Im Hochschwabgebiet bin ich immer wieder gerne unterwegs. Im "Steirischen Gamsgebirg" wie der Hochschwab zu Zeiten des "Steirischen Prinzen", also Erzherzog Johann genannt wurde kenne ich viele Wege und Gipfel, doch noch lange nicht alle. Auf den Karlhochkogel gehe ich schon zum dritten Mal im heurigen Jahr, doch jedesmal auf einer anderen Route. Ich habe von einem Steig gehört, der über die Wallmerin und das Käfereck auf die Hochfläche der Karlalm und damit zum Karlhochkogel führt. Den will ich heute versuchen. Als Abstieg ist der Weg durch den Karlgraben in die Karlschütt geplant, den kenne ich auch noch nicht. Der Wetterbericht verspricht wie seit Tagen Nebel im Tal und Sonne auf den Bergen.
Am Parkplatz kurz nach der Karlschütt gehe ich los. Der genaue Verlauf des Steiges auf die Wallmerin ist mir unbekannt und er bleibt es auch. In der Karte ist ein punktierter Steig durch den Schafgraben westlich der Wallmerin eingezeichnet, den finde ich auf Anhieb und folge ihm durch den Wald nach oben. Den Nebel habe ich bald unter mir. Über mir ist auch keine Sonne, sondern Wolken.
Der Weg durch den Wald nach oben ist anfangs gut zu sehen, dann wird er immer unklarer, es gibt viele Spuren kreuz und quer, ich nehme an, dass es sich um Wildwechsel handelt. Im Zweifel entscheide ich mich immer für die steilere Variante.
Den ungefähren Verlauf des Weges sehe ich auf dem Display meines GPS-Gerätes. Hier sollte er nach rechts hinübergehen und etwas später enden. Da es rechts nur dichtes Latschgestrüpp gibt, aber eine schöne Gasse nach links führt, gehe ich hier weiter.
Ich komme aus dem Latschenfeld heraus und sehe die Felsen des Reidelsteinriedels vor mir (gezoomt).
Auf der anderen Seite eines Grabens sind keine Latschen. Da bin ich zwar zu weit westlich, aber ich komme höher hinauf.
Ich werde versuchen weiter oben wieder nach rechts zu queren.
Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Die Latschen reichen weit hinauf. Es wird schottriger, aber auch hier ist die einzige Möglichkeit weiter hinaufzukommen. Ich muss hier weiter nach oben.
Wieder versuche ich weiter nach rechts zu kommen, es geht nicht, alles ist dicht mit Latschen bewachsen. Ich weiß von einem Steig, der vom Bodenbauer über den Reidelsteinriedel heraufkommt und auch zum Käfereck führt. Den versuche ich jetzt zu finden.
Diese Rinne ist steiler als es am Foto aussieht. Teilweise ziehe ich mich an den Ästen hinauf. Immerhin bringt sie mich an das obere Ende der Latschenzone.
Ich bin schon knapp an den Wänden des Festlbeilsteins. Zwei Kletterer sind am Fels beschäftigt, links unten im Bild zu sehen.
Ich finde einen großen, blauen Punkt am Stamm des Baumes. Hier sollte ein Weg sein. Ganz kurz noch durch die Latschen ...
... dann sehe ich den Schotterhang unter den Felsen, den ich jetzt zu queren habe bis hinüber zum Felsturm, ganz rechts den ich für das Käfereck halte.
Manchmal sind Steigspuren zu sehen, die durch das Geröll führen. Ungefähr in der Mitte der Querung ein Blick zurück zur bereits bewältigten Strecke.
Ich halte Ausschau nach einer Durchstiegsmöglichkeit auf die Hochfläche. Schon vor dem Felsturm glaube ich eine zu erkennen. Ich halte mich hier aber an meine Informationen, die empfehlen erst nach diesem Turm hinaufzusteigen.
Nach dem Turm ist es auch mühsam. Schotterdurchsetztes Steilgras, oben drüber für mich nicht bewältigbare Felsplatten. Dann sehe ich diese grasige Rinne. Das ist meine Chance, aber auch sehr mühsam. Auf allen Vieren arbeite ich mich hinauf.
Ich habe die Hochfläche erreicht und kann etwas durchatmen und Adrenalin abbauen. Jetzt kann ich auch den Blick hinunter genießen, weil ich weiß da nicht mehr hinab zu müssen.
Auf dieses grasige Köpfl steige ich noch hinauf. Ist das das Käfereck?
Egal, ich sehe hinunter über den Grat zur Wallmerin. Da wollte ich eigentlich raufkommen.
Auf der anderen, also westlichen Seite des Köpfls entdecke ich einen dürren Ast, der aus einem kleinen Steinhaufen ragt. Wenn das die richtige Markierung ist, dann hätte ich doch vor dem Felszacken raufgehen sollen.
Nach einer Erholungspause, der Aufstieg hat einiges an Kraft gekostet, gehe ich jetzt gemütlich weiter über den Mühlbachboden. Hier ist es einfach, ich kann die Sicht über das Nebelmeer auskosten. Ganz wenige Sonnenstrahlen schaffen es auch schon durch die Wolken.
