Im Wienerwald war ich schon oft unterwegs. Natürlich eher im Nahbereich von Wien. Im westlichen Teil des Wienerwaldes, der auch Wiesenwienerwald genannt wird, gibt es viele Bereiche, die ich noch nicht kenne. Heute bin ich großteils auf dem Wienerwaldweitwanderweg 404 unterwegs, der bei Wilhelmsburg seinen westlichsten Punkt erreicht. Gipfelziele gibt es hier kaum, daher habe ich mir vorgenommen, die Hütten zu besuchen.
Meine Runde ist auch gut mit öffentlichen Verkehrsmittel zu machen. Ich starte bei der Haltestelle Kreisbach in Wilhelmsburg. Anfangs auf dem markierten Weg, dann auf einem kleinen Steig hinauf zum Galgen auf dem Dingelberg.
Der Galgen ist ursprünglich unten an der Straße gestanden, bis ein sensibler Abt ihn versetzen ließ, wie ...
... die Informationstafel erklärt.
So eine Tafel gibt es auch bei der Vierbrüderbuche. Hier bilden vier Buchen einengewaltigen Stamm. Der Sage nach soll ein Blitz die vier grausamen Söhne eines Ritters erschlagen haben. Der Wahrheitsgehalt darf angezweifelt werden. Da war wohl der Wunsch nach irdischer Gerechtigkeit, der Vater des Gedankens. Wünschen wir uns nicht auch heute noch manchmal, der Blitz würde die Bösen erschlagen?
Ein netter Pavillon auf der Rudolfshöhe. Die Aussicht ist leider heute nicht besonders.
In der Ochsenburger Hütte brennt Licht, dahinter stehen einige Autos. Für eine Pause ist es noch viel zu früh.
Nach den Wiesen kommt wieder ein bewaldeter Wegabschnitt. Erst langsam färbt sich der Wienerwald in frühlingshaften Grün.
Entlang des Weges gibt es immer wieder so schöne Steine mit Sagen zum Lesen, wie hier über ...
Die Bekehrung des Jägers
Ein Bauer auf der Traxelhofer Höhe war einst ein besonders leidenschaftlicher Jäger. Um keine Zeit zu verlieren, nahm er das Gewehr sogar sonntags in die Kirche mit. Selbst als seine Mutter starb, ging er statt auf den Friedhof zur Jagd. Aber kein Tier zeigte sich, wie ausgestorben wirkte der Wald. Da sah er am Waldesrand eine weiße Gestalt, die ihn vorwurfsvoll und todtraurig ansah. Als er näher kam, erkannte er seine Mutter. Erschüttert ging er nach Hause, von seiner Jagdleidenschaft war er geheilt.
Passend zum Ort gibt es immer die passende Geschichte. Daher lese ich auf dem Gaisriegel die Sage über ...
Die Kartenspieler am Gaisriegel
In einer Christnacht vertrieben sich einige Bauern am Gaisriegel die Nacht mit Karten spielen, obwohl sie ein ungutes Gefühl dabei hatten. Plötzlich betrat ein Fremder die Stube und bat mitspielen zu dürfen. Nur widerwillig erlaubten es die Bauern. Kurz darauf fiel einem Spieler eine Karte unter den Tisch. Als er danach suchte, sah er, daß der Unbekannte einen Pferdefuß hatte. Da entfuhr ihm ein "Um Gottes Willen". Durch den heiligen Ruf war der Spuk vorbei. Karten rührten die Bauern aber keine mehr an.
Wenn ich durch solche Gegenden wandere und bei einsam gelegenen Bauerhöfen vorbeikomme bin ich immer besonders vorsichtig. Auf vielen dieser Höfe wacht ein Hofhund. Wenn es mir möglich ist weiche ich in großem Bogen aus. Der Weg geht hier knapp am Hof vorbei. Der hiesige Hund schaut nur her zu mir, er bellt nicht und läuft auch nicht hinter mir her. Braver Hund!
Himmelsschlüsseln als Frühlingsboten und plötzlich ist ...
... wieder Winter.
Die Kukubauerhütte ist geschlossen. Selber schuld wenn ich wochentags herkomme. Am Wochenende ist geöffnet.
Dafür habe ich sehr viel Platz auf der Terrasse beim Verzehren meiner Jause, denn ...
... all diese Köstlichkeiten kann ich nur durch's Fenster anschauen.
Natürlich gehe ich noch hinauf zum Heimkehrerkreuz auf der Kukubauer Höhe. Ich weiß nicht ob die wirklich so heißt, aber ein Gipfel mit Kreuz sollte auch einen Namen haben.
Die höchsten Gipfel des Wienerwaldes liegen östlich, der Schöpfl und der Gföhlberg sind hier zu sehen.
Nach Süden ist die Sicht durch die Bäume verstellt.
