Das derzeitige besonders schöne Herbstwetter hat mich nach der Gindelsteinbesteigung gleich am nächsten Tag wieder auf den Berg gelockt. Statt zuhause den Bericht für das Tourenbuch zu schreiben, erinnere ich mich an eine Tour, von der ich schon länger gelesen habe und die mir immer gut gefallen hat. Von Hinterstoder mit der Seilbahn auf die Hutterer Höss, dann über Schrocken und die Mölbinge zur Hochmölbinghütte. Zurück über den Grimmingboden und die Türkenkarscharte ins Stodertal. Das Ganze sollte bei ca. 9 Stunden Gehzeit auch für mich in einem Tag zu schaffen sein. Für eine Tagestour ist mir aber die Anfahrt aus Wien zu weit. Außerdem ist Wahlsonntag. In Wien wird heute der Landtag und der Gemeinderat und damit der Bürgermeister neu gewählt. Da will ich dabeisein. Ein kurzer Anruf beim Wirt der Höchmölbinghütte zeigt die Lösung. Die Hütte ist noch geöffnet, ich kann dort übernachten, ich mache eine Zweitagestour mit Hüttenübernachtung! Ab sieben Uhr sind die Wahllokale geöffnet. Ich gebe meine Stimme ab, schon bin ich weg in Richtung Berg.
Ausnahmsweise, weil ich spät dran bin und so schnell wie möglich in der Sonne sein will, fahre ich mit der Seilbahn
bis auf die Hutterer Höss. Hier ist ein Schigebiet, da darf natürlich ein Speichersee für den Kunstschnee nicht fehlen.
Künstliche Natur mag ich normalerweise nicht, aber dieser See gibt ein schönes Fotomotiv, mit dem Toten Gebirge dahinter.
Es ist leicht windig, daher ist die Wasseroberfläche ein wenig gekräuselt. Die Spiegelung wird dadurch unscharf.
Der wolkenlos, blaue Himmel ist dagegen ideal für Fotos.
Die vielen Lifte, Pisten und Wege gefallen mir weniger, ich gehe rasch in Richtung Schrocken,
aber
nicht ohne mich umzublicken zum Toten Gebirge, vom Großen bis zum Kleinen Priel.
Angesichts dieser Felsen am Schrockengrat wird mir schon ein wenig bang. Es gibt ein dickes Drahtseil zum Anhalten,
das hilft vor allem der Psyche. So schaffe ich den Aufstieg ohne Probleme. War eh ganz leicht.
Am Gipfel ist einiges los. Bei dem Kaiserwetter am Sonntag auch kein Wunder. Ich schaffe es trotzdem ein Gipfelbild
ohne Menschen zu machen. In der Ferne ist der Dachstein zu sehen.
Gezoomt sieht man ihn besser.
Hier auf dem Grat geht es weiter zur Kaminspitze (mitte) und zur Kreuzspitze (rechts).
Den Gipfel der Kaminspitze ziert ein kleines Kreuz. Die Kreuzspitze dagegen hat nur eine Holzstange und Wegweiser.
Vom Gipfel der Kreuzspitze dominiert der Blick zum Hochmölbing. Es geht immer am Grat entlang,
der Wind bläst ganz ordentlich,
also mache ich hier keine Pause.
Gipfelkreuz auf dem Hochmölbing mit dem überschrittenem Grat mit Kreuz- links) und Kaminspitze (rechts).
Am Mittermölbing teilt sich der Weg. Man könnte über den Querlstein zur Brunnalm absteigen.
Ich gehe hier weiter, über den Kleinmölbing und das Kirchfeld zur Hochmölbinghütte.
In der Bildmitte der wuchtige Grimming, rechts unten der Grimmingboden.
Hinter dem dunklen Grimming grüßen aus der Ferne die Gletscherberge Hochalmspitze und Ankogel.
Auf dem Kleinmölbing scheint eine Menge los zu sein.
Ist es auch, wie man im Zoom deutlich sieht. Brauche ich dort eine Platzkarte?
Bis ich drüben bin, geht gerade der Letzte runter. Ich habe den Gipfel für mich allein.
Der Wind bläst hier nicht mehr so heftig. Ich kann mich ins Gras legen und die Aussicht genießen.
Der Grimming, der Hechlstein, das Sumpereck, rechts unten der Grimmingboden, weit dahinter der Dachstein.
Das Tote Gebirge ist ganz nahe. Hebenkas, Brandleck, Hochkasten, Temlberg, Spitzmauer und Großer Priel glaube ich bestimmen zu können.
Viel gemütlicher geht's für mich zum Kirchfeld bergab. Schöne Almböden, kleine Seen, grüne Latschen und gelbe Lärchen.
Herrlich geht es sich hier entlang.
Ein Blick zurück zum Kleinmölbing muss noch sein...
...dann sehe ich die Hochmölbinghütte unter mir. Eine kurze Pause tut gut, aber zum Schlafen ist es viel zu früh.
Der gegenüber liegende Raidling bietet sich noch an für eine Besteigung. 45 Minuten später bin ich oben beim Gipfelkreuz
auf dem Westgipfel in 1902 m Höhe. Der um 7 m höhere Ostgipfel ist der Latschenhügel dahinter.
