Nach der gestrigen Schneebergbesteigung wollt ich mich heute eigentlich ausrasten. Doch dann höre ich den Wetterbericht. Er verspricht noch einen schönen Spätsommertag, dann kommt wieder mal eine Kaltfront und der Herbst zieht ins Land. Da kann ich doch nicht zuhause bleiben. Einmal noch den Sommer geniessen, ausrasten kann ich auch wenn die Herbststürme über die Berge brausen. Allerdings soll es doch was Kürzeres werden, daher schlafe ich mich ordentlich aus und fahre erst dann in den Fölzgraben.
Es ist 20 min vor 8 Uhr als ich mein Auto auf dem Parkplatz der Weidegemeinschaft Fölzalm abstelle. Hier sind am Automat 2,5 Euro für 24 Stunden zu zahlen, was ich auch bereitwillig mache. Ich war schon öfter hier und kenne mich aus. Diesmal gehe ich an der Klamm vorbei ...
... bis zum GH Schwabenbartl. Alternativ zum kostenpflichigen Parkplatz der Almgemeinschaft könnte man auch hier als Gast des Schwabenbartl parken. Dann gebietet es aber der Anstand nach der Tour auch bei ihm einzukehren. Gleich hinter dem Gasthaus beginnt der Hans-Leitner-Alpinsteig, den ich mir heute anschauen will, den kenne ich noch nicht.
Gleich zu Beginn geht der Steig steil durch den Wald hinauf. Bald habe ich zwischen den Bäumen eine schöne Sicht zum Fölzstein und zum Mitteralmturm.
Der Weg wird flacher und beim Achnerriegel treffe ich auf die Straße die hinüber zur Aflenzer Bürgeralm führt. Ich will da aber nicht hin, sondern gleich auf dem Rücken weiter hinauf. Zu meiner Überraschung gibt es da sogar einen Wegweiser und Pfadspuren.
Das ist der schönste Teil des Weges.
Alte Lärchen säumen den Weg und auf den Wiesen nebenan sieht man noch die Gämsen grasen. Wenn man ganz leise ist kann man sie eine Weile beobachten, wenn der Wind günstig ist.
Hier bin ich längst über dem herbstlichen Nebel, der noch die Täler füllt. Im Hochsommer suche ich meist den Schatten, heute jedoch wärmt der Sonnenschein Körper und Seele.
Das Almdorf auf der Aflenzer Bürgeralm lasse ich unter mir liegen ...
... und gehe gleich hinauf zur Windgrube, 1809 m, mit dem nur im Winter geöffneten Schönleitenhaus. Der Lift daneben ist in meinen Augen nicht unbedingt eine Verzierung des Gipfels. Schifahrer brauchen das und die bringen das Geld, nicht so naturliebende Wanderer wie ich.
Über den Endriegel gehe ich an den Felsabbrüchen entlang weiter nach Norden. Auf der Alm sind sogar noch Kühe, die von den vorbeikommenden Bauern gezählt und mit Salz versorgt werden.
Ein Turm erregt meine Aufmerksamkeit. Schön zum Anschauen, aber hinauf will und kann ich da nicht.
Da hinauf über den Kammweg zur Mitteralm wird mich mein weiterer Weg führen.
Vorher mache ich noch einen kurzen Seitensprung zum Gipfel des Höchstein. Der ist neu für mich, bisher bin ich hier immer vorbeigegangen.
Blick zu den Felsen des Feistringsteines, 1836 m. Da werde ich auch weiter vorbeigehen. Viel zu luftig für mich, um es zu geniessen.
Noch einmal der Feistringstein, diesmal schon von Westen auf einem kleinen Hügel oberhalb des Zlackensattels. Genau dahinter ist die Veitsch und der Wildkamm, da war ich auch schon länger nicht oben.
Ich besichtige den offenen Notunterstand auf dem Zlackensattel. Nicht besonders bequem, aber wenn man wirklich in ein Gewitter oder gar in einen Schneesturm kommt, ist man froh wenigsten hier Unterschlupf zu finden.
Die Mitteralm ist keine flache Wiese. Unzählige Hügel, Mulden und Gräben durchziehen die Hochfläche. Nach Überschreitung des Zlackenkogels suche ich einen Weg, der mich ohne viel Höhenverlust zu den Winkelkogeln bringt.
Dabei bringe ich einige Unruhe in die großen Rudel der Gämsen. Ich bin gleich wieder weg, dann können sie in Ruhe weiter grasen.
Zwischen Großen und Kleinen Winkelkogel sehe ich hinüber zum Fölzstein.
Tief unten liegen die Hütten der Fölzalm.
Beim Kreuz auf dem Kleinen Winkelkogel mache ich meine Mittagsrast und geniesse das Panorama zum Hochschwab. Oft gesehen, immer wieder herrlich ist es im Steirischen Gamsgebirg.
Bei der Fölzalm komme ich später vorbei, dann kann ich hier rauf schauen.
Eine Einbahn? Davon bin ich etwas überrascht.
Anscheinend gibt es durch diese Schlucht einen Abstiegsweg für die Kletterer, die wollen keine langen Umwege.
Ich mag die Umwege schon, vor allem wenn sie durch so schönes Gebiet führen. Die Bewegung über die sonnigen Almwiesen tut mir gut. Im Frühling gibt es mehr Blumen, aber auch die Farben des Herbstes wissen zu gefallen. Ich gehe auf mehrere unbenannte Hügel hinauf um nur ja keinen Gipfel zu versäumen.
Dieser hier ist sogar deutlich lesbar angeschrieben: Kuppe, 1892 m.
Die nächste Kuppe hat sogar in den Karten einen Namen und eine Höhenangabe, Kampl, 1990 m. Hier gefällt vor allem der Blick zur Staritzen und nach Seewiesen.
Über die Wiesen oberhalb der Gschirrmauer gehe ich weglos weiter.
Die Tiefblicke über den Rand vermeide ich meistens und lasse etwas Abstand. Nur manchmal, wie hier bei der Scharte schaue ich vorsichtig hinunter. Da kann ich der Florlhütte auf's Dach schauen.
Im Tal liegt Seewiesen, dahinter der Seebergsattel, der Angerkogel, die Veitsch. Rechts dominieren die Felswände der Gschirrmauer.
Unterwegs zum Fölzsattel komme ich beim Hofertalturm vorbei.
Bei der Fölzalm gibt es dann die verdiente Pause und ein nettes Gespräch mit einigen Einheimischen, bei denen dauert die Pause bei der Hütte einiges länger, als die ganze Wanderung. Die Wirtin freut's, deren Bierkonsum ist deutlich höher als meiner. Ein Blick noch in die weißen Kalkwände der Mitteralm mit Winkelkogel und Schartenspitz, ...
... dann wird es langsam Zeit die Alm hinter mir zu lassen. Ganz gemütlich schlendere ich über die Steinbockleiten hinunter.
Noch durch die Klamm, dann habe ich bald wieder den Parkplatz erreicht. Morgen kann es dann regnen soviel es will.
Meine Strecke auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Mir 22,7 km Länge und über 1450 hm ist doch wieder einiges zusammengekommen.
vorige Tour: Sonnenaufgang am Klosterwappen nächste Tour: Langwandspitze