Durch die 150-Jahre-Alpenverein-Feier war das kleine Lager der Salzkofelhütte voll. Bis die Letzten ihren Platz gefunden haben ist es 2 Uhr früh. Unausgeschlafen komme ich trotzdem um 6 Uhr zum Frühstück. Die Wirtin tröstet mich, "I hob a net mehr gschlofn" und serviert mir einen Kaffee. Sie braucht diese Hüttenfeiern mehrmals im Jahr um wirtschaftlich überleben zu können. Dagegen ist das Schlafbedürfnis der Höhenwegbegeher sekundär. Wenn die Hütte geschlossen ist, haben auch die Weitwanderer keinen Stützpunkt.
Zeitig am Morgen ist meistens das beste Wetter. Wolkenlos blau der Himmel, kühl und frisch die Temperaturen und das Licht hat etwas Besonderes, nicht nur auf den Fotos. Ich bin auf dem Heinrich-Hecht-Weg unterwegs. Herr Hecht hat sich verdient gemacht, diese Verbindung zwischen Salzkofelhütte und Feldnerhütte zu schaffen.
Über schöne Wiesen geht der Weg links am Geierspitz vorbei. Der Anstieg zur Goldgrubenscharte ist danach gleich die Schlüsselstelle des Tages.
Da hinauf sind einige sandige Rinnen zu queren. Ausrutschen absolut verboten.
Es liegen schon neue Sicherungsseile bereit. Bald werden auch diese Stellen entschärft sein.
Hat man die Goldgrubenscharte hinter sich, dann geht es einfach weiter und man kann sich an den Blumen erfreuen.
Der Weg führt jetzt in ständigem leichten Auf und Ab, meistens entlang der Hänge weiter.
Mehrere Gipfel wie Schroneck und Karlkopf werden unterhalb der Felsen umgangen.
Erst auf der Annaruhe kommt man wieder ganz hinauf auf den Kamm. Die Annaruhe ist nach Anna Hecht, der Frau von Wegbauer Heinrich Hecht benannt.
Der Weg geht nach Westen über flache Wiesen weiter. Mir fällt dieser Pfeil auf, der nach Süden zeigt. Der Gaugen ist weit weg, aber wenn es da einen Weg gibt, könnte ich vielleicht noch den Stawipfel besteigen, der hier hinter den Steinen zu sehen ist.
Anfangs ist es einfach. Weg sehe ich zwar keinen, aber der Grat nach Süden zeigt sich sanft und absolut wandererfreundlich.
Nach zwei Drittel des Weges sehe ich dann diese schwarze Felsbarriere vor mir. Diese zu überklettern hat nichts mehr mit Wandern zu tun. Ich könnte jetzt nach links hinunter absteigen und dann über die Geröllrinne zum Gipfel kommen.
Das Ganze müsste ich dann auch wieder zurück. Ich verzichte auf den Gipfel und gehe gleich zurück zur sanften Annaruhe.
Jetzt führt der Heinrich-Hecht-Weg immer leicht bergab über die Almen dahin. Viel Zeit vergeht bis ich zur Bratleitenalm komme.
Ein paar Leute sitzen bei der Alm. Einer meint, dass ich ich eh nur mehr drei Stunden bis zur Feldnerhütte brauche. Er ist halt ein Scherzkeks, ich weiß dass ich nur noch eine gute halbe Stunde unterwegs sein werde.
Nach insgesamt 5,5 Stunden Gehzeit bin ich bei der Feldnerhütte. Auch hier gibt es anläßlich des 150-Jahr-Jubiläums des AV eine organisierte Hüttengaudi. Das heißt dass vor der Hütte Würstel gegrillt werden und dazu ein Ziehharmonikaspieler aufspielt. Der Wirt, unüberhörbar ein Deutscher, drückt mir eine Dose Gösser in die Hand, samt einem Zettel und Kugelschreiber zum Aufschreiben. Da auch die Anderen das Bier aus dem Blech trinken, traue ich mir kein Glas zu verlangen.
Bevor ich es mir hier zu gemütlich mache, will ich noch auf den Gipfel des Kreuzecks. Der Weg ist einfach, nur zuletzt geht es über einen steileren Schotterhang. In einer Stunde bin ich oben.
Es ziehen immer mehr Wolken auf. Es ist windig, daher bleibe ich nicht lange. Nur ein paar Fotos ...
... nach Norden zum Striedenkopf (rechts)
... nach Osten über das Kaltseetörl zum Dechant. Da bin ich dann morgen.
... nach Südwesten über das Glenktörl hinweg zum Rothorn.
Dann gehe ich wieder zurück zum Glanzsee und der gleich dahinter liegenden Feldnerhütte. Dort treffe ich auf den hiesigen Revierjäger, den ich schon gestern bei der Salzkofelhütte gesehen habe. Ein Bild von einem Mann, graue Haare und gebräunte Haut, sportlich die Figur. Er trägt eine Lederhose und einen Filzhut mit Latschenzweig. Wie aus einem Heimatfilm entsprungen, selbstverständlich hat er seinen gutmütigen Hund und das Gewehr dabei. Er sagt mir, dass er Wiener eigentlich nicht mag, aber mich lädt er auf eine Dose Gösser ein. Ich sage ihm nicht, was manche Wiener über Kärntner Jäger denken, das will es sicher nicht hören. Viele Gäste steigen wieder ab, nur einige bleiben über Nacht. Abendessen gibt es für Alle, ungefragt das Gleiche und gleichzeitig. Die Tische werden zusammengeschoben, dann wird serviert. Ich komme mir vor wie im Internat. Extrawünsche gibt es keine, die Gehilfen des Wirtes schauen asiatisch aus und verstehen nur ein wenig Englisch. Immerhin ist die Nacht ruhig und im Lager ist genug Platz.
Meine Route auf der KOMPASS Karte Kärnten. Auf einer Weglänge von über 17 km habe ich auch heute über 1000 hm zurückgelegt.