Erkundungsgang ins Feindesland
Strechen, Flick'sche Jagdhäuser, retour; Oppenberg, Gulling Jagdhaus, Weißgullingtal, retour
Mein derzeitiger Schwerpunkt sind immer noch lange Talwanderungen. Da darf die Strechen natürlich nicht fehlen. In der Karte aufgefallen ist mir dieses Tal schon lange. Bisher war es mir immer zu lang zum Hatschen. Dazu kommt noch dass in der Strechen Wanderer nicht gerne gesehen sind. Das ist das Revier der Flick'schen Forstverwaltung. Der alte Flick hat seine Milliarden in der Stahlindustrie und bei Daimler gemacht. Statt in Aktien hat es sie in Grundbesitz angelegt und dazu hat er seine Besitztümer steuerschonend in einer Privatstiftung geparkt. So haben seine Erben und Nachfolger immer noch genug, wenn nicht mehr als das. Sei ihnen vergönnt, aber dass sie Wanderer aus dem ganzen Tal aussperren wollen ist nicht zu akzeptieren. So privat kann Großgrundbesitz gar nicht sein.
Am Anfang des Tales gibt es nicht nur ein allgemeines Fahrverbot, sondern noch viele andere Verbotstaferl. Der videoüberwachte Schranken ist beim Kraftwerk Strechenbach. Motorräder und Fahrräder sind genau wie Autos verboten. Dass Eisklettern verboten ist, kann ich verschmerzen. Das dritte Taferl von oben musste ich erst googeln. Was bedeutet das?
1. Betreten verboten,
2. Schleich di, wir wollen dich nicht hier haben,
3. keine Bedeutung, kann bedenkenlos ignoriert werden.
Die Ausplünderung der Wälder hat zugenommen und deshalb dürfen keine Schwammerl gesammelt werden? Aha, wieder was gelernt. Meiner Meinung nach plündert die Forst- und Jagdwirtschaft die Wälder aus, aber ich bin ja kein Experte.
Radfahrer werden natürlich auch nicht geduldet, das könnte die "Einheit von Wald und Wild" gefährden. Tut mir leid, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.
Es ist eine breite Asphaltstraße, die flach ins Tal hineinführt. Plötzlich höre ich Schüße. Vorsichtig gehe ich weiter. Hier stehen einige Autos und dahinter ist ein Schießstand, wo einer drinnen ist und heraus schießt.
Ich gehe langsam hin bis er mich bemerkt und frage ob er eh nicht auf die Straße schießt und ich weitergehen kann. Er zeigt dass er nur rechts vom Bach nach hinten auf Scheiben feuert. Die Straße ist links und er meint ich kann ruhig weiter gehen.
Genug Holz vor der Hütte.
Apropos Hütten? Da gibt es mehrere entlang des Weges, obwohl Hütte für diese Nobelherbergen eine Untertreibung ist.
Ich hatte erwartet hier ein sehr ruhiges Tal vorzufinden. Stimmt überhaupt nicht, es herrscht reger Autoverkehr. PKWs, PickUps, Lieferwagen einer Tischlerei, ein Traktor und später sogar ein Motorradfahrer begegnen mir oder überholen mich.
Fahrrad fahren würde hier die Einheit von Wald und Wild gefährden, habe ich weiter draussen gelesen. Ja sicher, solche Straßen müssen von Rädern frei gehalten werden!? Der Berg da hinten ist die Wurzleiten. Auf den bin ich durch Monsieur Peter aufmerksam geworden. Seine Überschreitung ist interessant, aber wohl zu weit für mich. Ich will ja nur das Tal erkunden.
Hier komme ich zum Jagdschloß, oder besser gesagt ich komme nicht hin weil privat. Da gibt es eine Baustelle, die wohl der Grund für den vielen Verkehr ist. Es wird um- und ausgebaut. Alles aus Holz damit es schön ausschaut, wie ich später erfahre.
Ich gehe geradeaus weiter. Ein LKW staubt die ganze Umgebung ein. Beim Jagdhaus ist einer in sein Auto gestiegen, extra um mir nachzufahren. Er hält neben mir an und schaut anfangs nur aus seinem protzigen SUV auf mich herab. Erst nach meiner freundlichen Aufforderung "WOS IS?" richtet er an mich die Frage: "Wo wüst hin?. Meine Antwort: "Do eine"stellt ihn nicht zufrieden. "Des geht net, do iss Wüd" Er erlaubt mir auch nicht nach links (ins Geierkar) zu gehen. Er hat sich nicht vorgestellt und ich weiß nicht wer das ist. Er schaut aus wie der Gregor-Bloeb-Typ, den Peter schon beschrieben hat. Er hat ein dominantes Auftreten und ich bin völlig eingeschüchtert. Ich verspreche ihm nur bis zum Verbotstaferl zu gehen und dann umzukehren.
Ich komme zu den "Weideflächen des Schuppenwildes" ©Monsieur Peter.
Zu den Jagdhäusern durfte ich nicht gehen und hier darf ich nicht zur St.Viktorkapelle gehen, die ist auch privat wie alles hier. Eine junge Joggerin mit zwei Hunden kommt mir entgegen. Einer ihrer Hunde bellt mich an, ist aber so wie sie gleich wieder weg. Ich begegne denen noch zwei Mal. Da beachtet mich weder die Frau noch ihre Hunde. So ist es mir recht, aber die muss etwas ganz Besonderes sein, denn sie joggt auch in dem Bereich, den ich nicht mal betreten darf.
Der Geierkarbach wird ausgebaggert und der Schotter mit dem staubenden LKW abtransportiert.
