Mein Freund Willy hat längst alle Wienerwaldgipfel bestiegen. Alle? Alle von denen ein Name bekannt ist. Doch immer wieder tauchen auf alten Karten Bergnamen auf, die die Kartographen auf den neueren Karten einfach verchweigen. Ich bin ja davon überzeugt dass noch viele andere Gipfel Namen haben, von denen nur kaum jemand etwas weiß. Manchmal aber finden interessierte Wanderer solche geheimen Namen, diesmal gleich zwei, den Steinkampel und den Wiegenberg.
Gleich nach der Veröffentlichung dieser Namen will Willy natürlich gleich hinauf, um die Besteigung nachzuholen und ich begleite ihn gerne auf dieser kleinen Nachmittagswanderung. Wir treffen einander bei der Kirche am Hafnerberg und fahren bis zur Wegkreuzung bei der Klauswies. Hier sind wir auf dem Weg zum Leitenbauernhof. Zwei große, freilaufende Hunde verbellen uns als wir näherkommen. Wir biegen gleich hier nach links oben ab.
Die Hunde beruhigen sich wieder als wir nicht mehr näher kommen. Der Schnee hat sich schon einigermassen gesetzt. Mit meinen Schneeschuhen komme ich gut voran. Willy hat es leichter mir in meinen Spuren zu folgen.
Schnell haben wir den ersten Gipfel mit Stein erreicht. Es ist erst ein Vorgipfel.
Der nächste Gipfel schaut interessanter aus. Es gibt sogar einen felsigen Gipfelaufbau ...
mit einer eindrucksvollen Westwand. Wir müssen sie nicht durchklettern, wir können sie umgehen. Der schwierigste Teil der Gipfelbesteigung ist die Überwindung des Stacheldrahtzaunes ohne sich die Hose zu zerreissen.
Willy ist hier bereits auf dem dritten und höchsten Gipfel des Steinkampel, 580 m hoch.
Ein kurzer Abstieg und ein ebenso kurzer Wiederanstieg bringt uns auf den Vorgipfel des Wiegenbergs. Erst hier finden wir die angekündigten Spuren von raxmax. Er ist ohne Schneeschuhe durch den tiefen Schnee gestapft und hat hier umgedreht.
Gleich nebenan ist der höchste Punkt, jetzt mit Namenstaferl zur leichteren Identifizierung. Willy ist schon auf der Suche nach dem nächsten Ziel.
Wir folgen raxmax's Spuren bis hinunter zu dieser Wiese. Er hat die beiden namenlosen Hügel umgangen. Willy und ich gehen oben drüber. Wir sind schon in einem Alter, wo wir nicht mehr so viele Höhepunkte haben, um leichtfertig auf einige leicht erreichbare verzichten zu können. Außerdem müssen wir dann nicht nochmal hinauf, falls jemand einen Namen entdeckt.
Die verschneiten Brombeerranken können uns nur etwas bremsen, aber nicht aufhalten.
Wir haben sogar Hoffnung auf etwas Sonnenschein. Noch tut sie sich schwer den Nebel zu durchdringen.
In der Karte sind zwei Sechshunderter-Höhenlinien zu erkennen. Die erste hat die Form eines Schlauches. Daher nennen wir den unbenannten (?) Gipfel Schlauchberg. Auf diesem Bild sehe ich schon zurück darauf, während ich auf der zweiten ca. 600 m hohen Erhebung stehe, die ein rundes Höhenringerl aufweist und den ich provisorisch Ringberg taufe.
Erst nach einem kurzen Kampf im dichten Fichtenjungwald treffen wir wieder auf die Spur. Sie führt hinauf auf den mit 633 m hohen unbenannten (?) Gipfel, wo knapp unterhalb des höchsten Punktes ein Kreuz steht.
Tatsächlich sind wir hier an der Nebelobergrenze und haben das Glück ein paar Sonnenstrahlen einzufangen.
633 m sind Willy zu wenig. Mit Hilfe des metallenen Hochsitzes erreicht er hier 635 m. Vor lauter Begeisterung über die Sonne und den nahen Gipfel sind wir am Kreuz, das leicht neben dem Weg im Gebüsch steht vorbeigestürmt.
Nach einer kleinen Ehrerunde finden wir es doch noch. In den Karten ist hier das Schacherkreuz eingezeichnet. Tatsächlich ist hier das Zellerkreuz. Laut Inschrift hat sich ein 2einhalb Jahre altes Kind aus Kleinmariazell verirrt und wurde an dieser Stelle wiedergefunden.
Eigentlich war es nicht geplant, aber jetzt wollen wir auch das richtige Schacherkreuz aufsuchen. Knapp vorher kommen wir bei einem Freilichtmuseum für alte Traktoren vorbei, die man hier einfach im Wald abgestellt hat.
Das richtige Schacherkreuz ist zwar in den Karten eingezeichnet, aber dort nicht benannt. Dafür steht hier eine Tafel die infprmiert:
Das "Schacherkreuz" vermittelt uns einen Einblick in jene Zeit, als "Nöstacher Bürger" für die Stifts-Herrschaft im Wald: Am Schachen "robothen" mussten und ab und zu einen "Schwarzen Mann" hier sahen, der manchen das "Zehent-Geld" gar abnahm. Dorfgemeinschaft
Heute sehen wir keinen "Schwarzen Mann", wir können unbehelligt in den Eisgraben runtergehen und unsere Tour beenden.
Unser heutige Runde auf der KOMPASS Karte Niederösterreich eingezeichnet. Wir sind 6,1 km weit gestapft und haben ca. 300 hm zurückgelegt. Dafür haben wir ca. 3 Stunden benötigt.