Nach meiner gestrigen Tour auf den Zeiritzkampel, bin ich gleich hier geblieben. Die weite Anreise von Wien habe ich mir so gespart. Gespart habe ich auch beim Übernachten und gleich am Parkplatz im Auto geschlafen. So kann ich sehr früh losgehen.
Ich gehe um 20 nach Vier vom Parkplatz in der Liesingau weg. Für vernünftige Sonnenaufgangsfotos bin ich zu tief im bewaldeten Graben.
Nachdem ich eine Weile auf den Almstraßen taleinwärts gewandert bin, erreiche ich die Gottstalalm, die hier im Morgenlicht vor mir liegt.
Es geht über so schöne Almwiesen, dass ich vor lauter Schauen die Markierungen verliere und viel zu weit westlich aufsteige. Vorerst sehe ich kein Problem, da mein erstes Ziel, der Vorwitzsattel ja deutlich sichtbar ist. Ich komme dann aber mitten in die Latschen. Es ist mühsam, sich einen Weg über Steinblöcke kletternd, mitten durch die Latschen zu bahnen. Dann komme ich wieder in freies Almgelände und sehe vier wilde, unrasierte Gestalten, die hier gezeltet haben und gerade beim Frühstück sitzen. Ich gehe hin und frage proforma nach dem Weg. Leider laden sie mich nicht ein, sie reden auch nicht viel und scheinen mich nicht zu verstehen, nur ein kurzes Jaja, das ist alles. Ich glaube das waren keine Steirer (Steyrer)!
Hier habe ich wieder den markierten Weg, der steiler auf den Vorwitzsattel, 2100 m, führt. Ich bin jetzt schon müde, spüre die gestrige Tour in den Beinen, die Nacht im Auto war nicht wirklich erholsam. Der frühe Aufbruch und der Latschenverhatscher waren auch beteiligt. Das kann ja noch heiter werden. Oben im Sattel zieht ein Rudel Steinböcke vorbei.
Ich zoome heran was geht, aber näher komme ich ihnen nicht.
Den Vorwitzsattel erreiche ich um 8 Uhr, die Steinböcke sind längst weg und ich habe keine Kraft ihnen zu folgen. Der Seckauer Zinken hat sich vorige Woche im Nebel versteckt, heute verstecke ich ihn hinter den Wegweisern.
Der Anstieg über den Kammweg zum Maierangerkogel, 2356 m, ist nur noch eine Kleinigkeit. Hier mache ich die erste Gipfelpause. Im Hintergrund ist bereits der Hochreichhart zu sehen.
Beim Abstieg läuft mir noch ein Rudel Gämsen über den Weg. Sie sind schnell wieder weg, eine kann ich noch ablichten.
Nach einem kurzen Abstieg geht es wieder hoch zum Brandstädterkogel, 2234 m.
Von hier schaut der Anstieg, über den Schutt auf den Hochreichhart schon sehr steil aus.
Auf dem Weg über die Kogeln habe ich mich aber gut erholt, ich komme mit Schnaufen und Schwitzen gegen 11 Uhr zum Gipfelkreuz auf dem Hochreichhart, 2416 m.
Nach einer ausgiebigen Gipfeljause steige ich in Richtung Kleiner Reichhart ab. Auch hier gibt es ein, wenn auch etwas windschiefes Gipfelkreuz.
Ein gemütlicher Weg über Steine und Wiesen. Eine kleine Gegensteigung fällt kaum auf, ab dem höchsten Punkt des Kleinen Reichhart geht es aber nur bergab. Den Gipfel des Feistererhorn wollte ich eigentlich noch aufsuchen. Jetzt verzichte ich drauf.
Sehr nett finde ich die Idee, in diese Wunde des Baums ein Kreuz zu montieren.
Fast 1000 mühsam errungene Höhenmeter sind zu vernichten, bis das Hochreichhart Schutzhaus, 1483 m, erreicht ist.
Bei einer Suppe und einem Radler beginnt es leicht zu regnen. Ich bin Optimist und gehe trotzdem weiter. Bald regnet es heftig, es donnert, ein Gewitter ist da. Es dauert nur 15 Minuten, mein Regenschutz ist frisch gewaschen, es ist vorbei, die Sonne kommt wieder. Die Schotterstraße ins Tal wird immer länger. Sie zieht sich scheinbar endlos dahin.
Als ich den Parkplatz erreiche ist es 15.40 Uhr. Ich war 11,5 Std. unterwegs, davon max. 2 Std. Pausen. Es war ein ausgefülltes Wochenende.