Gleich danach ist der Weg verbarrikadiert. Da geht nichts mehr. Die Flick'schen Hirsche sind sensibel, die dürfen nicht beim Fressen gestört werden. Das Verbot gilt bis 31.Mai. Im Juni darf ich bis ganz nach hinten gehen hat mir der "SUV-Typ" erlaubt. Ob ich dann vielleicht eine Sondergenehmigung bekommen könnte, um mit dem Auto bis zum Jagdhaus zu fahren habe ich noch gefragt. "Des gibts net" war die Antwort. "Vielleicht mit'n Radl?" wage ich noch einzuwerfen. "Kann ja keinen stören, wenn auf der Asphaltstraße mit so starkem Verkehrsaufkommen ausnahmsweise auch ein Radl fährt". Da zuckt der "Gregor" richtig zusammen. "Des geht scho gor net" meint er, "Des hot ma domois so vereinbart". Ich sehe schon es hat keinen Sinn weiter zu reden. Unsere Meinungen sind einfach zu verschieden.
Gehe ich halt wieder zurück. Ich betrachte noch das Jagdschloß aus der Ferne. Wer Geld hat, hat Einfluß und Macht sich seine Regeln selbst.
Ich bewundere noch die Schlüsselblumen und ...
... verlasse die Spielwiese der Superreichen.
Meine heutige Vormittagswanderung auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Ich bin 12 km weit gegangen,
habe 400 hm bewältigt und dafür inklusive Pausen 3,5 Stunden benötigt.
Durch den verkürzten Aufenthalt in der Strechen habe ich noch genug Zeit, daher fahre ich in das Gullingtal. Das kenne ich schon ein wenig. Vor dem Almwirt gibt es einen Parkplatz für Wanderer und Tourengeher. Sogar mit Toiletteanlagen und Waschmöglichkeit. So ganz unerwünscht wie im Nachbartal kann ich hier ja nicht sein. Der Parkplatz dient als Ausgangpunkt für den Hochschwung, wo ich auch schon öfter im Sommer und auch im Winter oben gewesen bin.
Heute gehe ich geradeaus ins Tal hinein. Es gibt auch hier einen Schranken, aber nicht ganz so viele Verbotsschilder. Auch die Gulling gehört zu den Flick'schen Revieren mit Wildschutzgebieten und hohen Zäunen.
Voraus ist das Jagdhaus Gulling. Ich nähere mich vorsichtig und sehe mich immer wieder um, um zu sehen ob ein PickUp hinter mir her kommt. Aber hier ist alles ruhig, niemand ist da der mir Anweisungen geben will.
Beim Jagdhaus teilt sich das Tal. Nach links geht es in die Schwarzgulling, ich will nach rechts entlang der Weißgulling weiter. Hier glaube ich schon wieder umkehren zu müssen. Das ist sogar bis 30. Juni gesperrt. Das gilt aber nur für den Bereich in dem die Massen an Wild gefüttert werden. Auf der linken Bachseite geht die Straße weiter - und da darf ich sogar gehen.
Das Jagdhaus Gulling ist nicht ganz so groß wie das in der Strechen. Es ist aber auch ein respektables und nobles Anwesen. Ich darf sogar bis zum Zaun hingehen und kann die Parkanlagen bewunden.
Neben Teichen und blühenden Büschen gibt es auch eine Mühle am rauschenden Bach. Das Wasserrad dreht sich sogar, aber nur zur Zierde, gemahlen wird hier nichts.
Ich gehe hinein ins Weißgullingtal. Wegmarkierungen sind selten, aber es gibt am Beginn diese schönen gelben Wegweiser.
Diese Taferl gefallen mir weniger, sie stehen aber nur dort, wo eine Straße vom Hauptweg abzweigt.
Ein bemerkenswerter Jagdansitz gleich neben der Straße. Durch die Holzwand kann man den Unterstand betreten ohne vom Hang auf der anderen Bachseite gesehen zu werden. Die beiden Seiten, die nicht zu sehen sind haben große Panoramafenster. Während ich mich umsehe, um sie zu bewundern, steht plötzlich eine Hirschkuh maximal 5 Meter vor mir mitten auf der Straße. Sie schaut mich ruhig an, aber als ich in die Tasche greife um das Handy raus zu nehmen ist sie so schnell am Hang oben, dass ich kein brauchbares Foto schaffe.
Die Hütte auf der Plienten ist deutlich bescheidener als die anderen Jagdhütten. Hier fliehen drei Rehe vor mir in den Wald.
Noch eine schöne Hütte. Sie scheint ziemlich neu zu sein und ist in meiner Karte noch nicht eingezeichnet.
Die Südhänge zum Hochrettelstein sind fast völlig schneefrei.
Aber herunten im Tal beginnt jetzt der Schnee. Jetzt ist er noch nicht zu weich um drauf zu gehen.
Eigentlich wollte ich noch einen Blick in den Talschluß werfen, aber dafür sind hier zu viele Bäume und am Weg zu viel Schnee. Kurz nach der Abzweigung des Weges zum Brennsattel drehe ich um. Im Sommer komme ich wieder.
Am Rückweg suche ich mir ein trockenes und sonniges Platzerl für meine Pause und ein kurzes Schläfchen. Um das Wild zu schonen sollte ich um 16 Uhr zurück sein, aber ganz geht sich das nicht aus. Ich hoffe das Wild musste deshalb nicht aufs Abendessen verzichten.
Meine heutige Nachmittagswanderung auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Ich bin 13 km weit gegangen,
habe 300 hm bewältigt und dafür inklusive Pausen 4,5 Stunden benötigt.