Auch wenn man glaubt in einem Gebiet schon alles zu kennen, so findet sich doch immer wieder eine Möglichkeit Neues zu entdecken. Neues darf man nicht wirklich wörtlich nehmen, manchmal kann man auch Altes wiederentdecken. Vor einem Jahrhundert, zu Zeiten eines Benesch gab es vor allem im Rax- und Schneeberggebiet viel mehr bekannte Steige als heute. Viele wurden nicht mehr instandgehalten, oder nur von Einheimischen und Jägern benutzt. In den modernen Wanderführern werden immer nur die gleichen bekannten Steige beschrieben, die anderen verschwiegen. So verfallen manche Anstiege und wachsen zu. Nicht nur in der Natur, auch in den neuen Wanderkarten verschwinden solche Wege und auch viele Namen. Alte Karten, die vielleicht nicht immer so exakt die Position angeben, enthalten viel mehr Informationen über Steig-, Gipfel- und Flurnamen. In letzter Zeit haben sich einige engagierte Berggeher solcher Steige angenommen und anhand alter Beschreibungen wiederentdeckt. Dank Internet kann jeder Interessierte daran teilhaben.
Heute bot sich mir die Gelegenheit unbekannte, vergessene Steige im Schneeberggebiet zu entdecken. Norbert (csf) und Michael (mattgarth) haben sich bereit erklärt mich zu begleiten und sicher durch den Kuhgraben und den Krummholzsteig zu führen. Der Abstieg war nicht exakt geplant, aber da bietet sich ja wirklich nur der mir schon bekannte Brettschachersteig oberhalb der Wände des Wasserofens an. Hier gehts los, in Kaiserbrunn mit Blick in den Krummbachgraben.
Gleich nach Kaiserbrunn zweigt der markierte Anstieg zu Knofeleben nach rechts ab. Der Weg geradeaus in den Krummbachgraben ist mit einem Eisentor versperrt. Einige Minuten später zweigt nach links der Brettschacher Jagdsteig ab. Den kennen wir schon. Noch etwas hinein in den Graben zweigt nach rechts der Kuhsteig ab. Norbert und Michael freuen sich genau wie ich auf eine schöne Tour.
Der Kuhsteig, also jener Steig auf dem früher die Kühe auf die Schloßalm getrieben wurde ist manchmal etwas zugewachsen, dann wieder schön und einfach zu begehen.
Dann geht es steiler über Schotter hinauf ...
... und weiter durch den Graben, ...
... später am Hang in einer schönen Querung bis ...
... zum Bretterboden, wo ich einen Blick hinauf zur Bretterbodenmauer riskiere. Das Besteigen der Mauer ist aber nicht geplant.
Dann kommen wir raus auf die ehemalige Schloßalm. Gras gibt es kaum noch, aber jede Menge Pestwurz und anderes Grünzeug. Dazwischen gibt es sogar noch Bärlauch, der gerade erst zu blühen beginnt.
Auf der anderen Talseite im Wald gibt es einen schönen Steig, den man geradeaus zum Krummbachsattel verfolgen könnte. Wir nehmen die gut sichtbare Abzweigung, die uns hinauf zum Südlichen Grafensteig bringt. Zwischen den Bäumen gibt es eine schöne Aussicht hinüber zur Rax ...
... und hinunter gezoomt zum Hochgang.
Die Reste des ehemaligen Baumgartnerhauses. Hier beginnt der gelb markierte Emmysteig, aber auch der vergessene Krummholzsteig. Während die Zeichen des Emmysteiges steil nach oben leiten, muss man den Beginn des Krummholzsteiges suchen, oder auf einen kundigen Begleiter vertrauen.
Wenn man die erste Felswand gefunden hat und links vorbeigeht, ist der Weg leichter zu erkennen und kaum mehr zu verlieren.
Manchmal sind alte Farbzeichen auf den Felsen und an Bäumen zu erkennen. Ich brauche mich nicht drum kümmern, Norbert kennt den Weg.
