Im Gebiet der Wiener Hausberge, dem Schneeberg und Raxgebiet gibt es viele Wege. Vor beinahe 100 Jahren gab es noch viel mehr Wegbeschreibungen, wie man in den alten Bergführern von Friedrich Benesch nachlesen kann. In letzter Zeit gibt es einige engagierte Bergsteiger, die den alten Beschreibungen nachgehen und die vergessenen Steige wiederentdecken. Dankenswerterweise gibt es dann neue Berichte davon im Internet zu finden. Die Wege durch das Übeltal und das Große Wolfstal habe ich schon erkundet. Heute möchte ich den Aufstieg über den Jägerriegel versuchen und wenn ich den Beginn des Staudengrabens von oben finde, eventuell durch diesen absteigen.
Eigentlich war ich der Meinung, dass für heute gutes Wetter vorhergesagt war. Als ich in Kaiserbrunn ankomme, regnet es trotzdem. Irgendwo da müsste der Jägerriegel sein.
Am Beginn des Wolfstals ist eine große Wildfütterung. Ich bin schon vorher auf den Bergrücken hinauf und sehe von oben ein blaues Auto.
Später auch noch zwei Männer mit zwei Hunden. Um nicht gesehen zu werden, schleiche ich vorsichtig hinter dem Kamm vorbei.
Schön und angenehm ist der Jägerriegel im unteren Bereich zu gehen.
Bis man zu diesem Hindernis kommt. Hier quert der Steig gut sichtbar nach rechts, um dann später auf einem Nebengrat weiterzugehen.
Der Verlauf des Steiges wird undeutlicher. Aber da steht ein Steinmann. Ist das die Abzweigung des Weges in den Staudengraben?
Ich bleibe jedenfalls am Grat, der hier noch breit und unschwierig ist.
Hier hinauf wird es steiler. Da nehme ich schon die Hände zu Hilfe. Gut dass der Nieselregen in der Zwischenzeit aufgehört hat.
Der Boden ist zwar feucht, aber nicht wirklich nass.
Diesen Block kann ich umgehen, aber ...
... nicht bevor ich den Petergstamm (Aurikel) bewundert habe.
Dann komme ich zu diesem Ort. Den Pflock kenne ich aus den Beschreibungen. Ab hier soll es ernst werden.
Es scheint mir auch so. Vor mir sind Felsen, die ich nicht überklettern möchte. Links geht es beinahe senkrecht runter.
Rechts im Steilwald soll eine Umgehung möglich sein. Ich bin schön öfter im steilen Waldgelände unterwegs gewesen,
aber dieser Steilwald ist wirklich steil, für mich zu steil.
Ich kehre um und gehe auf dem gleichen Weg zurück nach Kaiserbrunn, das da tief unten zu sehen ist.
Auch der Abstieg ist nicht einfach. Nur nicht ausrutschen auf dem feuchten, erdigen, schottrigen, föhrennadeligen Untergrund. Bei diesem Gratzapfen hätte ich mich fast verstiegen und bin links vorbei hinunter, dabei beginnt hier eine Querung nach rechts (in Abstiegsrichtung).
Ich habe auch überlegt, den Steig in den Staudengraben zu suchen, mich aber dagegen entschieden.
Stattdessen schaue ich mir die Wände des Hochgang an.
Dann bin ich wieder unten in Kaiserbrunn. Es ist erst mittags, zu früh um nach Hause zu fahren.
Ich schaue mir noch den Beginn des Staudengrabens an. Den wollte ich absteigen. Solche unbekannte Wege gehe ich
beim ersten Mal lieber im Aufstieg, da kann ich notfalls umkehren, was beim Abstieg nicht so leicht ist.
Gleich nach der gemähten Futterwiese wird der Graben rustikaler. Der Name scheint gut gewählt zu sein, Stauden gibt es genug.
Bei einer Steilstufe hängt nicht nur ein altes Seil herunter, es glänzt auch eine stabile, neuere Kette mit der ich mich bequem hochziehen kann.