Erleichterung es geschafft zu haben, Erschaudern beim Rückblick zum Grat Wallmerin - Käfereck.
Irgendwo da unten liegt die Karlschütt. Ich beginne mich nach einer Abstiegsmöglichkeit umzusehen. Hier gehe ich sicher noch nicht hinunter.
Erst nach Überschreitung des Mühlbachkogels, im Bild rechts, schaut das Gelände nicht mehr so unbegehbar aus, ...
... aber vorher will ich noch hinauf zum Karlhochkogel.
Im Norden konnte ich schon länger den blauen Himmel sehen.
Im Süden wird die Wolkendecke vor der Sonne langsam durchlässig.
Das "G'hackte", darüber der Zagelkogel, G'hacktstein und G'hacktkogel.
Die berühmte Südwand mit dem Hochschwabgipfel.
Das Schiestlhaus und die Eismauer.
Und das Ganze noch einmal als Panorama. (In's Bild klicken für größere Ansicht).
In der südlichen Richtung liegt das "Karl" unter mir. Dahinter sind der Fölzkogel und der an der Nordseite weiß angezuckerte Waschenriegel. Da das Wetter aber immer besser wird will ich noch nicht hinab.
Der Nordostgrat des Karlkhochkogels ...
... bringt mich auf einen Hochschwab-Zweitausender, den ich bisher nicht besucht habe. Hier beim Gipfelsteinhaufen auf der Ringmauer, 2051 m.
Unter mir liegt ein weiterer Gipfel, der Prinz-Eugen-Turm, oft auch als Turnerbergsteigerturm bezeichnet. Auf eine Besteigung verzichte ich gerne. Den überlasse ich den schwindelfreien Kletterern. Von denen wird er machmal als leicht bezeichnet. Nein, danke, das gilt nicht für mich.
Noch mal der Turm aus der Nähe. Eigentlich sind es ja zwei Türme hintereinander.
Zum dritten Mal, diesmal mit der Ringmauer und dem Hochschwabgipfel dahinter.
Am Rand der Abbrüche gehe ich weiter auf den nächsten Gipfel. Laut Garmin Topo v2 ist hier schon der Gipfel der Karlmauer.
Der Gipfel der Karlmauer könnte aber auch erst da drüben sein.
Da steht ein Gipfelkreuz, aber welcher jetzt als Gipfel der Karlmauer gilt kann ich aus den mir bekannten Karten nicht mit Sicherheit feststellen. Egal ich war auf Beiden oben.
Da geht es ordentlich runter. Ich sehe die Voisthalerhütte, den Fölzsattel und die Edelspitzen von oben. Die Untere Dullwitz ist bereits im Schatten.
Noch viel Sonne bekommt der Kampl, als höchster Punkt der Mitteralm.
Weiter rechts die beiden Winkelkogel und der Schartenspitz über den Fölzalmen.
Für mich wird es Zeit an den Abstieg zu denken. Vorher habe ich einen kleinen Gegenanstieg vor mir. Ganz links außerhalb des Bildes ziele ich die Windscharte an. Auf die Besteigung des Fölzkogels verzichte ich heute. In der Bildmitte ist der Karlhochkogel, weiter rechts der Hochschwab zu sehen.
Der Abstieg von der Windscharte ins Kar(l) ist problemlos über steile Wiesenhänge möglich.
Rückblick. Die Rinne vom tiefsten Punkt habe ich zuerst probiert. Dann habe ich aber auf die einfacheren Grashänge gewechselt.
Auf dem Waschenriegel sind vier Wanderer im Abstieg unterwegs.
Beeindruckend sind die Felsen oberhalb des Karlgrabens. Ich finde es beruhigend zu wissen, dass da ein guter, wenn auch unmarkierter Weg hinunterführt.
Interessante Felsgestalten schauen auf mich herab.
Schön, aber wild ist der zeitweise schluchtartige Graben. Steil geht es runter, von der Windscharte zur Karlschütt sind 1100 Höhenmeter zu vernichten.
Fast schon unten, fällt mit dieser bunt bemalte Stein auf, den habe ich schon mal auf einem Bild gesehen. Beginnt hier der Leiterlsteig? Mir der Erforschung dieses Weges warte ich lieber bis ich aussagekräftige Beschreibungen finde und die abgerutschte Stelle saniert ist.
Das Gelände da hinauf auf den Brennsattel schaut nicht ganz einfach aus. Heute bin ich froh die Tour hinter mir zu haben. Ich habe wieder einen schönen Teil des Hochschwabs kennengelernt, auch wenn ich den Weg über die Wallmerin nicht gefunden habe. Es bleiben noch einige Wege zum Erforschen. Wenigstens gehen mir die Ziele nicht aus, ich werde sicher noch öfter im Steirischen Gamsgebirg unterwegs sein.
Meine heutige Tour auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Ich war 16 km weit unterwegs und habe dabei ca. 1300 hm zurückgelegt. Ich war 7 Stunden und 40 Minuten unterwegs, inklusive kurzer Pausen.