Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht am Lager der Neuen Reichenberger Hütte gibt es ab sieben Uhr Frühstück. Zu spät für mich. Ich bin um sechs Uhr unterwegs, um die trockenen Stunden zu nutzen. Am Nachmittag soll es wieder regnen. Jetzt hängen die Wolken noch tief. Ich gehe in Richtung Daberlenke. Das Spitzerl im rechten Teil des Bildes ist die Graue Wand.
Wenig später gibt es ein wenig Sonne. Das Wetter wird tatsächlich besser.
Hier bin ich kurz vor der Daberlenke. Ich biege weglos nach rechts ab und steige auf die Sentenböden hinauf.
In der Bildmitte sehe ich mein Ziel, die Rosenspitze. Walter Mair beschreibt in seinem "Osttiroler Wanderbuch" den Anstieg als "locker markiert, leicht, mittel". Von einer lockeren Markierung finde ich nichts, auch keinerlei Steigspuren. Bis jetzt ist der Anstieg noch leicht.
Ein Blick zur Grauen Wand, ganz rechts.
Die steinigen Wiesen werden weniger. Hier quere ich den Schotterhang südlich der Rosenspitze.
Der Südwestgrat ist anspruchsvoller, aber mit etwas Trittsicherheit zu überwinden.
Aus einer Einschartung am Grat, der Blick zum Großschober, 3054 m.
Hier hätte ich direkt am Grat über die Blöcke kraxeln sollen. Walter Mair schreibt "Am schmalen Felsgrat oder knapp links davon zum Gipfel".
Der Grat ist mir zu luftig. Ich will links davon durch die Flanke. Dabei gerate ich aber in feinen, erdigen Schotter, der bei jedem Schritt abrutscht. Weiter oben wird es noch steiler und rutschiger. Mein Höhenmesser zeigt 2995 m, als ich abbreche.
Einen zweiten Versuch am Grat mache ich nicht. Ich gehe vorsichtig wieder runter. Rechts hinten ist meine Spur zu sehen, wo ich den südlichen Schotterhang gequert habe, um zum SW-Grat zu kommen.
Aus den Wolken tauchen einige Bergspitzen auf. Die Beiden nahe beisammen Liegenden könnten die Rotenmann- und die Totenkarspitze sein(?)
Ich lasse mir jetzt Zeit und überlege, wo ich weitergehen soll. Der Gegenblättrige Steinbrech blüht hier wunderschön.
Auch die Muster auf den Steinen sind eine nähere Betrachtung wert. Im Kleinen ...
... und auch im Großen.
Ich entdecke eine kleine Höhle, in die ich aber nicht hinuntersteige.
Ein Rückblick zur Rosenspitze. Wenn ich wieder mal in der Gegend bin, versuche ich noch einmal da raufzukommen. Jetzt weiß ich was mich erwartet. Das macht es leichter.
Ein Steinmann mit Aussicht zur Grauen Wand.
Die Neue Reichenberger Hütte am Bödensee kommt in Sicht. Der kleine See im Vordergrund ist künstlich aufgestaut.
Oberhalb der Hütte gehe ich vorbei. Ich komme der Finsterkarspitze näher. Die soll laut Walter Mair "locker markiert, mittel" sein.
Anfangs auf dem Weg zur Roten Lenke, dann zeigt ein Steinmännchen die Abzweigung an. Hier gibt es tatsächlich einen Steig und immer wieder Steinmännchenmarkierungen.
Der Moränenwall wird links überstiegen. Dann kann ich leicht auf den Westgrat hinaufkommen.
"Ohne nennenswerte Kletterei" steht im Buch. Ich habe meine Stöcke trotzdem weggepackt, weil ich zum Anstieg auf den Vorgipfel meine Hände zum Anhalten brauche.
Ein kurzer und leichter Abstieg bringt mich in eine Scharte vor dem Gipfel mit dem Kreuz. Auch hier weiche ich nach links aus. Im Gegensatz zur Rosenspitze gibt es große Blöcke, die ich zum Draufsteigen und Anhalten nutzen kann. Man muss aber genau schauen, welche man nimmt, manche liegen sehr locker.
Mühsam und steil steige ich zum Kreuz hinauf. Oben empfängt mich heftiger Wind. Ich muss mich sofort hinsetzen. So viel Luft um mich und vor allem unter mir, behagt mir gar nicht.
Schnell einen Schnaps und ein paar Fotos, hier über den überschrittenen Vorgipfel zur Rötspitze (links) und über den Quirl zu den Malhamspitzen (rechts).
Kriselachspitzen (links) und Stampfleskopf (rechts).
Die Graue Wand, Rosenspitze, Reichenberger Spitze und Kleinschober im Mittelgrund.
Der Rückweg geht wieder seitlich vom Grat durch die Felsen zum westlichen Vorgipfel.
Jetzt ist es leichter, weil ich den Weg schon kenne.
Ein Zoom zur Rötspitze. Durch den Gletscher sticht der Gipfel besonders hervor.
Die schwierigen Stellen habe ich jetzt hinter mir. Noch ein Blick hinauf zum Gipfelkreuz der Finsterkarspitze, dann ...
... geht es gemütlich hinab zur Hütte.
Entlang des Baches gibt es wildes Wasser ...
... und kleine Wasserfälle zu bewunden.
Ich halte mich noch eine Weile in der Nähe des Bödensees auf. Auch wenn keine Sonne scheint, hier kann man es aushalten.
Das Haus auf der Klippe.
Erst als es wieder zu regnen beginnt, ziehe ich mich in die Hütte zurück. Ich bleibe noch eine Nacht. Heute bin ich der einzige Übernachtungsgast.
Am nächsten Morgen gehe ich bei schönem, sonnigen Wetter über den Rudolf-Kauschka-Weg nach St. Jakob hinunter.
Meine genaue Route ist hier auf der Kompass-Karte Tirol zu sehen.