Auf der Südseite beeindruckt mich der felsige Hochtausing.
Weiter westlich der Grimming und der Kamm von der Schneehitzalm über den Bärenfeuchtmölbing zum Hechlstein.
Tief unten liegt die Niederhüttenalm mit der Hochmölbinghütte.
Die Tagesgäste sind abgestiegen, es wird ruhiger, die Schatten werden länger. Die Speisenauswahl ist bescheiden,
aber hungern muss auch niemand. Die Wirtsleute sind freundlich und nett (und halten die Hütte noch bis 26.10. offen).
Am nächsten Tag fallen auch auf den Grimming die Sonnenstrahlen, schaut gleich nicht mehr so düster aus, wie am Abend.
Mein Weg führt mich hinauf zur Sumperalm, wo auch gerade die Sonne die Hütten erreicht. Lange kann ich die Sonnenstrahlen
nicht genießen, der Abstieg in den Grimmingboden liegt im Schatten, es ist frisch da unten.
Geplant hatte ich zwar den Rückweg über die Türkenkarscharte nach Hinterstoder. Jetzt erscheint mir der Weg aber zu kurz.
Es wäre schade so schnell schon wieder im Tal zu sein. Ich beschliesse eine Umweg über das Salzsteigjoch zu machen.
Ich gehe also am Grimmingboden nach Westen. Unten im Schatten ist es kalt, der Reif liegt auf den Gräsern, kleine Lacken sind mit einer Eisschicht überzogen. Auf dieser Brücke überquere ich den Gimmingbach, dann geht es endlich wieder bergauf in die Sonne.
Bei den ersten Hütten der Interhüttenalm sehe ich den Vorgipfel des Almkogels vor mir. Da will ich rauf.
Das Latschenfeld veruche ich links zu umgehen. Eine breite Latschengasse und mein Bestreben rasch höher zu kommen,
verleiten mich aber dazu, zu früh hinaufzugehen. Eine Weile habe ich Mühe wieder aus den Latschen rauszukommen.
Hier habe ich es bereits geschafft. Der Wiesenhang ist zwar steiler als es am Foto aussieht, aber problemlos zu begehen.
Ich mache mir aber Sorgen, wie ich den felsigen Gipfel schaffen soll.
Die Sorge ist unbegründet. Es handelt sich nur um einen Vorgipfel. Daran vorbei komme ich leicht zum Gipfelkreuz.
Der höchste Punkt ist dann noch ein Stück weiter. So kann ich auf den Gipfel hinunterschauen.
Ganz links erkenne ich den Schwarzensee. Vor dem Dachstein ist der Grubstein zu sehen. Dazwischen ganz klein der Traweng
und der Sturzhahn. Weiter rechts das Kleine und das Große Tragl. Da war ich mit Schneeschuhen schon oben. (Bericht).
Die Spitzmauer und den Großen Priel hatte ich gestern schon besser im Blick.
Das müsste der Ankogel sein.
Bei dem bin ich mir nicht sicher. Der Hocharn möglicherweise?
Der Dachstein ist nahe genug um ihn sicher erkennen zu können.
Schon der Hüttenwirt der Hochmölbinghütte hat mir gesagt, dass es zwischen Almkogel und Salzsteigjoch einen direkten Weg über den Gamsstein gibt und es nicht nötig ist, den Umweg über die Leistalmhütte zu gehen. Ein Wanderer, der nach mir auf den Almkogel kommt, bestätigt es. Daher blicke ich hier bereits vom Gamsstein zurück zum Almkogel.
Über den Gamsstein geht es noch, mit Steinmandeln markiert gemütlich dahin.
Dann ist ein großes Latschenfeld, das bis an die Felsabbrüche reicht. Der Rückblick zum Gamsstein.
Der weitere Steig führt am Rand der Latschen über Felsen und Schotter entlang. Äußerst vorsichtig setzte ich hier
meine Schritte. Ausrutschen absolut verboten.
Beim Salzsteigjoch freue ich mich, dass ich wieder den markierten Weg sehe. Jetzt geht es erst mal steil auf dem schottrigen Weg in die Schlucht.
Weiter unten gibt es Drahtseile zum Anhalten. Der Salzsteig erweist sich als gut machbar, auch für Leute mit Höhenangst, wie mich.
Trotzdem bin ich froh das untere Ende der versicherten Stellen zu erreichen.
Genussvoll wandere ich hinaus nach Hinterstoder, vorbei an der Poppenalm.
Dann über den Schotter, der diesen Baum fast bis zur Krone in sich begraben hat.
Idyllisch ist der Blick vom GH Baumschlagerreith ins Tal.
Hier hinauf schaut es für mich eher erschreckend aus. Freunde von Felszacken wird es besser gefallen.
Während ich mein verdientes Bier geniesse, kommen zwei Wanderer, die den Dolomitensteig begangen sind.
Ich bitte sie mich bis nach Hinterstoder mitzunehmen und erspare mir so den Anruf beim Rufbus. Danke Euch!
Eine sehr schöne herbstliche Tour geht zu Ende. Es wäre schade sich hier nicht die Zeit zu nehmen, um viel zu schauen und fotografieren.
Meinen zurückgelegten Weg kann man wieder auf der digitalen KOMPASS Karte nachverfolgen.
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