In den Türnitzer Alpen bin ich oft und gerne unterwegs. Natürlich habe ich alle Gipfel über Tausend Meter Höhe längst bestiegen. Der Tirolerkogel ist durch seine Gipfelhütte auch im Winter ein beliebtes Ziel. Von Annaberg erreicht man die Annabergerhütte über einen präparierten Weg in gemütlichen 1,5 Stunden. Das ist mir für einen ganzen Tag zu wenig. Ich nehme einen etwas weiteren Weg und starte in Türnitz.
Eigentlich ist mein Ausgangspunkt kurz nach Türnitz, am Beginn der Wege mit den Markierungen 622 und 655. Hier unten liegt kaum Schnee, daher kommen die Schneeschuhe auf den Rucksack. Ich habe damit kein Problem, die sind ja nicht schwer.
An die Wegmarkierungen halte ich mich nur anfangs, dann suche ich mir selber einen Weg. Im Süden über dem Weiler "Am Berg" sind schon Wolken aufgezogen, ich weiß dass für den Nachmittag eine Wetterverschlechterung angesagt ist.
Bald wird auch der Schnee mehr, die Schneeschuhe kommen zum Einsatz. Ich habe mich noch nicht entschieden ob ich den Eibl auch besteige und gehe einfach rauf. Mal schauen wo ich hinkomme.
Spuren gibt es keine, bis auf ein paar wenige Wildfährten, die bieten mir aber keine Erleichterung beim Stapfen.
Auf diesem Sattel erreiche ich den Weg vom Eibl zur Karnerhofspitze. Ab hier hatte ich auf eine gute Spur gehofft. Noch ist davon nichts zu sehen. Den Eiblgipfel lasse ich rechts liegen, ich gehe gleich zur Karnerhofspitze weiter.
Kurz darauf stosse ich doch noch auf eine schöne Spur. Die ist sogar ganz frisch. Ich komme gleich schneller weiter und kann die Spurer noch einholen.
Die drei Burschen sind mit Schi unterwegs und wechseln sich ab. Ich versuche sie zu überholen und vor ihnen her zu spuren.
Aber dafür ist meine Kondition bei Weitem nicht ausreichend. Ich versinke tief im Schnee und kehre doch wieder in die Schispuren zurück.
Auf dem flachen Gipfel der Karnerhofspitze bleiben sie stehen und fellen ab. Ich hatte gehofft, dass sie noch weitergehen, aber sie wollen wieder zurück zum Eibl, wo sie hergekommen sind.
Ich gehe noch weiter, aber jetzt habe ich keine Spurer mehr. Man Plan sieht vor bis zur Österleinbrunn-Bergrettungshütte zu gehen und dann ins Tal abzusteigen.
Der Kamm zum Schafkogel ist teilweise abgeblasen und dann wieder überwechtet. Insgesamt geht es sich sehr gut. Nachher ginge es wieder steil hinauf zum Karlstein und weiter zum Tirolerkogel.
Links in der Ferne ist die Gemeindealpe zu sehen. Weiter rechts glaube ich Hennesteck und Großer Kegel zu erkennen.
Nachdem ich den Schafkogel noch überschritten habe, komme ich zur Hütte der Bergrettung. Überrascht stelle ich fest, dass Rauch aufsteigt und Spuren zur Hütte führen. Das bedeutet für mich eine Pause am warmen Ofen, statt im windigen Freien. Ich kann mir sogar ein Glas Wasser erschnorren, weil mein heißer Tee schon wieder in der Küche zuhause stehen geblieben ist.
Gut gewärmt und gestärkt ändere ich wieder meinen Plan. Ich will doch noch hinauf zum Karlstein und dann über die Kuchlalm absteigen. Es geht zuerst durch den Wald steil hinauf zum Kamm. Dann muss ich auch einige Schneewechten überwinden.
Ein etwas mitgenommener einsamer Baum steht kurz vor der Hochfläche. Mich empfängt der Wind. Hier oben kann er ganz ordentlich wehen.
Der Wegweiser kurz vor dem Karlstein. Hier sollte ich nach links zur Kuchlalm abbiegen. Andererseits ist das Annaberger Haus nicht mehr weit weg. Die Aussicht auf eine heiße Suppe läßt mich nach rechts weitergehen.
Es wird immer gesagt, dass der Tirolerkogel am Wochenende total überlaufen ist. Von der Seite, von der ich mich der Hütte nähere, also von Norden, sind die weiten, weißen Schneeflächen völlig unverspurt.
Der fast gleichhohe Vorgipfel, manche sagen auch dass das der eigentliche Tirolerkogel ist, liegt jungfräulich vor mir in der Wintersonne.
Massen von Schifahrern? Ich sehe nur meine eigene Spur.
Gipfelkreuz am Tirolerkogel, oder doch nur am Vorgipfel. Wieder habe ich vergessen genau nachzumessen, welcher nun wirklich höher ist.
Offiziell gilt der Gipfel mit dem Annaberger Haus als Tirolerkogel. Der Gastraum ist wie erwartet gut gefüllt, aber ich finde einen Platz und auch die heiße Suppe bekomme ich schnell. Wenn ich jetzt wieder zu meinem Auto zurückgehen muss, habe ich einen weiten Weg vor mir. Ich könnte aber auch nach Annaberg gehen und dort auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Ganz zufällig komme ich dann mit einer Frau ins Gespräch. Sie hat ein Auto am Parkplatz in Annaberg und sie ist bereit mich mitzunehmen.
Manche Schifahrer beginnen zu lachen, wenn sie Schneeschuhgeher sehen. Dabei gibt es dafür überhaupt keinen Grund. Mit Freude und selbstbewusst steigt Karin in ihre neuen Tubbs Flex Alpin Feminin. Gute Wahl, mit diesen Geräten macht Schneeschuhwandern Spaß. Gemeinsam steigen wir ab, zuerst auf dem zerfahrenen Hang ...
... bis zu dieser bekannten Hütte. Ab hier ist die Straße präpariert. Viele Leute kommen uns noch entgegen. Mit Schiern, Schneeschuhen, oder auch nur mit Bergschuhen. Manche haben eine Rodel dabei, andere nur den Hund. Ab und zu zischt ein Schifahrer bei der Abfahrt vorbei.
Das Dahintrotten auf dem breiten flachen Weg wird fad. Karin ist zwar eine versierte Bergsteigerin, aber die Bewegung auf Schneeschuhen sind neu für sie. Ich kann ihr als erfahrener Schneeschuhgeher viele Tricks verraten. Als sie wissen will ob man auch auf steilen Hängen damit gehen kann, probieren wir es aus.
Yes, we can! Der Schneeschuh und Konditionstest wird mit Bravour bestanden. In solchem Gelände macht Schneeschuhgehen mehr Spaß.
Schon längst ist die Wetterverschlechterung eingetreten. Die Straße und der Parkplatz zeigen sich tief winterlich. Um so mehr freue ich mich, dass mich Karin bequem und sicher zu meinem Ausgangspunkt in Türnitz zurückbringt. DANKE!
Hier auf der KOMPASS Karte Niederösterreichs ist meine Route eingezeichnet. Ich habe 5 Stunden reine Gehzeit und eine Stunde Pause für die Strecke gebraucht und habe dabei ca. 15 km und fast 1100 hm im Aufstieg zurückgelegt.