Bei meiner letzten Wanderung mit Isabella's Wandergruppe ging es lustig zu. Da war viel Spaß und Lebenfreude zu spüren. Ruhe in der Natur war da nicht gefragt. Heute gibt es ein Kontrastprogramm. Ich bin allein unterwegs und ich habe mir eine weglose Route gesucht, wo ich so gut wie sicher niemand begegne. Zusätzlich ist das Wetter bedeutend schlechter als am Sonntag. Ruhe, Einsamkeit und Naturgenuß ist dafür garantiert.
Als Ausgangspunkt habe ich den Beginn der Forststraße ins Fensterbachtal ausgewählt. Das ist eine Kurve nach dem Traisenbeck, der Schitourengehern als Ausgangspunkt für die Tour auf die Reisalpe bekannt ist. Hier beginnt auch eine Wandermarkierung, die übers Hammerleck nach Rohr am Gebirge leitet.
Anfangs gibt es sogar Autospuren. Es scheint mehrere Berechtige zu geben, den für die Allgemeinheit ist Fahrverbot.
Ich gehe nur ein kurzes Stück auf der Straße, denn ich will so bald wie möglich hinauf auf den Kamm. Hier habe ich eine Möglichkeit gefunden.
Solche Hindernisse kann man umgehen. Etwas Trittsicherheit ist schon nötig, um sich nicht die Haxen zu brechen, denn unter dem Schnee sieht man die Äste und Steine nicht, wo man drauf tritt.
Es wird schnell steiler. Erste Felstürme tauchen auf. Diese hier lassen sich noch leicht umgehen.
Die Felsen werden größer und breiter. Links oder rechts vorbei? ist hier die Frage. Scheint beides möglich zu sein.
Da ist ein Durchschlupf zwischen den Felsen. Natürlich ist es steiler, als es auf den Bildern wirkt.
Hier schaue ich schon runter. Ich bin froh über meine Schneeschuhe. Der lockere pulvrige Schnee schiebt sich zusammen, darunter ist Laub, Gras und Erde. Die Zacken der Schneeschuhe finden auch da guten Halt.
Der erste, nur 762 m hohe, namenlose Gipfel ist erklommen. Es ist überraschend felsig hier. Schnee liegt genug, nur die Aussicht läßt zu wünschen übrig.
Ich verfolge den Kamm nach Süden. Immer wieder ragen steile Felsen vor mir auf. Manche werden überschritten, andere muss ich am steilen Hang umgehen.
Beim Anstieg zum Höllkogel fürchte ich schon nicht weiter zu kommen und umdrehen, oder einen Notabstieg in's Tal suchen zu müssen. Aber es findet sich immer eine Möglichkeit über, unter, zwischen oder neben den Felsen weiterzukommen.
Ich denke an eine Aussage, die ich unlängst gehört habe. "Allein würde ich hier nicht gehen, ist ja viel zu gefährlich". Ja stimmt, hier sollte man bei diesen Verhältnissen nicht allein unterwegs sein. Aber jetzt bin ich hier, und muss weitergehen. Ein Blick zurück. Die Felsen werden durch den Wald gut verborgen.
Es wird einfacher. Die Felsen werden weniger, der Kamm breiter. Einige herumliegende Bäume und die Schneewächten sind kein Problem.
Ich versuche einen Blick zur Jochart zu erhaschen. Keine Chance, der Nebel ist stärker.
Also weiter durch den Schnee gewatet. Hier ist es flach, aber bald geht es wieder steiler bergauf.
Dann tauchen schon wieder Felsen auf. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Ich muss nur herausfinden, ob ich sie besser rechts oder links umgehe.
Ein letztes Steilstück raufschnaufen, dann habe ich den Weg vom Hammerleck zum Jochartgipfel erreicht. Hier ist die Forststraßenkurve in Sicht. Der Nebel wird dichter und der Wind stärker.
Auf der Straße liegen ca. 30 cm lockerer Schnee, daher gehe ich direkt am Kamm. Da ist teilweise abgeweht, teilweise muss ich direkt durch die Wächten.
Es ist schon halb Zwei, bis zum Gipfelkreuz habe ich 4 Stunden gebraucht. Der Grat und der Schnee haben mich doch deutlich gebremst, ich hatte nur drei Stunden eingeplant.
Der windgeschütze Rastplatz bei den Haasenbankerln wartet mit geistiger Stärkung. Den "Original Grubenfranzl Apfelbrand" kann ich grade noch kosten, dann ist die Flasche leer. Marillenbrand gibt es noch, aber der schmeckt grauslich. OK, mein Tee ist sowieso gesünder. Dieser Schmieranski war auch schon hier.
Ein lauschiges Platzerl zum Verzehren der Jause.
Den Blick zum Ötscher genieße ich nur kurz, ...
... dann gehe ich zurück. Diesmal benutze ich die Straße. Ob ich wirklich schneller vorankomme, bezweifle ich allerdings.
Vom Hammerleck geht ein Weg hinunter nach Norden. Den kenne ich bisher nicht. Er ist aber gut markiert und auf die Markierungen sollte man auch achten, um nicht unnötig in steileres Gelände zu kommen.
Die Schneelage wird schon weniger. Ich lasse die Schneeschuhe trotzdem an den Füßen. Die Zacken greifen auch im Gras recht gut. Man muss nur darauf achten, nicht an den Ästen hängen zu bleiben.
Im Frühling erfreue ich mich immer an den Blumen. Jetzt muss ich halt mit dem Silberblatt trösten. Als ich die weitläufigen Straßenkurven abkürze, komme ich noch mal in steilen, dicht bewachsenen Fichtenjungwald. Die Reißfestigkeit von Hose und Jacke wird geprüft und besteht den Test.
Irgendwie komme ich in's Fenstertal zur Straße. Jetzt brauche ich nur noch gemütlich auswärts wandern.
Ein nettes Jagdhäuschen mit eigener Kapelle.
Noch ein Wochendhaus in guter Lage. Straßenzufahrt, absolut ruhig, in der Nachbarschaft Bauverbot. Wieso bin ich eigentlich kein Jäger geworden?
Es heißt zwar immer, man soll öffentliche Verkehrsmittel zum Wandern nutzen, aber hier könnte ich lange auf den Bus warten.
Hier auf der KOMPASS Karte Niederösterreich ist mein Weg eingezeichnet. Ich war über 6 Stunden unterwegs und habe dabei 12 km und mehr als 800 hm zurückgelegt.