Whiteout auf der Karlspitze
Planneralm, Karlspitze, 2097 m, Jochspitze, 2037 m, Planneralm
Nach der gestrigen anstrengenden Tour auf das Hochmühleck habe ich für heute etwas leichteres gesucht. Die sibirsche Kälte kommt ja erst in der Nacht. Heute soll es sonnig sein und da möchte ich nicht im Wald herumirren. Um mich nicht zu sehr plagen zu müssen wähle ich einen hohen Ausgangspunkt. Da ist die Planneralm ideal geeignet. Hier darf ich noch gratis die Straße und den Parkplatz benutzen und ich brauche auch kein Tourengehertickel lösen. Die Straße ist gut geräumt und gestreut, im oberen Bereich ist aber eine Schneefahrbahn. Winterreifen sind ausreichend, Ketten oder Allradantrieb ist nicht notwendig. Es ist Wochenende und in der Steiermark sind noch Semesterferien, daher ist der Andrang sehr hoch. Ganz hinten gibt es noch Parkplätze. Die Einweiser sorgen dafür dass platzsparend geparkt wird.
Noch ist auf der Planneralm nichts von der Sonne zu sehen. Die Massen strömen zu den Liftanlagen. Ich nehme meine Schneeschuhe und gehe rauf zur Rodelbahn. Schnee gibt es genug, auch auf der Rückseite des Hotels. Gut dass die Rauchfänge noch aus dem Schnee rausschauen, so kann wenigstens gut geheizt werden wenn es morgen so richtig kalt wird.
Auch auf der Rodelbahn kommen mir schon ein Schifahrer mit Husky an der Leine und eine Familie mit Kindern auf dem Schlitten entgegen. Wer die Kurve nicht kriegt fliegt raus, aber das ist kein Problem. Außerhalb der Bahn ist weicher Pulverchnee, da wird man sanft gebremst.
Am Ende der Rodelbahn folge ich einer ausgetretenen Spur. Ich weiß nicht wo die genau hinführt, aber es ist gut zu gehen und zur Orientierung verlasse ich mich auf mein GPS.
Das Gelände wird steiler und der Nebel wird dichter. Ich folge der Spur bis zu dieser Hütte am Grat. Ich erinnere mich hier schon gewesen zu sein. Damals am 23.01.2017 bin ich über den Nordgrat auf die Karlspitze aufgestiegen. Wer wissen will wie die Berge hier bei schönem Wetter aussehen kann auf den Link klicken.
Die Schispuren enden hier. Sie sind wieder abgefahren. Ich gehe noch weiter hinauf. Im Nebel ist überhaut nichts mehr zu sehen. Ich erinnere mich dass mir bei meiner Tour im Jänner 2017 felsige Stellen und eine heikle Hangquerung Probleme gemacht haben. Das brauche ich im Nebel nicht nochmals. Ich versuche den Hang etwas unterhalb zu queren wo er noch nicht so steil ist um dadurch auf den markierten Normalanstieg zu kommen. Es ist weiß, überall, unter mir, ober mir und auch links und rechts. Ich kann überhaupt nichts mehr erkennen. Ich gehe bergab und habe plötzlich das Gefühl einen tiefen Graben mit steilen Hängen vor mir zu haben. Mit GPS kontrolliert sollte es den hier gar nicht geben. Vorsichtig quere ich hin und her und plötzlich geht es wieder bergauf. Den Graben den ich dachte zu sehen gibt es gar nicht.
Manchmal höre ich Leute reden aus dem Nebel. Immer wieder schaue ich auf die Karte. Ja ich bin richtig unterwegs. Der Schnee ist tief und weich und dann komme ich zum Aufstiegsweg wo mehrere Tourengeher unterwegs sind. Der Großteil ist mit Schi ausgestattet. Es sind aber auch einige mit Schneeschuhen und dem Snowboard am Rücken dabei. Alle, auch ich gehen selbstverständlich in der gleichen Spur, sofern sie noch vorhanden ist. Abfahrende bzw. mit quergestellten Schi abrutschende Schifahrer haben sie ziemlich radikal zerstört. Auf dem Vorgipfel stehen die drei jungen Männer mit Snowboard und suchen den Gipfel. Sie gehen dann hinter mir her und so erreichen wir alle das Gipfelkreuz auf der Karlspitze.
Es sind recht viele Leute hier oben. Die Sonne traut sich zaghaft durch den Nebel. Wenn man gerade hinauf schaut sieht man sogar kurz einen blauen Himmel. Alle freuen sich als plötzlich ein weißer Gipfel zu sehen ist. Ich weiß sogar welcher das ist, wisst ihr das auch? Leider ist die Aussicht nur von kurzer Dauer. Nach ein paar Minuten ist wieder grau das Einzige das zu sehen ist.
Ich steige wieder ab. Einen kurzen Moment ist der Berg sichtbar.
Das Schidepot knapp unterhalb des Gipfels. Das Kreuz ist schon wieder vom Nebel eingehüllt. Bis zur Scharte folge ich unseren Aufstiegsspuren.
Da ich immer noch auf Sonne hoffe gehe ich noch weiter zur Jochspitze. Hier gibt es kaum brauchbare Spuren. Der Nebel ist so dicht dass ich immer wieder kontrolliere wo ich bin. Ich kann nicht einmal sagen ob es bergauf oder bergab geht. Einmal glaube ich wieder einen Graben vor mir zu haben, aber es geht immer steiler werdend bergauf. Die Stange bezeichnet den Gipfel der Jochspitze. Ich halte mich jetzt nicht lange auf und gehe zurück. Immer bin ich bedacht meine eigene Spur nicht zu verlieren. Erst beim Wegweiser gehe ich einfach in der Falllinie runter. Ich bin froh das Gelände hier zu kennen, es drohen keine Abgründe. Irgendwann treffe ich wieder auf eine gute Spur und kann auf dieser zur Planneralm zurückgehen. Im Gasthaus zum Grimmingblick gibt es eine gute Kaspressknedlsuppe und ein Gösser und als ich zum Auto zurückgehe kommt die Sonne raus. Ich hätte heute zwei Stunden länger schlafen sollen.
Meine heutige Wanderung auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Ich bin ca. 7 km weit gegangen,
habe 550 hm bewältigt und dafür 5 Stunden benötigt. Beim Aufstieg hatte ich Probleme mit der Trackaufzeichnung.
Ich habe daher händisch ergänzt. Ich weiß nicht genau wo ich da wirklich herumgeirrt bin.