Normalerweise versuche ich immer neue, noch nicht begangene Gipfel und Wege zu erforschen, doch es gibt einige Touren, die mir so gut gefallen, dass ich sie immer wieder gerne gehe, dazugehört auch der Enziansteig auf das Kieneck. Die starken Schneefälle der vergangenen Tage haben die Auswahl der möglichen Ziele schon reduziert. Zusätzlich habe ich heute ein charmante Begleiterin, der will natürlich nur die schönsten Touren zeigen.
Der kleine Parkplatz am Beginn des Enziansteiges ist nicht geräumt. Kurz davor beim GH Leitner ist der ganze Vorplatz gut geräumt. Ich stelle mein Auto hier ab, auf die paar zusätzlichen Meter kommt es nicht an.
Unsere Schneeschuhe können wir gleich am Beginn des Enziansteiges anlegen. Schnee gibt es genug, aber wie erwartet keine Spur. Scheint eine anstrengende Stapferei zu werden.
Der Weg ist gut in enzianblau markiert, was nicht notwendig wäre. Man geht immer oben am Kamm entlang, genau das was mir so gut gefällt. Die winterlich verschneiten Bäume erfreuen zusätzlich Auge und Herz.
Sophie ist auch vom verschneiten Winterwald begeistert. Erste Stimmungsbilder gelangen live via Facebook in die ganze Welt.
Immer am Kamm entlang stapfen wir weiter. Einige Zwischengipfel werden überschritten. Die bergab führenden Abschnitte sind kurz. Gleich darauf geht es wieder hinauf, wie auf diesen vor uns liegendem Gipfel, da müssen wir noch drüber.
Der Weg ist mit Schnee angefüllt. Die Wechten sind zwar schön anzusehen, aber doch einigermassen beschwerlich zu durchwaten.
Kurz treffen wir auf eine aus dem Ramsental hochführende Spur und überraschend auch auf zwei Wintersportler. Er hat Schneeschuhe an den Füßen und ein Board auf dem Rücken, seine Begleiterin ist mit Schi unterwegs. Sie biegen auf der vorhandenen Spur in Richtung Unterberg ab. Für uns heißt es wieder selber spuren zum Kieneck.
Die Straße ist auch hier mit großen Wechten aus lockerem Pulverschnee meterhoch bedeckt.
Nur kurz versuchen wir in den angrenzenden Wald auszuweichen. Das ist keine gute Idee, hier ist es noch beschwerlicher.
Sophie hält sich großartig. Sie mag den Schnee und hat Freude am Stapfen. Hier auf dem Sattel könnten wir gleich hinunter in den Viehgraben abbiegen, aber so kurz vor dem Gipfel wollen wir das nicht, auch wenn sich jetzt schon leichte Ermüdungserscheinungen zeigen.
Hier zeigt sich wie der Wind die Schneemassen aufgetürmt hat. Zu unserer großen Freude ist es derzeit absolut windstill.
Schön anzusehen ist dieser Baum im Nebel. Wir sehen den Gipfel nicht, was den Schlussaufstieg leichter gemacht hätte. Ich kenne ja den Weg und mein GPS zeigt mir genau die Entfernung an, die wir noch zurücklegen müssen.
Die Freude endlich beim Kreuz zu sein ist trotzdem riesengroß. Es steht halt nicht ganz auf dem Gipfel, nur noch ein kurzes Stück müssen wir noch ansteigen, aber erst nachdem wir das klassischer Gipfelkreuzpflichtbild gemacht haben.
Tief verschneit versteckt sich die Kapelle zwischen den Bäumen.
Jetzt kommt endlich die Enzianhütte in Sicht, die leider geschlossen hat. Spur gibt es keine, aber sehe ich richtig? ...
... da sitzen tatsächlich zwei Leute unter dem Baum. Sie sind ohne Schi oder Schneeschuhe aus dem Furthergraben raufgestapft. Respekt für diese Leistung!
Auf der Terrasse ist es wenig gemütlich. Wenn am Wochenende der Wirt rauf kommt muss er erst mal gründlich schaufeln.
Wir verziehen uns in den kleinen lauschigen Winterraum, der sich in der kleinen Nachbarhütte befindet. Heute hätten wir es im Freien auch ausgehalten, da überhaupt kein Wind die winterliche Idylle stört.
Ich überlege ob ich meiner Begleiterin den Abstieg über den steilen Matrassteig zumuten darf. Alternativ dazu könnten wir in unserer Spur zum Sattel zurückgehen und auf der Forststraße in den Viehgraben absteigen.
Sie ist sofort einverstanden, als sie diesen wundervollen Wald sieht. Beide haben wir eigentlich die grünen Blätter, Wiesen und Blumen des Frühlings lieber, aber so ein winterlicher verzauberter Wald hat auch sehr viel Schönes zu bieten.
Anfangs folgen wir den Markierungen, doch bald verliere ich sie.
Es ist aber kein Problem. Es schaut überall gleich aus, auch abseits des Weges. Der Abstieg mit Schneeschuhen ist ein herrliches Vergnügen. Wie auf Wolken schweben wir im Schnee den Hang hinunter.
Ausrutschen ist nicht möglich und kleine Stürze verlaufen glimpflich. Man landet im tiefen Schnee weich wie in einem Federbett.
Auf dem Hosenboden runterrutschen wäre auch eine Möglichkeit. Man kommt nur nicht weit, weil man gleich im tiefen Pulver versinkt und einen Haufen Schnee vor sich her schiebt.
Sophie "in action". Dieser Abschnitt war für uns beide der Schönste der ganzen Tour.
Die Böschung zur Forststraße bewältigt man am Schönsten, wenn man sich einfach fallen läßt. ;-)
Wir achten jetzt nicht mehr auf den Weg, der sowieso im Schnee kaum zu erkennen ist. Auch Markierungen sind überflüssig. Einfach runter wo es geht, dann kommen wir automatisch auf die Straße.
Zufälligerweise kommen wir trotzdem genau an den Beginn, bzw. dem Ende des Matrassteiges. Fast ein wenig enttäuscht, das dieser schöne Steilabschnitt schon zu Ende ist. Jetzt geht es gemütlich auf der Forststraße weiter.
Ab der Fütterung ist die Straße geräumt. Die Schneeschuhe werden auf den Rücksack gepackt. Es zieht sich jetzt ein wenig durch den Graben, aber bei Plaudereien mit einer netten Begleiterin kann der Weg nicht weit genug sein, um trotzdem viel zu rasch wieder bei der Vinzenzkapelle, gegenüber unseres Ausgangspunktes einzutreffen. Danke Sophie für den schönen Tag, den ich mit Dir verbringen durfte. Ich hoffe auf eine baldige Wiederholung.
Die heutige Runde auf der KOMPASS Karte Niederösterreich eingezeichnet. Wir haben 12 km und ca. 600 hm zurückgelegt. Dafür haben wir inklusive Pausen fast 6 Stunden lang das Stapfen durch den vielen Schnee genossen.