Ein neuer Tag ein neues Ziel. Einige wollen zum Obernberger See, weil es dort so schön ist. Die Gipfelstürmer können vom See auf den Obernberger Tribulaun gehen, die gemütlichen Wanderer spaziern um den See. So der Plan! Für den heutigen Tag ist zwar schönes Sommerwetter, aber auch am Nachmittag heftige Gewitter vorhergesagt. Manche wollen daher gar nicht erst weggehen, für mich ist es ein Grund früher wegzugehen um vor dem Gewitter zurück zu sein.
Doris und Jörn sind keine Langschläfer und sie wollen auf den Gipfel. Wir fahren daher zu Dritt schon vor den Anderen nach Obernberg und beginnen die Tour.
Am Vorabend und in der Nacht hat es geregnet. Jetzt hängen noch die Reste der Regenwolken in der Luft und lösen sich erwartungsgmäß langsam auf.
Beim geschlossenem und ziemlich heruntergekommenen Gasthaus bin ich entäuscht. Das soll der vielgepriesene schöne See sein? Bis ich draufkomme, dass der richtige, viel größere See erst hinter den Bäumen beginnt.
Gut markiert beginnt der Weg anzusteigen. Im Wald wächst der Schlangen-Bärlapp zwischen den Heidelbeeren.
Nach dem Wald beginnt die Latschenzone. Ein schöner Weg führt mitten hindurch. Durch den Regen der Nacht ist das Gras und bald sind auch unsere Hosen und Schuhe schön durchfeuchtet.
Erwartungsgemäß lösen sich die Restwolken auf. Es wird sonnig und wärmer. Doris beschließt sich heute nicht plagen zu wollen, sie dreht um und will den See umrunden und danach auf uns warten.
Ganz ohne Blümchen geht es auch heute nicht. Da kann ich nicht so einfach vorbeigehen.
Jörn und ich gehen weiter. Die Latschen bleiben unter uns zurück ...
... wie auch Doris und der Obernberger See, der ihr wichtiger ist als der Gipfelsieg.
Eine erste Steilstufe wird mit Hilfe von Drahtseilen überwunden.
Die gleiche Stelle von oben. Jörn kommt — viel zu langsam — nach. Er hat heute einen schlechten Tag. Normalerweise ist er bedeutend schneller, aber heute geht es nicht besser.
Nach den Felsen geht es grasig weiter. Ein schmaler und steiler Wiesenweg führt weiter hinauf, ...
... zur zweiten versicherten Stelle. Ein Seil sichert den Aufstieg über dieses Band unter der Felswand.
Auf dem Schotter sehe ich eine Herde Gämsen, glaube ich halt, denn näher komme ich nicht ran und mein Zoom ist nicht besser. Wir halten eine Jausenpause, doch auch dadurch erholt sich Jörn nicht. Wir müssen akzeptieren, dass er heute den Gipfel nicht schafft. Er bleibt zurück und wartet auf mich während ich noch weiter hinauf gehe.
Auf den Felsen stehen Steinböcke, aber auch die sind viel zu weit weg, ...
... genau wie der Adler, der über mit kreist. Oder ist das schon ein Geier, der auf meine oder Jörns Überreste wartet?
Ich überwinde noch eine dritte gesicherte Steilstufe bis ich auf einen Sattel komme, der erstmals den Blick zum Gipfel ermöglicht.
Zuerst gehe ich zum Kleinen Tribulaun, wobei ich nicht genau weiß welcher der ungefähr gleich hohen Mugeln der richige ist. Die Wolken werden jetzt rasch mehr. Kommt schon das angekündigte Gewitter? Normalerweise wäre ich weitergegangen, aber ich will Jörn nicht zu lange warten lassen. Er soll nicht wegen meines Ehrgeizes in den Regen oder gar ins Gewitter kommen. Auch Doris möchte ich nicht zu lange allein warten lassen, denn die Seewanderer haben sich von den morgendlichen Wolken erschrocken und sind gar nicht erst losgefahren. Der Gipfel läuft mir nicht weg, ich drehe um.
Jörn hat die Pause gutgetan. Er hat sich erholt und bewältigt den Abstieg über das Band, ...
... danach über den Wiesenweg, ...
... und natürlich auch diese Stellen.
Unten am See ist es immer noch schön. Die Wolken haben sich wieder verzogen.
Eine kleine Runde geht sich noch aus.
Auf einer Halbinsel steht die Kirche Maria am See, die auch innen sehr schön anzusehen ist.
Wie eine Ansichtskarte vom ehemaligen Seegasthaus.
Eins geht noch.
Wir schlendern zurück über die Alm zum Parkplatz, wo wir im Gastgarten auf Doris treffen und fahren zurück nach Fulpmes. Das Gewitter kommt dann noch, als wir alle zusammen beim Abendessen sitzen. Manchmal klappt halt nicht alles, wie man es geplant hat, vor allem wenn viele unterschiedliche Interessen und Meinungen unter einen Hut zu bringen sind, aber auch ohne Gipfelsieg war es ein schöner Tag in den Bergen.
Unsere heutige Tour auf der KOMPASS Karte Tirol eingezeichnet. Ich habe 11 km und ca. 1000 hm zurückgelegt. Nach einem Seespaziergang waren wir nach etwas mehr als 6 Stunden zurück beim Parkplatz.