Auf dem Rückweg ist die Sicht ein wenig besser. Der gezoomte Blick zu Hinteralm und Muckenkogel.
Ebenso über den Wendlgupf zur Reisalpe, da schaut es auch sehr winterlich aus.
Weiter im Westen müsste der Eisenstein zu sehen sein.
Unterwegs gibt es wieder Lesestoff. Auch wenn es sich nicht wirklich so zugetragen hat, macht es die Wanderung sehr kurzweilig.
Die Rache der Franzosen
Im Jahr 1809 raubten einst französische Soldaten Bauern auf der Kreisbacher Höhe aus. Daraufhin legten diese einen Hinterhalt und erschossen 12 Soldaten. Aber auch die Bauern kamen nicht ungeschoren davon, nur der Bromberger konnte fliehen. Die Truppen zogen ab und das Leben normalisierte sich wieder. In der Christnacht des gleichen Jahres näherten sich aber schwere Schritte dem Hause des Brombergers. Die zwölf Franzosen marschierten mit aufgepflanzten Gewehren in die Stube und starrten ihn an, von Mitternacht bis 1 Uhr. Davon wurde der Bromberger verrückt.
Die drei Schwestern
Vor langer Zeit lebten drei Schwestern auf einem großen Hof. Eine von ihnen war durch ein Unglück erblindet. Eines Tages beschlossen sie, ihre Ersparnisse gerecht zu teilen. Dabei betrogen die zwei sehenden ihre blinde Schwester und wiesen sie auch noch vom Hof. Aber sie fand Aufnahme bei Freunden und lebte zufrieden, während sich die zwei habgierigen Schwestern nicht lange ihren Reichtum erfreuen konnten. Denn sie versanken mitsamt ihren Schätzen in einer gräßlichen Gewitternacht.
Bestrafter Neid
In einer alten Keusche auf dem Bromberg wohnte einst eine arme Witwe mit ihren Kindern Die Not der Familie kümmerte die reiche Bäuerin, der das armselige Haus gehörte überhaupt nicht. Ihre Truhen und Kästen waren voll mit dem schönsten Leinen, mit Schüsseln, Teller und den zartesten Gläsern. Aber von der Witwe verlangte sie jedes Jahr eine noch höhere Miete. Da klopfte es in einer stürmischen Nacht heftig an das Fenster der Bäuerin. Als sie es öffnete, schoß ein riesiger Geier in die Stube, packte die Aufkreischende mit seinen mächtigen Krallen und trug sie davon.
Bei diesem Hof gehe ich besser nicht vorbei. Ich überlege was passiert wenn ich da runter gehe und vom Hofhund angefallen werde? Ist die Warntafel rechtlich ausreichend? Ist es nicht die Pflicht der Hundebesitzer dafür zu sorgen, dass harmlose Wanderer nicht in Gefahr geraten? Oder ist es gar verboten über die Hofzufahrtsstraße zu gehen? Fragen, die mir niemand beantworten kann!
Auch hier ist man nicht sehr gastfreundlich, zumindest zu Radfahrern, als Fußgänger darf ich durch den schmalen Spalt neben dem Tor schlüpfen.
Zurück zu den schönen Dingen, blühenden Bäume und grüne Wiesen erfreuen mein Auge und die Seele.
Auch liebevoll instand gehaltene Marterl sehe ich gerne.
Der Zehethof und seine Höhe und wenn man genau hinsieht gibt es viele Blumen, vor allem in Gelb.
Ich hätte meine Runde in der umgekehrten Richtung gehen sollen, denn auch die Stockerhütte ist geschlossen. Wieder wird es nichts mit einer Einkehr. Mein Jausensackerl ist schon leer. Nur ein Schluck Wasser ist noch übrig. Selber Schuld, warum habe ich mich nicht besser informiert?
Auf dem Hügel neben der Hütte steht ein Kreuz. Ist das ein Gipfel, wenn ja wie heißt der? Vielleicht Stocker, oder etwa Stockerhüttenhöhe?
Einen Blick auf die Hügel westlich der Traisen kann ich noch genießen, dann gehe ich auf der asphaltierten Straße zurück nach Wilhelmsburg.
Ich komme beim Gugerl vorbei. Auf dem kleinen Hügel steht ein Kreuz. Wenn man mit dem Auto hier vorbeikommt, darf man nicht halten. Nicht sehr nett, gleich mit Anzeige und Abschleppen bedroht zu werden, auch wenn es Privatbesitz ist.
Wilhelmsburg liegt vor mir. Hier geht selten jemand zu Fuß. Man kann bis fast zur Stockerhütte mit dem Auto rauffahren.
Meine Route auf der KOMPASS Karte Niederösterreich. Auf einer Länge von 27,4 km habe ich 740 Höhenmeter überwunden und dafür fast 7 Stunden benötigt.