Schon vor Wochen wurde bekannt, dass das Bergführerbüro Neustift eine Gletscherschnuppertour anbietet. Die Details, was genau da geboten bzw. verlangt wird, wie hoch die Anforderungen sind und wo es genau hin geht haben wir lange versäumt zu erfagen. So wussten wir auch nicht ob wir das überhaupt können und wollen und ob uns das 55 Euro für den Bergführer und 23 Euro für die Seilbahn wert ist. Bis zuletzt war daher unklar ob aus unserer Gletschertour was wird, bis auf Csillas Initiative doch noch ein Termin und die notwendigen fünf Teilnehmer gefunden wurden. Das Wetter soll bestens sein, es kann losgehen.
Im Bergführerbüro haben wir uns bereits den Klettergurt abgeholt und angelegt. So sehen Peter, Doris, Gabriela, Csilla und ich fast wie richtige Bergsteiger aus. Mit der Gondel der Stubaier Gletscherbahn werden wir sehr bequem und schnell von der Mutterbergalm auf 1758 m auf das Schaufeljoch in 3158 m Höhe gebracht.
Hier kann frau sich auf den Thron setzen und wie eine richtige Schneekönigin fühlen.
Schnee ist nicht ganz richtig. Vorerst gehen wir auf weißem Fließ, das das Abschmelzen verringern soll, vorbei am Bergrestaurant Jochdohle zu unserem ersten Gipfel, der hier vor uns aufragt.
Rückblick über die Fließautobahn zur Jochdohle und zur Bergstation der Schaufeljochbahn.
Dann nimmt uns Günter, unser Bergführer ans Seil. Für uns alle ist es etwas ungewohnt so angehängt zu sein.
Es geht los. der Schotterhang schaut sehr steil aus und ist es auch.
Hier gibt es auch ein Stahlseil und sogar Holzstufen, die über glatte Platten hinweghelfen (links oben im Bild zu sehen).
Dann ein Stück über den Grat. Die Schwierigkeit ist hier, nicht mit dem ungewohnten Seil hängenzubleiben.
Schon ist der Kleine Isidor, 3189 m erstiegen. Das ist wohl mein einfachster, aber vor allem der am Schnellsten erstiegene 3000er. Die Freude ist trotzdem groß.
Hinunter geht es dann auf der anderen Seite. Hier gibt es keine Drahtseilsicherungen. Nur etwas Kraxelei über große Blöcke.
Auch das ist nicht jedermanns Sache. Erschwert wird der Abstieg durch das kurze Seil. Nicht nur dass man darauf achten muss nicht drauzusteigen, kann man auch nicht runterklettern, wenn der Hintermann nicht rechtzeitig nachkommt.
Wir wechseln von den Felsen auf den Schnee. Der Abstieg über die Rinne auf den Gletscher ist einfach, aber für manche ungewohnt. Steigeisen haben wir erst gar nicht mitgenommen. Die Oberfläche ist mit weichem Firn bedeckt. Da kann man gut auch ohne Eisen gehen. Unser Bergführer geht jetzt als Letzter und sichert uns mit dem Seil von oben.
Den flacheren Teil gehen wir dann wieder ohne Seil. So ist es deutlich einfacher. Manchmal sinken wir im Schnee bis zum Bauch ein.
Gipfel gibt es rundum so viele, dass man mit dem Schauen nicht nachkommt. Von benennen kann sowieso keine Rede sein. Nur das Zuckerhütl mit der Pfaffenschneid davor möchte ich herausheben.
Hervorzuheben ist auch Csillas Posing vor dem Zuckerhütl. Yeah! Am Liebsten möchte sie sofort hinauf.
Dagegen wirkt die Schaufelspitze fast wie ein uninteressanter runder Kogel. Rechts hinten glaube ich den Habicht zu erkennen.
Stubaier Wildspitze, davor der Kleine Isidor.
Vor dem Aufstieg auf den Schußgrubenkogel werden wir wieder angeleint. Es soll ja niemand verlorengehen.
Wieder geht es kraxelnd über große Blöcke aufwärts.
Schluck, da hinüber müssen wir noch.
Es ist aber nicht so schlimm wie es im ersten Moment wirkt. Kurz direkt am Grat, der hier breit genug ist.
Dann seitlich vorbei, immer mit guten Möglichkeiten sich anzuhalten.
Das letzte Stück zum Gipfel geht wieder Günter voraus und bindet das Seil am Kreuz fest. Erst dann läßt er uns nachkommen.
Sehr viel Platz ist nicht am Gipfel. Ein Foto muss trotzdem sein.
Ein Blick über den Pfaffenferner zum Zuckerhütl, das immer besonders markant aufragt.
Da drüben liegt Sölden mit unzähligen Gipfeln der Ötztaler Alpen.
Dank Herrn Deuschle kann ich schreiben: Von der Warenkarseitenspitze über die Daunkogeln zur Stubaier Wildspitze.
Beim Abstieg bleibt unser Bergführer noch oben und schickt uns voraus.
Die nette Kraxelei am Grat wird durch das Seil wieder zu einer Gemeinschaftsaktion. Allein wäre es leichter gewesen. Man müsste nicht immer stehenbleiben bis man genug Seil hat um den nächsten Schritt zu tun.
Ein Schritt und noch ein Schritt, langsam wird es wieder einfacher.
Über den nach unten immer flacher werdenden Gletscher gehen wir noch am Seil. Notwendig wäre es wohl nicht. Hier können wir gleichmässiger gehen, da stört es wenigstens nicht so beim Gehen.
Wir sind freigelassen worden und stürmen voraus zu unserem nächsten Ziel, der Hildesheimer Hütte.
Da waren wir oben, auf dem Schussgrubenkogel.
Zur Hütte geht es steil hinunter. Der Weg ist klettersteigähnlich gut gesichert.
Hüttenfahne mit dem Pfaffenferner. Das Zuckerhütl ist hier von der Pfaffenschneid verdeckt.
In der Hütte gibt es Speis und Trank. Es ist sehr gemütlich, aber zu lange dürfen wir nicht sitzen bleiben. Nach der Pause müssen wir wieder aufsteigen um die letzte Gondel nicht zu versäumen.
Das steilste Stück ist ganz am Anfang. Da braucht es eine Extra-Anstrengung um wieder in Schwung zu kommen.
Luftig über den Grat mit dem Gaiskogel im Hintergrund.
Am Rand des Gletschers hinauf und dann queren wir hinüber zur Seilbahn.
Hier hat man mit dem Ratrac eine breite Spur gelegt. Leicht für jedermann und jede Frau begehbar, auch ohne Gletscherausrüstung.
Eigentlich schlimm wie der Natur hier misshandelt wird. Seilbahnen, Restaurants, Pisten und Fahrzeuge. Das Abdecken wird den Gletscher auch nicht retten können.
Dann noch hinauf auf die Aussichtsplattform. Viel Eisen und Aluminium um auch nicht viel mehr zu sehen als weiter unten.
Tiefblick zur Jochdohle, dahinter der Kleine Isidor, links der Mitte der Schußgrubenkogel. Trotz aller Verschandelungen war es doch interessant einmal in höhere Regionen zu kommen. Diese Wanderung hätte ich auch ohne Bergführer und Seil geschafft, aber das konnte ich ja vorher nicht wissen. So und jetzt runter mit der Seilbahn, morgen will ich wieder zu Fuß auf einen Berg gehen.
Unsere heutige Tour auf der KOMPASS Karte Tirol eingezeichnet. Lt. GPS haben wir 5,7 km und ca. 400 hm zurückgelegt und hatten dafür 6,5 Stunden Zeit..