Wie bei der gestrigen Tour am Dreiseenweg starte ich auch heute beim Matreier Tauernhaus. Maria vergönnt sich heute einen Rast- und Ruhetag. Das Wetter ist schlechter geworden. Es hat am Abend und in der Nacht geregnet. Alles ist nass, aber bis Mittag soll kein Regen dazukommen. Erst für Nachmittag sind wieder Gewitter und Regen angekündigt. Ich will die trockene Zeit nutzen und starte bereits um sechs Uhr früh.
Der Weg zum Wildenkogel beginnt gleich mit einem steilen Waldanstieg, keine Zeit zum Aufwärmen. Der Weg ist markiert, aber schon ziemlich zugewachsen. Mit etwas Aufmerksamkeit ist der richtige Anstieg aber zu finden. ich komme bei mehreren kleinen Wasserfällen vorbei.
Bald kann ich hinunterblicken. Weit unten sind die Galerien der Felbertauernstraße zu sehen und die Hoffnung auf Sonne erfüllt sich auch.
Der Abfluß des Löbbensees wird auf großen Steinen überquert.
Die über dem See hängenden Wolken geben eine besondere Atmosphäre. Es muss nicht immer sonnig sein.
Schwarz, weiß, schwarz-weiß. Die aus dem Nebel auftauchenden Schafe sind neugierig. Mit mir haben die heute nicht gerechnet.
Langsam tauchen auch die Gipfel aus dem Nebel auf. Schlechtwetter? Nein, ich finde das Wetter wunderbar, so wie es ist.
Trotzdem freue ich mich über den Blick zum Wildensee. Leider führt mein Weg dort nicht vorbei.
Der Anstieg wird felsiger. Auch einige Schneefelder sind noch zu überqueren. Hier muss man besonders auf die Markierungen achten. Spuren im Schnee habe ich keine gesehen, aber in meinen Spuren kommt Einer hinter mir nach.
Oberhalb des Wildensees gibt es noch einen See, auf dem Eisschollen schwimmen, die von einem kleinen Gletscherrest stammen.
Auf der Wildenkogelscharte beginnt der Gipfelanstieg über den Grat. Ich habe die Stöcke weggepackt. Hier brauche ich die Hände. Es geht direkt über den Grat, manchmal rechts an Blöcken vorbei und manchmal links.
Werner aus Virgen holt mich ein. Gemeinsam suchen wir nach dem besten Weg am Grat. In einer Beschreibung steht SG I, mit einer Stelle SGII, die auch im Steilschotter umgangen werden kann. Genau so machen wir das auch und kommen problemlos zum Gipfel.
Die Aussicht ist nicht berauschend.
Hinab zum Wildensee sieht man besser.
Der nordöstliche Vorgipfel. Die Pause halten wir kurz. Werner und ich beschließen gemeinsam über den Wildenkogelweg zum Löbbentörl abzusteigen.
Wir müssen nicht zurück über den Grat, denn es gibt einen gut markierten Weg, durch die Westflanke, der in meiner 30 Jahre alten Karte noch nicht eingezeichnet ist. Er hat keine Kletterstellen, nur einige Seile helfen über glatte Platten hinweg. Hinten, in der Bildmitte, sieht man den Dabernitzkogel.
Auf dem Wildenkogelweg sind einige große Blöcke zu überkraxeln. Auch hier muss man genau auf die Markierungen achten, um den leichtesten Durchstieg zu finden. Die Kristallspitze und die Schwarze Wand sind zu sehen.
Werner war früher Maraton- und Bergläufer, das merkt man noch. Er schlägt ein Tempo an, dem ich kaum folgen kann. Fotos gibt es daher wenige, ich habe einfach keine Zeit dafür. Hier ist er schon fast am Löbbentörl.
Beim Törlkreuz weht eine kräftige Brise. Hier müssen aber unbedingt Fotos gemacht werden.
Über den Löbbenkopf zur Kristallwand.
Über die Prager Hütten zur Hohen Fürlegg.
Schlatenkees mit Hohem Zaun und Schwarzer Wand.
Ich wäre ja noch auf den Inneren Knorrkogel gegangen, der von hier einfach und schnell zu erreichen ist, aber Werner will vor der Wetterverschlechterung im Tal sein.
Auch im Abstieg sind einige große Schneefelder zu überqueren. Hier gibt es eine gute Spur und der Schnee ist weich und fest zugleich.
Den Weg über die Gletschermoräne abwärts kenne ich schon. Da bin ich schon öfter abgestiegen, ...
... aber noch nie so schnell.
Rasch ein Foto vom Gletschertor am unteren Ende des Schlatenkees. Da bin ich mit Maria vor zwei Jahren unten gewesen.
Das "Auge Gottes" kommt in Sicht. Ein kleiner See mit einer runden Wollgrasinsel ist ein vielfotografiertes Motiv.
Etwas größer, hier kann man doch nicht ohne zu fotografieren vorbeirennen.
Gleich unterhalb des "Auge Gottes" gibt es noch den viel größeren Salzbodensee. Ohne Wollgrasinsel ist er nur halb so interessant.
Eine letzte Steilstufe entlang des Gletscherabflusses bringt uns hinab in den Talgrund des Gchlössbaches und flach hinaus zum Venedigerhaus. Mir wäre jetzt nach einer Rast mit Speis und Trank. Das Taxi hinaus zum Parkplatz beim Tauernhaus (4,5 Euro p.P.) steht gerade zur Abfahrt bereit. Wir verschieben die Rast daher auf später. Ich habe für die ganze Runde mit 1670 m Anstieg und 16,6 km Länge, 7 Stunden gebraucht. Werner noch eine halbe Stunde weniger. Unsere genaue Route kann man hier auf der Kompass-Karte Tirol nachverfolgen.