Danach geht es weniger steil weiter hinein in den Graben.
Benesch beschreibt den Staudengrabenanstieg als wenig lohnend. Mir gefällt er ausnehmend gut.
Sehr weglos, einsam, natürlich, wildromantisch. Solche Hindernisse lassen sich überwinden, wenn man wegloses Gelände mag.
Langsam steigt der Graben steiler an. Ich gehe immer in der Grabensohle und manchmal habe ich das Gefühl einen Steig zu queren,
ich halte das für Wildwechsel.
Dann sehe ich sogar eine Markierung und ab hier auch einen deutlich sichtbaren Steig.
Der Weg umgeht eine Steilstufe auf dem Hang und führt dann wieder in den Graben hinunter.
Durch den Weg komme ich deutlich schneller voran. Ich wollte ja nur den Beginn erkunden,
jetzt sehe ich eine Chance doch noch auf's Schlageck zu kommen.
Das Schlageck ist ein 1210 m hoher Gipfel(?) im oberen Bereich des Jägerriegels.
Wenn er sich als erwanderbar herausstellt, gehört er noch im meine Liste.
Der Weg wendet sich leider in die andere Richtung. Er scheint hinauf zu dieser Hütte und weiter zum Wachthüttelkamm zu gehen. Ich hätte den Weg gerne weiterverfolgt, um zu sehen wo er in den Wachthüttelkamm einmündet. Der Staudengraben kommt ja auch als schöner Abstieg in Frage, wenn man weiß, wo er beginnt.
Trotzdem quere ich jetzt den Staudengraben und gehe hinauf, auf den Grat oberhalb des Schlagecks. Ich bin schon zehn Meter zu hoch,
aber ich habe keine Motivation in diesem Gamsgelände weiter runter zu krabbeln, nur um einen bestimmten Punkt am Grat zu suchen.
Mich zieht es weiter nach oben. Anfangs ist der Grat noch schmal, aber bald wird er breiter und weniger steil.
Es lohnt auch, sich manchmal umzudrehen und den Schneeberg mit Stadelwand und Hochgang zu betrachten.
Nach ganz wenig Latschenkontakt habe ich den Weg zwischen Wachthüttelkamm und Ottohaus gefunden.
Hier könnte ich gleich wieder runter und über den Wachthüttelkamm absteigen.
In der Zwischenzeit ist die Sonne rausgekommen, Zeit habe ich auch noch genug, ich gehe noch weiter rauf.
Hier blicke ich vom Ottohaus hinüber zum Schneeberg.
Über den Törlstein und das Törl hinunter nach Reichenau.
Der höchste Berg Niederösterreichs lenkt die meisten Blicke auf sich.
nach einer Stärkung im Ottohaus (ich bin der dritte Gast heute) wende ich mich dem Wachthüttelkamm zu.
Einmal noch ein Schneebergbild, dann gehts runter.
Der Talschluss des Großen Höllentales, durch den der Gaislochsteig führt.
Hier endet der Steig durch die Teufelsbadstube. Gegenüber liegt die Klobenwand.
Die Tiefblicke sind nicht so ganz mein Geschmack, daher wende ich mich den näheren Dingen zu, wie...
... dem Enzian und dem ...
... Petergstamm.
Erst im unteren Bereich des Wachthüttelkammes gibt es eine Menge Leitern.
Ich bin hier schon öfters unterwegs gewesen. Kann es sein, dass es früher nicht ganz so steil runter ging?
Die Leitern sind alt, aber gut, verbogen aber bombenfest.
Dann brauche ich nur noch entlang der Höllenthal-Bundesstraße zurück zum Auto zu gehen.
Auch wenn ich nicht den ganzen Jägerriegel überschritten habe, bin ich durchaus zufrieden mit meiner Raxwanderung auf alten Pfaden.
Hier auf der KOMPASS Karte Niederösterreich habe ich, wie immer, meinen zurückgelegten Weg eingezeichnet.