Nach einigen Touren im Toten Gebirge nehme ich heute eine längere Anreise in Kauf. Ich fahre durch drei Bundesländer, von der Steiermark durch Oberösterreich bis nach Salzburg. Es sind trotzdem nur 35 km von Bad Aussee über Goisern und Gosau nach Rußbach. Hier ist mein Ausgangspunkt für die Besteigung des Gamsfeldes. Diesen Gipfel habe ich schön länger auf meiner Wunschliste. Es gäbe auch noch die Möglichkeit einer Überschreitung vom oder zum Wilden Jäger. Ich habe gelesen dass der nicht so leicht sein soll, deshalb beabsichtige ich über die Traunwandalm auf das Gamsfeld zu gehen und über die Angerkaralm abzusteigen.
Mein Auto stelle ich gleich bei der Kirche in Rußbach ab. Auf ein paar Meter mehr kommt es mir nicht an.
Immerhin habe ich 2 € gespart. Beim "offiziellen" Wanderer-Parkplatz hätte ich zahlen müssen.
Mein Plan über die Traunwandalm aufzusteigen scheitert daran, dass der Weg zur Angerkaralm viel besser ausgeschildert ist.
Schnell und schön geht es über die Alm nach oben. Die Aussicht wird besser. Das müsste der Schmalztrager sein. Ich überlege, ob ich am Rückweg da raufkommen könnte ohne in den Latschen steckenzubleiben.
Noch weiter oben tauchen auch der Braunedl und der Scharfen auf. Der Braunedl ist auch noch ein angestrebtes Ziel, den Scharfen lasse ich lieber aus. Hinter diesen Gipfeln liegt die Postalm und einige mir bekannte Gipfel der Osterhorngruppe.
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Wie gestern bläst auch heute ein kräftiger Wind. Ich halte mich von der Kante fern, denn da geht es steil hinunter.
Der Gipfelbereich ist dann weniger felsig. Der Aufenthalt trotzdem unangenehm.
Ein etwas anderes Gipfelbild muss sein, auch wenn ich mich dabei gegen den Wind stemmen muss.
Der spitze Felsen vor mir ist auch beeindruckend, es scheint aber keinen Namen zu haben.
Eigentlich wollte ich jetzt wieder zurückgehen, aber da nach NO zum Wilden Jäger sehe ich den Weg, der unterhalb des Grates verläuft. Da ist der Wind sicher schwächer und den Gipfel selbst kann ich ja auslassen. In's Bild klicken für größere Ansicht.
So ist es auch. Warm in der Sonne, der Wind schwächer, eine Genußetappe. Ein Blick zurück übers Haberfeld zum Gamsfeld.
Dann komme ich zu dieser Tafel. Ich kann einfach nicht vorbei gehen, den Gipfel anschauen will ich mir wenigstens, wenn ich schon nicht raufkomme.
Der Weg geht einfach durch die Latschen auf eine Wiese. Gerade als ich durch eine Latschengasse weitergehen will, stehe ich plötzlich vor einem Abgrund. Dahinter baut sich der Gipfel auf. Zu meiner Überraschung steht da sogar Einer oben.
Ich will mir zumindest anschauen, wo der Weg rauf geht. Hier sehe ich die Latschengasse bis fast zum Gipfel. Voher muss man allerdings noch einige Meter abklettern. So wild schaut das gar nicht aus? Ich vergleiche mit einigen Gipfeln in Osttirol, wo ich heuer oben war. Dort war es auch manchmal etwas ausgesetzt.
Der Ehrgeiz ist ein Hund. Ich überwinde mich und gehe noch ein Stück und dann noch eins und dann bin ich oben. Am Gipfel bläst der Wind noch stärker, ich rette mich zum Gipfelkreuz und muss mich sofort hinsetzen, um meine Nerven zu beruhigen. Der Platz am Gipfel ist knapp, auf allen Seiten geht es steil nach unten. Was schwindelfreie Bergsteiger besonders genießen, ist für mich furchterregend. Da fühle ich mich nicht wohl.
Ein Bild hinüber zum Gamsfeld, ein Schluck Wasser, dann gehe ich wieder runter.
Der andere Wanderer kommt auch schon nach. Ich habe die ausgesetzten Stellen hinter mir und rechne nicht mit weiteren Schwierigkeiten.
Allerdings ist der Weg über den Großen Brettkogel zur Neualmscharte auch nicht so einfach, wie ich gehofft habe. Erst geht es nur steil runter. Dann verläuft der Weg genau am Grat. Ich bin froh über die Latschen am Wegrand. Sie sind gut zum Anhalten, sie bremsen den Wind und teilweise verhindern sie allzu tiefe Tiefblicke.
Der Abstieg vom Großen Brettkogel ist nicht einfach. Es gibt einige Stellen die felsig sind. Hier sind dünne, rostige Drahtseile verlegt, die für meinen Geschmack viel zu locker sind. Trotzdem helfen sie mir heil runter zu kommen. Hier habe ich das Ärgste schon hinter mir.
Ein Blick zurück zum Wilden Jäger. Hätte ich das vorher gesehen, wäre ich wohl umgekehrt.
Aber jetzt ist es vorbei, gemütlich geht es über Wiesen zur Neualm hinunter.
Bei den Hütten der Neualm ist der Gipfel des Wilden Jägers nicht zu sehen.
Des Gamsfeld und sein kecker Nachbargipfel schauen hier wilder aus, als sie von der anderen Seite sind.
Mir gefällt es hier in der wärmenden Sonne dahinzuwandern. Auf der sanft abwärts führenden Almstraße gehe ich nach Rußbach zurück.
Schön war's trotz Wind, aber die Luftigkeit des Weges habe ich unterschätzt. Gut dass das Auto nicht oben am Parkplatz steht, sonst hätte ich jetzt noch einen Anstieg vor mir. So kann ich die Kirche in Rußbach besuchen und gleich zwei Opferkerzen anzünden.
Hier auf der KOMPASS Karte Salzburg ist mein Weg eingezeichnet. Heute war ich ca. 6,5 Stunden unterwegs, dabei habe 17,2 km und fast 1300 hm zurückgelegt.
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