Tiefschnee in der Notgasse
Lend, Öfen, Rahnstube, Brandalm, Notgasse, Wiesmahd, Brandalm, Rahnstube, Öfen, Lend
Gestern hat es geschneit und heute soll es bitterkalt werden. Ich habe einen gemütlichen Zuhausetag geplant. Wecker wird keiner gestellt, ich will den ganzen Tag schlafen. Außer ich bekomme Hunger oder muss auf's WC. Um halb 8 bin ich trotzdem auf. Ich freue mich auf meinen Frühstückskaffee. Ich drehe die Heizung höher, denn draussen hat es minus 12 Grad. Nach dem Frühstück kann ich mich ja noch mal ins Bett legen. Doch dann werde ich daran erinnert dass mich früher diese Kälte nicht daran gehindert hat eine Wanderung zu machen. Sogar schlechtes Wetter hat mich nicht davon abgehalten rauszugehen. Ja früher habe ich sogar sehr lange Wanderungen gemacht. Manche halten mich schon für ein Weichei, einen alten Schönwetterwanderer. Ich muss etwas für mein Image tun!
Um halb 10 bin ich in Lend bei der Kneippanlage. Kneippen ist heute nicht drin, ich ziehe mich warm an und los gehts. Ich wundere mich noch dass schon 3 Autos hier stehen. Normalerweise ist im Winter hier niemand.
Wie so oft geht es durch die wunderbaren Öfen steil nach oben. Felswände begrenzen diese Schlucht und wie immer bewundere ich diejenigen, die es geschafft haben hier eine Straße durch zu bauen. Die Straße ist gut geräumt und wird auch im Winter von Autos mit Schneeketten und Allradantrieb befahren.
Der steile Anstieg bewirkt dass mir trotz der Kälte warm wird. Wenigsten ist es hier nicht mehr soooo steil.
Geräumt ist die Straße gut, daher habe ich meine Schneeschuhe auf dem Rucksack. Man muss natürlich aufpassen, denn gestreut ist nicht und die Schneefahrbahn ist teilweise glatt. Bei der Abzweigung zum Stoderzinken steht ein Jäger mit seinem Auto. Er meint dass ich Glück habe denn in den letzten drei Tagen wurde gejagt, da hätte ich nicht da gehen können.
Bei der Rahnstube stehen weitere Autos. Mehrere Personen in Grün sind anwesend und ein Jagdhund verbellt mich. Ein Auto bleibt neben mir stehen. Der Fahrer will wissen wo ich hin will. Als ich im sage zur Viehbergalm zu wollen meint er das sei gefärhrlich weil sie da jagen. Ich wollte ja wirklich zur Viehbergalm, aber ich bin flexibel. Dann gehe ich halt weiter zur Brandalm. Meinen Entschluss hat auch die geräumte Straße gefördert. Da ist es einfacher zu gehen.
Winterwonderland.
Neben der Koritzwand vorbei gehe ich auf der Straße weiter zur ...
... Brandalm. Es ist sonnig, aber leider bin ich vorher und auch nachher fast nur im Schatten gegangen.
Hier ist es vorbei mit der Schneeräumung. Ich schnalle die Schneeschuhe an und gehe weiter. Es ist mühsam, denn der Schnee ist weich und tief. Ich überlege erstmals umzudrehen, aber ein Stück kann ich noch weitergehen.
Am Beginn der Notgasse. Ich hatte ja gehofft dass es schon Spuren gibt. Leider ist das nicht der Fall. Unglaublich viel Schnee liegt hier.
Gut dass ich den Weg kenne. Ich weiß dass ich hier richtig bin.
Hier gehts weiter ...
... und weiter. Der Schnee ist tief.
Die Felszeichnungen sind nur teilweise zu sehen. Die meisten sind unter dem Schnee. Die interessieren mich heute allerdings wenig. Ich bin froh wenn ich da weiterkomme ohne im Schnee zu versinken.
Zweifel kommen auf. Warum mache ich das? Siehe Eingangstext!
Jetzt umzudrehen wäre eine Niederlage. Also Augen zu und durch.
Links vorbei.
Hier schaut es nicht so aus, aber es geht mittendurch.
Natürlich ist die Notgasse ein Naturdenkmal. Hier rücken die Wände eng zusammen.
Nach dieser Passage versuche ich ein Selfie für meine Meli zu machen. Sie freut sich immer wenn ich ihr ein Lächeln schenke. Durch die Plagerei ist mir das Lachen aber vergangen. Ich bin erschöpft, aber ich versuche es trotzdem. Solche furchterregende Grimassen kommen dabei heraus. ;-)
Es ist nicht mehr weit. Eine letzte Kraftanstregung wird nötig. Ich würde mich ja gerne wo hinsetzen/hinlegen und pausieren und jausnen, aber im tiefen Schnee gibt es dafür keine Gelegenheit.
Von den Seiten ist viel Schnee in den Graben gerutscht. Die Lawinengefahr schätze ich trotzdem gering ein. Es gibt keine steilen Hänge oberhalb der Schlucht wo der Schnee abrutschen könnte.
Sehr überrascht bin ich von diesem Fundstück. Hier klemmt ein Eiskratzer/Schneebesen in den Felsen. Na den kann ich hier nicht brauchen. Bei der Schneemenge müsste der deutlich größer dimensioniert sein.
Da vorne sehe ich das Naturdenkmaltaferl und das Steigbuch. Die Notgasse hat ein Ende. Ich freue mich sehr, dass es jetzt einfacher wird.
Wird es aber nicht. Die Felsen sind zwar weg, aber der Schnee ist trotzdem tief. Kurz danach komme ich auf ...
... eine Forststraße. Das hilft mir leider überhaupt nicht weiter, da es keine Räumung und keine Spuren gibt.
Auch in der Sonne bin ich nur ganz kurz. Hier geht es schon im Schatten weiter.
Ich hatte ja gehofft nur noch bergab gehen zu müssen. Eine kleine Gegensteigung wird zur Herausforderung.
Auch wenn es fast gerade weitergeht, komme ich kaum vom Fleck. Ich bin müde und hungrig, würde am Liebsten meine Wanderung beenden. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig als weiterzugehen. Hier kann ich nicht bleiben.
Hinter mir ist der Stoderzinken zu sehen. Ohne Schnee wäre es möglich nach der Notgasse noch da raufzugehen.
Heute bin ich sehr froh auf meine Aufstiegspuren zu treffen und kurz danach die Brandalm zu ereichen. Jetzt kann ich die Schneeschuhe auf den Rucksack packen. Auf der geräumten Straße komme ich flotter und vor allem kraftschonender weiter.
Der Kammspitz liegt vor mir und ...
... der Hohe Stuhl und der Stoderzinken bleiben zurück.
Entlang der Straße hängen die Eiszapfen wie Orgelpfeifen herunter.
Jetzt nur noch runter durch die Öfen. Gleich habe ich mein Auto erreicht und kann die Heizung aufdrehen. Obwohl so kalt war mir eigentlich gar nicht. Es war windstill und durch die Anstrengung wurde mir warm. Nur die Finger und die Zehen können schon etwas Warmluft vertragen.
Meine heutige Wanderung auf der KOMPASS Karte Steiermark eingezeichnet. Ich bin ca. 16 km weit gegangen und habe über 600 hm bewältigt und dafür 7 Stunden benötigt.