpassen. Der markierte Weg geht hinunter ins Bärenloch und über den Lurggraben nach Hinterwildalpen. Ich will noch nicht runter und folge dem fast nicht mehr zu erkennenden Pfad zur Winterhöhe (nicht mit der Winterhöh bei Wildalpen verwechseln). Ein Sattel über den nach meiner Karte nur ein punktierter Weg führen sollte. Tatsächlich gibt es eine breite Almstraße mit Viehgatter.
Der Weg soll um den Großen Wasserkogel herumführen. Sehen kann ich nur Kuhsteige, oder Wildwechsel auf denen ich höhersteige. Ich bleibe immer oben in Kammnähe und komme so fast ohne Latschenberührung auf den Gipfel des Großen Wasserkogels. Ein kleiner Steinmann versteckt sich unter den Latschen, hilft aber nichts, ich freue mich dass ich ihn trotzdem finde. Vor mir liegen die Wassermäuern, die vom Großen Geiger nach Nordwesten abfallen.
Die Abbrüche des Wasserkogel kann ich umgehen. Auch da finde ich einen Weg, der fast latschenfrei ist. Dafür darf ich über Totholz und Felsen turnen, aber das bin ich gewohnt.
Jetzt finde ich sogar wieder einen Weg, bzw. immer wieder Steinmännchen, die ihn markieren.
Hier hinauf in der Nähe der Steilabbrüche ist es schön zu gehen. Ich achte nicht auf die Markierungen und komme so doch noch mitten in die Latschen, oben am Kamm.
Als es gar nicht mehr weiter geht, kämpfe ich mich nach unten durch und komme so wieder auf den Weg, der hier unterhalb des dicht bewachsenen Kammes weitergeht. Alle paar Meter sind Steine aufgeschichtet, nur vorne, wo die freien Flächen enden, gibt es keine mehr.
Ich stelle mich darauf ein mitten durchs Gebüsch zu müssen, aber als ich durch eine Rinne auf dem Grat oben bin, stehe ich auf einem breiten Weg, der mich bequem zum Gipfel bringt.
Es ist schon viertel vor Drei, trotzdem bleibe ich lange hier sitzen, es ist ruhig, warm und windstill, einfach nur schön.
Die Lurgmäuer vorne, dahinter der bewaldete und mir völlig unbekannte Rücken mit dem Stangl. Ganz hinten der Gamsstein in seiner ganzen Breite.
Über den Wilden Jäger zur Kräuterin mit Fadenkamp und Hochstadl. Links ist das schottergefüllte hintere Holzapfeltal zu sehen, das schaue ich mir dann morgen aus der Nähe an.
Hochtürnach und die Riegerin in der Bildmitte.
Hochschwab mit Griessteinen, Ebenstein und der im Schatten liegenden Schaufelwand.
Der Brandstein von seiner sanften Seite.
Hier geht der Blick über den Kollmannstock zu den Griesmauern.
Der Eisenerzer Reichenstein, davor die Kaltmauer und der Zargenkopf.
Hinter den Torsteinen baut sich mächtig das Hochkar bis zum Ringkogel auf.
Dürrenstein und Ötscher sind schon weiter weg.
Ganz tief unten liegt im Talkessel Hinterwildalpen. Die Schatten werden schon länger, ich mache mich auf den Weg zur Eisenerzer Höhe.
Da unten wäre noch der Kleine Geiger zu erobern. Ich hatte es eigentlich nicht vor. Das soll auch so ein Latschenruachler sein. Da sind aber so schöne Gassen dazwischen, dass ich doch hinuntergehe.
So ganz schaffe ich es nicht ohne Latschenberührung. Der Gipfel ist dicht bewachsen und wenig lohnend. Erst beim Rückweg finde ich noch eine leichte Möglichkeit zum markierten Weg zurückzukehen.
Immer mehr als ausreichend markiert geht es über den Sauriegel. Der Weg ist jetzt sehr "elastisch". Es zieht sich, bis ich zu der Quelle kurz vor der Eisenerzer Höhe komme, bei der ich einmal dringend Wasser gebraucht hätte. Auch heute gibt es nur feuchte Erde, aber nichts zu trinken.
Zitat: Die Saumweg über die Eisenerzer Höhe hatte große Bedeutung für die Bewirtschaftung der umliegenden Almen. Außerdem wanderten viele Kleinhändler und Hausierer mit ihren Spitzkraxen über den Sattel. Selbst der 1876 verstorbene Wildalpener Pfarrer Wilhelm Aichinger betätigte sich hier als Wanderhändler, indem er seinen Schäfchen auf Bestellung Stoffe, Bänder oder Knöpfe aus Eisenerz mitnahm. Einmal schleppte er sogar ein großes geschnitztes Kruzifix herüber. Unvergessen sein lakonischer Kommentar zu dieser Plagerei: Er habe den Herrgott gut herübergebracht — aber schwer sei er schon gewesen, der Teufel.
Ich bin froh, dass es jetzt nur noch abwärts geht. Bei der Brücke über die Schlucht gibt es auch eine interessante Geschichte zu lesen.
DIE FLUCHT ÜBER DIE SCHLUCHT
Die 1997/98 in monatelanger und mühevoller Arbeit neu angelegte Brücke über diese Schlucht steht mit einer uralten, in vielen Alpengebieten verbreiteten Sage in Verbindung: Vor 1000 Jahren soll es gewesen sein, als eine Sennerin von einem vornehmen Reiter bedrängt wurde. Immer zudringlicher wurde der Fremde, bis das Mädchen Richtung Wildalpen davonrannte und mit letzter Kraft den Sprung über diese Felskluft wagte. Auch der Reiter gab seinem Roß die Sporen — doch das Tier stürzte in die Tiefe und begrub seinen zerschmetterten Reiter unter sich. Seit dieser Zeit nennen die Einheimischen diese Schlucht den "Jungfernsprung".
Heute sehe ich weder vornehme Reiter noch Jungfrauen. Der Schatten hat die Häuser von Hinterwildalpen schon erreicht.
Auch die alte Holzhütte der Lichteneggalm liegt schon im Schatten.
Es wird Abend in Hinterwildalpen. Im Gasthof zum Krug gibt es nicht nur hervorragendes Essen und einen köstlichen Schilchersturm, sondern auch eine Dusche und ein weiches Bett zu durchaus günstigen Preisen.
Meine heutige Strecke auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Lt. GPS habe ich 23 km und ca. 1250 hm zurückgelegt.
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