Bei der dritten Felswand setzen wir vorsichtshalber die Helme auf. Gleich darauf beginnt eine Rinne in der und vor allem oberhalb der viel loses Material herumliegt.
Der Weg ist noch nicht zugewachsen. Zwischen den Latschen steigen wir höher. Es wird steiler und felsiger.
Jetzt ist die Wegfindung kein Problem mehr. Gerade nach oben, dann ist man richtig.
Eine Stufe wird mit Hilfe von alten eisernen Sicherungen überklettert. Norbert zeigt es vor.
Auch Michael hat sichtlich Spaß am Kraxeln.
In der Schotterinne ist es nicht mehr so einfach. Man muss vorsichtig Steigen um nicht den ganzen Schotter loszutreten.
Hier quert Norbert über die Rinne hinüber zur rechten Seite. Dort geht es über Schofen weiter hinauf.
Ein dünnes Drahtseil liegt noch herum. Daran anhalten sollte man sich nicht. Es ist nicht befestigt und rutsch nach.
Am oberen Ende der Rinne.
Bei diesem Felsen ist der Ausstieg erreicht. Wir treffen auf die gelben Zeichen des Emmysteiges. Jetzt können wir die Helme wieder einpacken. Vorher gibt es noch ein Erinnerungsfoto.
In der Ferne sieht man den Krummbachstein mit der Alpenfreundehütte aus einer ungewohnten Perspektive.
Ganz in der Nähe blüht das Stengellose Leimkaut.
Auf dem Emmysteig geht es in bequemer Steigung zuerst noch steinig, ...
... später auf der grünen Wiese auf die Schneeberg-Hochfläche.
So sieht der Zahnradbahnwanderer die Schneebergbesteigung. Auf der breiten, staubigen Straße geht man vorbei am Damböckhaus bis fast zur Fischerhütte.
Wir lassen die Fischerhütte aus und gehen direkt hinauf zur Funkstation auf dem Klosterwappen, wo ein Bundesheerhubschrauber Materialtransporte durchführt.
Rückblick vom Gipfel zum Damböckhaus und dem dahinterliegendem Waxriegel, 1888 m.
Natürlich muss auch ein Gipfel-Erinnerungsfoto gemacht werden.
Wir steigen ab über die Schöneben, oder Stadelwandleiten, wie sie in manchen Karten bezeichnet wird. Gegenüber interessieren vor allem die Raxanstiege Brandschneide, Wolfstal, Staudengraben und Großes Höllental.
Ein sehr schöner Platz ist die Märchenwiese, nahe des Stadelwandgipfels, wo sich die Jagdhütte der Stadt Wien etwas verändert zeigt.
Bis zum Sattel vor dem Hochgang folgen wir dem ausgetretenen Weg. Hier ginge es durch den Stadelwandgraben hinunter ins Höllental.
Wir gehen weglos nach links hinunter, wo wir bald auf den Brettschachersteig treffen. Oberhalb der Felswände des Wasserofens wird der Hang gequert.
Schaurig tiefe Einblicke in die Felsen des Wasserofens. Es gibt ja Leute, die auch da einen Aufstieg finden. Ich gehöre nicht dazu.
Eine steile, schottrige, unübersichtliche Stelle des ansonst gut erhaltenen Brettschachersteiges.
Auch hier gäbe es ein gutes Betätigungsfeld für Kletterer.
Wir haben unseren Ausgangspunkt in Kaiserbrunn wieder erreicht. Zur Erfrischung gibt es hier gutes Schneeberg-Quellwasser aus dem Kaiserbrunnen. Im Gastgarten gibt es aber auch andere Getränke.
Unsere heutige Route auf der KOMPASS Karte Niederösterreich übersichtlich dargestellt. Wir haben 17,7 km und fast 1600 Höhenmeter in 9 Stunden, inklusive aller Pausen durchwandert. Schön war's, Danke, Michael und Norbert für die Idee, Begleitung und Führung über schöne, zu Unrecht in Vergessenheit geratene Steige am Schneeberg. Einige Bilder habe ich mir von Michael ausgeborgt. Danke auch dafür.
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