Nach tagelangem Schlechtwetter soll es heute von Westen her auflockern. Ich kann es schon nicht mehr erwarten, obwohl ich annehmen muss, dass es die Aufockerungen nicht so schnell bis Niederösterreich schaffen werden. Ich habe mir wieder einmal das Inner-Wiesenbachtal als Startort ausgesucht. Hier bin ich schön öfter gewesen und auf den Muckenkogel oder auf die Reisalm gegangen. Sehr schön, aber weit ist es auch von hier die ganze Runde über Muckenkogel, Hinteralm und Reisalm zu gehen.
Heute will ich nicht so weit gehen. Ich habe mir die Erkundung des Geißgrabens vorgenommen, den kenne ich bisher nicht. Der Graben zweigt bei diesem schönen Jagdhaus nach links ab.
Am Beginn des Kammes der zum Wendlgupf führt, beeindruckt mich jedesmal dieser Felsabbruch. Das Besteigen des Schindeltalspitzes, auf dem es sogar ein Gipfelkreuz und ein Buch gibt, überlasse ich gerne den schwindelfreien Kletterern.
Ganz am Anfang des Geißgrabens gibt es eine Reifenspur, die bald endet. Schneeschuhe sind mir hier bereits eine große Hilfe.
Die Straße endet, bzw. sie macht eine Kurve hinaus aus dem Graben und führt hinauf auf die Ebenwaldhöhe. Ich gehe vorerst weglos unten im Graben weiter.
Bei diesen Felsen teilt sich der Graben in drei Äste auf. Ich nehme den linken, denn ganz spontan möchte ich noch einen Gipfel "mitnehmen".
Schwierig am Anfang, dann immer mehr verflachend ist der linke Graben. Ich steige jetzt gleich am linken Hang hinauf um den Gipfel der Kiensteiner Öde zu erreichen. Es gab ein paar kleine Schneerutsche, es ist steil und mühsam, aber die Schneebrettgefahr schätze ich trozdem als gering ein.
Hier ist es schon bequemer, das Gelände wird flacher. Nebel und Raureif schaffen eine tiefwinterliche Stimmung ...
... die sich kurz vor dem Gipfel noch steigert.
Es ist nicht zu kalt und windstill und ich lasse mich beim Gipfelkreuz nieder um zu pausieren.
Danach gehe ich nach Osten weiter, auch hier gibt es nur Nebel, Reif und Schnee und keinerlei Aussicht.
Beim Kaltenreiter wird die Sicht unwesentlich besser. Zumindest sehe ich wo ich hingehe, quer über die schneebedeckten Wiesen zur Straße, die zum Parkplatz Ebenwaldhöhe leitet.
Eisgepanzerte Äste neben dem Weg.
Eine Schispur leitet in großem Bogen hinauf zum Hochstaff. Ich bleibe lieber in der auch vorhandenen Schneeschuhgeherspur. Sie geht direkter und oben am Grat zum Gipfel.
Kurz vor dem Gipfel sind noch einige Schneewächten.
Hochstaff, 1305 m, einige Spuren gibt es, nur jetzt ist keiner da. Ich bleibe auch nicht lange, ich will noch weiter auf die Reisalpe.
Abstieg vom Hochstaff. Diese Spur ist nicht von mir. Da hat einer eine Steirerspur über den steilsten Bereich gezogen.
Kurz vor dem Sattel ist plötzlich ein Schneeschuh locker. Erst dachte ich die Bindung hätte sich gelöst, doch als ich sie festziehen will sehe ich dass der Blechteil unter dem Schuh gebrochen ist und der Plastikteil nur noch an einer Seite am Schuh befestigt ist.
Nach der Kleinzeller Hinteralm gehe ich einfach gerade hinauf, es gibt hier schöne große Bäume, ...
... die mit einer Raureifschicht überzogen sind.
Dann bricht auch noch die andere Seite ab. Mit dem Schneeschuh kann ich nicht weitergehen. Ich versuche es nur mit den Schuhen, dabei sinke ich tief ein. Ich breche ab und gehe zurück. Bis ich das Stapfen durch den Schnee als lustig empfinden kann, muss ich wohl noch eine Weile an mir und meiner Einstellung arbeiten.
Eine Frau und zwei Männer kommen mir entgegen. Auch sie sind ohne Schneeschuhe unterwegs, weil sie dachten es liegt kein Schnee mehr. Solche krassen Fehleinschätzungen sind mir auch schon passiert. Als wir miteinander sprechen, will der Mann gleich mit mir umkehren, doch seine Frau sagt energisch "Nix do, mir gengan auffi". Da wagt er keinen Einspruch mehr und stapft hinter ihr her in Richtung Reisalpe.
Bei der Kleinzeller Hinteralm gibt es Schispuren, Schneeschuhspuren und auch Fußspuren. Leichter ist es für mich nicht. Teilweise hartgepresst rutsche ich, dann versinke ich wieder tief im nassen Schnee, Vergnügen ist das keins.
Ich muss jetzt hinunter in das Schindeltal um zum Auto zurückzukommen. Auch hier kann ich in Schneeschuhspuren ein wenig schmarotzen. Viel hilft es nicht weil ich immer wieder bis zu den Knien einsinke.
Ich bin erfreut als ich die Straße erreiche. Es gibt Reifenspuren in denen ich jetzt gut vorankomme. Dieses noble Jagdhaus mit Biotop ist mir jedesmal, wenn ich hier vorbeikomme mindestens ein Foto wert. Von hier ist es nicht mehr weit bis zu meinem Ausgangspunkt an der Verzweigung des Schindeltals mit dem Moritzgraben.
Meine heutige Runde auf der KOMPASS Karte Niederösterreich eingezeichnet. Ich habe 16,6 km und über 1000 hm zurückgelegt und dafür 7,5 Stunden benötigt.